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Archiv-Artikel

DER CHEF DER NASA ERKENNT EINEN FEHLER – UND BEGEHT EINEN NEUEN Mondfahrten – entmannt ist’s billiger

Endlich ist es raus. Nasa-Chef Michael Griffin gibt erstmals zu, dass das Spaceshuttle-Programm „nicht der richtige Weg“ war. Als die Idee einer wiederverwendbaren Raumfähre in den Sechzigern ausgeheckt wurde, sollte sie die Raumfahrt billiger machen. Inzwischen verschlingt ein Start des klapprigen Shuttles 860 Millionen Dollar. Eine russische Wegwerfrakete vom Typ Sojus startet für ein Zwanzigstel der Kosten.

Auch die Internationale Raumstation ISS, einst 1984 von Ronald Reagan angekündigt, hält der Nasa-Chef nun für einen Fehler, „die Kosten, das Risiko und die Schwierigkeiten“ nicht wert. Acht Milliarden Dollar sollte die Station einst kosten, 1994 fertig sein. Heute fehlt noch die Hälfte, es ist nur eine Rumpfcrew an Bord, und am Ende wird sie, obwohl abgespeckt, mehr als 100 Milliarden Dollar vertilgt haben. Es hat etwas Beruhigendes, wenn der Chef einer Weltraumagentur Fehler einräumen kann. Es wäre freilich beruhigender, täte Griffin das nicht bloß, um freie Hand zu haben, einen noch größeren zu begehen: Bis 2018 erneut Astronauten auf den Mond zu schicken. Dabei ist das Problem gar nicht, dass die Preisschätzung mit 104 Milliarden Dollar verdächtig exakt ist. Die Frage ist vielmehr: Warum sollen überhaupt Astronauten zum Mond fliegen? Die jüngste Mondsonde der ESA, Smart-1, erreichte den Mondorbit für gerade mal ein Tausendstel dieses Betrages.

Machen wir uns nichts vor: Letztlich stören Astronauten doch nur. Sie sind eine empfindliche Fracht, die kostspielige Vorkehrungen nötig macht. Und auf dem Mond können sie außer Buddeln und Herumhüpfen nichts tun, was Roboter nicht billiger und besser könnten – wie die beiden Mars-Rover jüngst eindrucksvoll bewiesen.

In den USA feiert man die Rückkehr zum Mondprogramm als eine Rückkehr zum früheren Pioniergeist. Es geht wohl mehr ums Imponieren – gegenüber den Chinesen, die im Oktober ihren zweiten Taikonauten in den Orbit schießen wollen. Höchste Zeit also, die Raumfahrt endlich zu entmannen. Mit Wegwerfraketen und Raumsonden ließe sich das Weltall viel schneller erkunden. Und es bliebe viel Geld übrig, um ein paar irdische Probleme zu lösen. MATTHIAS URBACH