LESUNG
: Viel Raum für Hoffnung

Es sind ganz flüchtige, unspektakuläre Geschichten, die Chaim Noll erzählt: Von dem Nachbarn, der ihm empfiehlt Israel wieder zu verlassen – und selbst bleibt. Von der russisch-israelischen Babuschka, die im Krankenhaus den kleinen arabischen „Suleimanshik“ bemuttert. Von der deutschen Touristin Anna, deren Eltern besorgt den Bruder hinterherschicken – der sich prompt in eine Israelin verliebt und bleibt. Vom gerade aus Russland eingewanderten Kolja, der sein Leben im Kampf für seine neue Heimat im Libanon verliert. Rund vierzig „Geschichten aus Israel“ hat Noll in „Kolja“ (Verbrecher Verlag, 288 S., 24 Euro) versammelt. Und zeichnet damit ganz unaufgeregt ein aufregendes und vielschichtiges Porträt der israelischen Gegenwartsgesellschaft – mit überraschenden Konfliktlinien jenseits der sattsam bekannten Stereotype. Und viel Raum für Hoffnung.  MATT

■ Göttingen: Di, 30. 10., 20 Uhr, Literarisches Zentrum, Düstere Straße 20