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Archiv-Artikel

Duisburg-Nord: Wie viel verliert die SPD?

taz geht wählen - Die Serie zur Bundestagswahl am 18. September. Die 64 nordrhein-westfälischen Direktwahlkreise im Portrait. Wer kämpft um die Mandate? Wer ist Außenseiter? Wer gewinnt? Heute: Duisburg II

Duisburg? Von den rund 500.000 Einwohnern Duisburgs können fast 160.000 Wahlberechtigte am kommenden Sonntag in Duisburg II ihre Stimme abgeben. Der Wahlkreis umfasst die Stadtteile Walsum, Hamborn, Meiderich, Beeck, Homberg, Ruhrort und Baerl. Duisburg hatte im Juni eine Arbeitslosenquote 17,9 Prozent, im Wahlkreis 117 der im Duiburger Norden liegt sie noch höher. Wer noch Arbeit hat, geht in Walsum unter Tage, bis die Zeche schließt oder arbeitet in einem der sechs Duisburger Hochöfen oder am Logport. Während Duisburg in den 60er Jahren zu den Städten mit dem höchsten Pro-Kopf-Steuereinnahmen in den Bundesrepublik zählte, ist davon heute nicht mehr viel übrig. Immerhin ist die Stadt das Call-Center-Zentrum Deutschlands. Deutsche Bahn AG, Citibank und Dresdner Bank, aber auch der Internetdienstleister AOL und andere beschäftigen in ihren Telefonservice-Niederlassungen gut 5.000 Mitarbeiter.

Wer verteidigt den Wahlkreis?

Johannes Pflug (59) von der SPD. Bisher holte der Ingenieur für Vermessungstechnik seit seinem Wahlkampf 1998 immer über 60 Prozent der Stimmen, er erzielte das bundesweit beste Erststimmenergebnis der SPD bei der Bundestagswahl 2002. Pflug ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages und war deshalb schon in Pakistan, Indien, Nord- und Südkorea, der Volksrepublik China und der Mongolei. Diese Reisen seien auch für den Wirtschaftsstandort Duisburg in Zeiten der Globalisierung wichtig, sagt Pflug.

Wer will den Wahlkreis?

Volker Mosblech von der CDU, Versicherungskaufmann. Der ehemalige Landtagsabgeordnete, der als Ersatz für Herbert Reul 10 Monate im Düsseldorfer Abgeordnetenhaus sitzen durfte, wird es schwer haben, überhaupt die 30-Prozent-Marke zu überspringen. Immerhin ist Mosblech aktives Mitglied im Duisburger Karnevalsverein.

Die großen Außenseiter?

Nina Brandt, Leiterin des MLPD-Jugendverbandes Rebell, die sagt, „Die Parteimitglieder im Jugendverband haben die Aufgabe, eine marxistisch-leninistische Erziehungsarbeit im Rebell zu machen. Da ist es wichtig, dass diese Mitglieder von der Partei dafür auch ausgebildet werden. Sie müssen sich die Linie der Partei gründlich aneignen“. Rechts von Nina Brandt treten außerdem Brigitte Diesterhöft für Die Linke, Susann Berit Ulbricht für die Grünen, Thomas Wolters von der FDP und Frank Theißen für die NPD im Duisburger Norden an.

Die taz-Prognose?

Johannes Pflug scheitert diesmal knapp beim Versuch, die 60-Prozent-Marke erneut zu knacken, darf aber weiter nach Asien reisen. Volker Mosblech muss weiter im Karnevalsverein debattieren, denn der CDU-Listenplatz 56 wird ihn nicht in den Bundestag spülen. Nina Brandt bleibt rebellisch, soweit es die Parteilinie erlaubt und macht weiter marxistisch-leninistische Erziehungsarbeit. ELMAR KOK