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Archiv-Artikel

berliner szenen Der Filmstar als Autorin

Makatsch zu Gemüte

Nicht, dass Heike Makatsch schlecht lesen würde; nicht, dass das, was sie da vorliest, den einen oder anderen Lacher im Publikum provoziert; und schon gar nicht, dass Heike Makatsch kein sympathischer Mensch wäre. Trotzdem fragt man sich die ganze Zeit während ihrer Lesung im Palais der Kulturbrauerei: Muss das sein? Muss die Schauspielerin Heike Makatsch auch Buchautorin sein und mit einem „Tour-Tagebuch“ namens „Keine Lieder über Liebe“ auf Lesetour gehen? Muss sie natürlich nicht, doch ist das alles ganz praktisch: Ein Film, der allein nicht trägt, wird zusätzlich promotet von einem Buch, und da es sich cross-marketingtechnisch so schön anbietet, dürfte es bald noch ein Album der eigens für diesen Film gegründeten Hansen Band geben. Die besteht aus Jürgen Vogel als Leadsänger und Mitgliedern der Hamburger Band Tomte.

Neben Makatsch sitzt also Max Schröder von Tomte, seines Zeichen auch der neue Makatsch-Lover (so viel Klatsch muss ein), und wimmert zwischen den einzelnen Lesestückchen Lieder über Liebe; Makatsch erzählt, was Ellen, Tobias und Markus so treiben, die drei von der Tour- und Filmtankstelle, hat Witze über die „Rächer der verlegten Rohre“ auf Lager und verhebt sich schon mal bei einer Formulierung wie „einen One-Night-Stand zu Gemüte führen“. Es fragt sich, wo da wohl die Lektorin gerade mit ihren Gedanken war. Doch macht das alles gar nichts mehr, als nach der Lesung die ersten Bilder aus dem Film zu sehen sind: ein Konzertmitschnitt, ein ordentlicher Rocksong, ganz die Grand-Hotel-Van-Cleef-Schule. Am Ende führt sich der eine oder andere noch ein Autogramm von Heike Makatsch zu Gemüte, und einmal mehr stellt sich die Frage: Was soll das eigentlich alles?

GERRIT BARTELS