: Karsais Bruder fürs Grobe
Präsident Hamed Karsais Bruder auf der Gehaltsliste der CIA“, titelte gestern die New York Times. Der 48-jährige Ahmed Wali Karsai vermiete der CIA Grundstücke in seiner Heimatstadt Kandahar. Von dort operiert eine CIA-geführte afghanische Privatmiliz, die Kandahar Strike Force (KSF).
Nicht dass der jüngere Präsidentenhalbbruder CIA-Mieten kassiert, ist der Skandal, sondern was die Amerikaner mit seiner Hilfe machen. Milizen wie die KSF operieren landesweit, müssen sich aber um kein afghanisches Gesetz kümmern. Hier beginnt Karsais Verwicklung: Er ist Chef des Provinzrats von Kandahar und – als inoffizieller Supergouverneur – verlängerter Arm des Präsidenten im paschtunischen Südwesten des Landes. Dort war das gefälschte Stimmenaufkommen für seinen Bruder besonders hoch.
Bald nachdem Bruder Hamed 2001 die Präsidentschaft übernahm, tauchte Bruder Wali in Kandahar mit Bewaffneten auf. „Der benimmt sich wie ein Warlord“, wunderten sich Ausländer. Inzwischen besitzt Wali Karsai Transportfirmen und kaufte Land am US-Stützpunkt in Kandahar auf. Bald gab es Gerüchte über Verwicklungen in den Drogenhandel. Sein Bruder, der Präsident, bestreitet das. Doch die Karsai-Familie ist durch Heiraten mit einigen afghanischen Heroinkönigen verbunden.
2009 scheiterten zwei Anschläge auf Wali Karsai. Ob dahinter Taliban oder die Drogenmafia stecken, blieb unklar. Im August weigerten sich Afghanen wie Briten, eine Stern-Story über einen tonnenschweren Opiumfund durch Spezialeinheiten in einem angeblich Wali Karsai gehörenden Haus in der Provinz Kandahar zu kommentieren. Unlängst sagte Senator John Kerry auf der Rückreise aus Kabul, der US-Geheimdienst verfüge über keine „rauchende Kanone“, also keinen unwiderlegbaren Beweis für Wali Karsais Verbindungen zum Drogenhandel.
Angesichts der Telefonüberwachung in Afghanistan und des Berichts über Wali Karsais CIA-Verbindungen klingt das wenig glaubhaft. Das ist der zweite Teil des Skandals. Eine andere Schlagzeile vom Wochenanfang lautete: „Hamed Karsai fälscht schon die zweite Wahlrunde.“ Hier müsste eigentlich der Name Wali Karsais stehen. TAZ