: Chronologie
199826. 1. 1998 Nachdem ihre Bombenwerkstatt aufgeflogen ist, tauchen die drei Jenaer Neonazis Uwe Böhnhardt, 20, Uwe Mundlos, 24, und Beate Zschäpe, 23, ab. Sie kommen zunächst bei Kameraden in Chemnitz unter und werden per Haftbefehl gesucht.18. 12. 1998 Böhnhardt und Mundlos beginnen ihre Raubserie. Beim Überfall auf einen Supermarkt in Chemnitz erbeuten sie etwa 30.000 D-Mark. Insgesamt begehen sie mindestens 15 Raubüberfälle, vor allem auf Banken und Postfilialen. Laut Ermittlern verwaltet Zschäpe die Kasse. 2000 1. 7. 2000 Nach zwei Umzügen innerhalb von Chemnitz zieht das Trio ins 40 Kilometer entfernte Zwickau, wo es noch zweimal umzieht und zuletzt in der Frühlingsstraße 26 wohnt. Ihre Wohnungen mieten die drei immer unter Aliasnamen an. Am 9. 9. 2000 wird in Nürnberg der Blumenhändler Enver Simsek vom NSU ermordet200119. 1. 2001 In Köln explodiert in einem deutsch-iranischen Lebensmittelgeschäft eine Bombe, die dort bereits vor Weihnachten vom NSU deponiert worden ist. Die 19-jährige Tochter des Ladeninhabers wird schwer verletzt, sie erleidet heftige Verbrennungen.Am 13. 6. 2001 wird in Nürnberg der Schneider Abdurrahim Özüdogru vom NSU ermordetAm 27. 6. 2001 wird in Hamburg der Obst- und Gemüsehändler Süleyman Tasköprü vom NSU ermordetAm 29. 8. 2001 wird in München der Obst- und Gemüsehändler Habil Kilic vom NSU ermordet200322. 6. 2003Die Staatsanwaltschaft Gera stellt die Ermittlungen gegen die drei Bombenbauer ein; die „Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens“ ist verjährt. Nur noch Böhnhardt wird per Haftbefehl gesucht. Er müsste wegen einer anderen Sache eine Jugendhaft antreten.2004 9. 6. 2004 Bei einem Nagelbomben-Anschlag des NSU werden im Kölner Stadtteil Mülheim 22 Personen verletzt, zum Teil lebensgefährlich. Am Tatort Keupstraße wohnen vor allem Menschen türkischer Herkunft, zudem gibt es dort viele Imbissbuden und Restaurants.2005 Am 9. 6. 2005 wird in Nürnberg der Dönerbudenbesitzer Ismail Yasar vom NSU ermordetAm 15. 6. 2005 wird in München der Schlüsseldienst- Inhaber Theodoros Boulgarides vom NSU ermordet2006Am 4. 4. 2006 wird in Dortmund der Kioskbesitzer Mehmet Kubasik vom NSU ermordetAm 6. 4. 2006 wird in Kassel der Internetcafébetreiber Halit Yozgat vom NSU ermordet6. 5. 2006 2.000 Menschen meist türkischer Herkunft demonstrieren in Kassel. Sie vermuten einen rechtsextremen Hintergrund der als „Dönermorde“ bezeichneten Mordserie. In Dortmund nehmen einen Monat später rund 200 Menschen an einem Trauermarsch teil. 2007Am 25. 4. 2007 wird in Heilbronn die Polizistin Michèle Kiesewetter vom NSU ermordet20114. 11. 2011 Böhnhardt und Mundlos überfallen eine Sparkasse in Eisenach. In ihrem Wohnmobil werden sie von der Polizei umstellt. Nach jetzigem Stand der Ermittlungen erschießt Mundlos erst Böhnhardt und dann sich selbst. Zschäpe zündet ihr Wohnhaus in Zwickau an. 8. 11. 2011 Zschäpe stellt sich in Jena der Polizei. Vier Tage war sie zuvor mit dem Zug durch Deutschland gefahren, besuchte unter anderem Chemnitz, Bremen, Hannover und Halle an der Saale. Sie verschickte Umschläge mit den Bekenner-DVDs des NSU. 13. 11. 2011 Der mutmaßliche NSU-Helfer Holger G. wird verhaftet. In den Wochen danach werden weitere mutmaßliche Unterstützer des Trios festgenommen, darunter der ehemalige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben, dem Beihilfe zu neun der zehn Morde vorgeworfen wird.201217. 1. 2012„Döner-Morde“ wird als Unwort des Jahres 2011 verkündet. Der Ausdruck stehe „prototypisch dafür, dass die politische Dimension der Mordserie jahrelang verkannt oder willentlich ignoriert wurde“, heißt es in der Begründung der Jury. 24. 1. 2012 Der Bundestag beschließt einstimmig die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses zur NSU-Affäre. Die erste Sitzung findet Anfang März statt. Untersuchungsausschüsse gibt es auch in verschiedenen Bundesländern: in Thüringen, Sachsen und Bayern. 23. 2. 2012 In Berlin findet die zentrale Gedenkfeier für die NSU-Mordopfer statt. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht von „einer Schande für unser Land“ und verspricht schonungslose Aufklärung. In ganz Deutschland wird mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht. 2. 7. 2012 Erste personelle Konsequenz aus dem Behördenversagen: Der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Heinz Fromm, tritt zurück. Auch die Chefs der Landesverfassungsschutzämter in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt geben später ihr Amt auf. November 2012 Die Bundesanwaltschaft wird Anklage gegen Beate Zschäpe erheben. Auch die mutmaßlichen NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben, Holger G., Matthias D., André E. und Carsten S. sollen vor Gericht. Die übrigen sieben Beschuldigten dürften straffrei bleiben.2013Frühjahr 2013Der Prozess gegen Beate Zschäpe und die weiteren Angeklagten beginnt. Höchstwahrscheinlich findet er vor der Staatsschutzkammer des Oberlandesgerichts München statt, weil in Bayern fünf der zehn NSU-Morde begangen wurden. Mehrere Angehörige der NSU-Opfer werden bei dem Prozess als Nebenkläger auftreten. Es wird eine lange Prozessdauer erwartet, jede Tat soll ausführlich aufgerollt und dem NSU, seinen Mitgliedern und Helfern nachgewiesen werden.