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Archiv-Artikel

Rauchentwöhnung in 10 Schritten

Beobachten, verändern, stabilisieren: Wilma Warbel vom Gesundheitstreffpunkt West begleitet den Abschied von der Tabaksucht

Von ede

„Wissen Sie überhaupt, wovon Sie reden?“ Diese Frage hört die Gesundheitsberaterin Wilma Warbel (Bild) zu Beginn ihrer Entwöhnungskurse des öfteren. Doch wer hofft, die Entwöhnungsfachfrau so als ahnungslose Nichtraucherin zu entlarven – und sich selbst eine Entlastung zu verschaffen, im Falle, der Entzug misslingt – wird enttäuscht. „Ich habe von 14 bis Mitte 30 geraucht“, nimmt sie ihren TeilnehmerInnen sofort den blauen Dunst aus den Segeln. Freimütig räumt sie auch ein: „Aber alle Laster bin ich bis heute nicht losgeworden.“

Der Hang zum Süßen, und damit die Röllchen um die Hüfte, wären auch allzu offenkundig. Solche Themen offen anzusprechen, gehört zum Konzept von „Rauchentwöhnung in 10 Schritten“. „Es ist doch klar: Nikotin kurbelt den Stoffwechsel an. Fällt er weg, verlangsamt sich die Verbrennung“, sagt Warbel. Auch darauf bereitet das Angebot vor, das der Gesundheitstreffpunkt West seit Jahren anbietet – ab September erstmals in nur fünf Wochen.

„Studien haben ergeben, dass viele Teilnehmer das Programm genauso gut in kürzerer Zeit absolvieren“, begründet Warbel die Verkürzung. Das Thema „Rauchen abgewöhnen“ müsse während der Dauer des Kurses nämlich im Vordergrund stehen – und da überdehnten zehn Wochen bisweilen die Geduld der Beteiligten.

Die rund zwölf Beteiligten – „meistens mehr Männer als Frauen“ – haben eins gemeinsam: Sie haben genug geraucht. Meistens zeigten sich schon erste ernste Gesundheitsprobleme: Kurzer Atem, kribbelige Beine. Warbel seufzt: „Die Jugendlichen erreichen wir deshalb so schwer, weil die Folgen des Rauchens sich erst spät einstellen.“ Und noch etwas eint die Entwöhnungsbedürftigen: Sie wollen eine Begleitung durch eine Trainerin und durch die Gruppe. „Die anderen, gleich Betroffenen haben ja alle das selbe Problem“, sagt Warbel. „Da kann man sich austauschen und Tipps geben.“ Dem Freizeitraucher beispielsweise stehen andere bei, wenn er am Wochenende eine Niederlage erlitt, weil die Nichtraucher-Freunde, mit denen er es sich doch schön machen wollte, krank waren. Alleine aber verfiel er gleich an seinem ersten Nichtraucher-Wochenende der alten Sucht – der Zigarette beim Gläschen Rotwein. Ähnlich ging’s dem Stress-Raucher – der ließ nach dem ersten Anraunzer vom Chef den guten Vorsatz fallen. Auch er findet Mitgefühl bei der Gruppe und Stärkung bei Wilma Warbel, die dafür sorgt, dass das Konzept „Beobachten, Verändern, Stabilisieren“ durchgezogen wird.

Zum Entzug gehört unbedingt die geistige Umstellung: „Wer ständig den Gedanken vor sich herträgt, er dürfe nicht mehr rauchen, erlebt ja Verlust und Frust“, sagt Warbel. Das Training ziele deshalb darauf ab, neue Interessen und Gewohnheiten zu entwickeln, die das vermeintlich schöne oder entlastende Rauchen ersetzen können. Dieses Konzept der Entwöhnung gilt seit 20 Jahren als bewährt – die Begleitforschung der Max Planck Gesellschaft sorge für eine Fortentwicklung und Anpassung. ede

Informationen unter www.gtp-west.de oder ☎ 0421-61 70 79.