SILKE FRANKENBERG, POLIZEICHEFIN IN JEVER : Weibliche „Erstverwendung“
■ Die ehemalige Wasserschutzpolizistin ist Polizeirätin und neue Leiterin des Kommissariats im ostfriesischen Jever. Foto: Polizei
Große Worte wurden da in Jever bemüht. Von Männern. Der dortige Polizeipräsident etwa, Hans-Jürgen Thurau mit Namen, sprach von einem „historischen Moment“. Man sah den Mantel der Geschichte also förmlich wehen, wiewohl das dazu passende Datum gerade um einen Tag verstrichen war. Man schrieb den 10. November, und Silke Frankenberg wurde als erste Dienststellenleiterin der Polizeidirektion Oldenburg in ihr Amt eingeführt. Sie ist jetzt die Chefin des Polizeikommissariats in Jever, zuständig für 70 PolizistInnen und 336 Quadratkilometer Jeverland, auf denen 56.000 Menschen leben.
Die frauenpolitische, die symbolische Bedeutung dessen, sagt Frankenberg, war ihr „nicht bewusst“. Sie mag derlei aber auch nicht bemühen. „Ich freue mich“, sagt die 40-Jährige lediglich. Nein, es gehe gar nicht darum, ob Frauen eine hierarchisch organisierte Institution wie die Polizei besser führen könnten als Männer. „Das schon mal gar nicht.“ Anders, vielleicht. Wenn es ums „Einfühlungsvermögen“ gehe.
Aber natürlich hat Jever, allen Unkenrufen zum Trotze, eine lange Tradition von Frauen in Führungspositionen. Nicht nur, weil mit Angela Dankwardt von der SPD gerade eine Bürgermeisterin regiert. Dass sie überhaupt Stadt sind, haben sie einem gewissen Fräulein Maria zu verdanken, also der letzte Regentin aus dem Häuptlingsgeschlecht der Wiemkens. Sie erhob Jever 1536 zur Stadt, ließ das Schloss ausbauen, erbaute Siele, förderte die Rechtspflege und brachte den Handel zum erblühen.
Silke Frankenberg, die in Wilhelmshaven lebt, nennt diese Region ihre „Wahl- und Wohlfühlheimat“. Eigentlich kommt sie aus dem Osnabrücker Raum, genauer gesagt, aus Harderberg, heute Georgsmarienhütte. An die Nordseeküste kam sie über Hannover und die Wasserschutzpolizei, bei der sie seit 2002 war und übrigens auch ihren Lebensgefährten kennenlernte. Der neue Job ist ihre „Erstverwendung“, seit sie das Studium zum Aufstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst absolvierte. Was nicht heißt, dass sie deswegen Polizeipräsidentin werden will. Vor allem will sie längere Zeit bleiben. Herr Thurau wird beides gerne hören. JAN ZIER