EINPERSONENTHEATER : Aufmerksamkeits-Monopolisten
Es braucht schon einen besonderen Menschenschlag, um die Aufmerksamkeit einen Abend lang ganz auf sich zu ziehen. Den Status quo des Einpersonentheaters präsentiert ab morgen eine Woche lang das Kieler Internationale Monodrama-Festival Thespis. Zu sehen sind insgesamt zwölf ganz unterschiedliche Stücke. Der Brüsseler Schauspieler und Autor Serge Demoulin etwa präsentiert mit Clownsmaske, Luftschlangen, Megafon und Karnvelsrequisiten sein erstes Theaterstück „Karneval der Schatten“. Ein tragikomisches Stück über die Annexion der belgischen Ostgebiete durch das nationalsozialistische Deutschland, die Stille des belgischen Staates und das Schweigen in der eigenen Familie – zwei Onkel und ein Großvater starben in Folge der Zwangsrekrutierung an der Front. Zahlreiche Preise auf internationalen Festivals hat Mentor Zymberajs „Actor in the Box“ bereits gewonnen: Ein Schauspieler kündigt sein Engagement am Nationaltheater und zieht um die Welt. Plötzlich findet er sich in einem verminten Kriegsgebiet wieder, der Rückweg ist abgeschnitten, seine kleine Box dient ihm als Herberge, Garderobe und Bühne zugleich. Seinen Geburtstag feiert er nun mit einer ganz persönlichen Gala mit Stücken von Shakespeare, Molière und Tschechow. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr auch Tanz zu sehen. Zu Gast ist der derzeit an der Deutschen Oper in Berlin tanzende burkinische Tänzer und Choreograf Ahmed Soura mit seinen zwei Stücken „Écrasement 100 sens“ und „En opposition avec moi“. MATT
■ Kiel: Fr, 9. 11. bis Fr, 16. 11., diverse Orte, Infos und Programm: www.thespis.de