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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Als zentrale Figur des Hamburger Indie-Labels Audiolith hat Lars Lewerenz die Verleihung des örtlichen Musikpreises (flotter Name: Hans) vor zwei Jahren dadurch aufgehübscht, dass er die Figur, die der Preis war, auf der Bühne und vor aller Augen zerstörte. Das fanden manche toll (endlich mal was los), dann aber auch wieder nicht (so geht man doch mit einer Anerkennung nicht um). Die Konsequenz: Lars Lewerenz hat den Preis seitdem nicht mehr bekommen, dafür andere verdiente Rebellen (Studio Braun, Grandhotel van Cleef, Deichkind, 1000 Robota). Die wussten sich allerdings alle angemessen zu benehmen. Als sei dies alles noch nicht genug, schmeißt Audiolith unverdrossen Unmengen an Bands auf den Markt. Deren Gemeinsamkeit besteht zum Ersten darin, dass sie ihm persönlich gefallen, zum Zweiten schließlich darin, dass sie sich verlässlich im Dreieck zwischen elektronischer Tanz- respektive Popmusik, politischer Attitüde und Hipster-Genuss verorten lassen (und mit dieser Mischung natürlich bereits andernorts den einen oder anderen Preis gewonnen haben). Eine Werkschau bieten „aus Anlass des Weltuntergangs“ am Donnerstagabend neben einigen DJs aus dem Hause – Torsun von Egotronic, Rampue, Joney, The Micronaut und das Weidenallee-DJ-Team – unter anderem das Trio Supershirt und das Münchner Duo Tubbe mit tanzorientiertem Elektropop und die assoziierten Indierocker Findus. Do, 20. 12., 22 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66

Zu Weihnachten auch einmal etwas Mysteriöses. Diese Band stammt entweder aus den USA oder aus Russland. Sie singt nach eigener Auskunft – wenn überhaupt mal gesungen wird – in einer toten Sprache. Sie spielt nicht einfach nur Doom, sondern Funeral Doom. Insofern passen EA vielleicht nicht ganz schlecht, um neben VJ Wasted die Finissage der im Westwerk und bei Feinkunst Krüger gezeigten Ausstellung „Apocalypse How“ zu begleiten. Lautes und Dumpfes paart sich hier mit göttlich verstrahltem Ambient und einer nach eigenen Aussagen pathosfreien Sakralität. Das wird sicher wenn schon nicht schön, dann doch erhaben. Fr, 21. 12., 20 Uhr, Westwerk, Admiralitätstraße 74

„Stil: Madness, Trini Lopez, Modern Lovers. Das Übliche eben“. Mit diesen knappen Worten soll Superpunk-Sänger und -Gitarrist Carsten Friedrichs die Suche nach Mitstreitern für eine neue Band eingeleitet haben. Es haben sich dann verschiedene bekannte Verdächtige (aus der Welt von Superpunk bis Blumfeld) zurückgemeldet, um sich mit ihm gemeinsam – Understatement rules – Liga der gewöhnlichen Gentlemen zu nennen. Die erste Platte ist soeben erschienen und man kann sagen: die große Überraschung bleibt natürlich aus. Textlich gehört Friedrichs ohnehin zu den wenigen im deutschsprachigen Raum, bei denen „Ich habe schlechte Laune“ (5 Freunde) und „Ich find alles gut“ (Superpunk) mehr sind als nur öde Sätze, vielmehr macht sich um sie herum ein Universum an scharfer Gegenwartsbetrachtung, entsprechend großer Verzweiflung, aber auch Trost auf. Und musikalisch, klarer Fall, wird man sich kaum aus dem Referenzrahmen von Superpunk lösen können. Aber warum auch? Immerhin lieferte diese in den letzten Monaten so beharrlich und immer noch einmal zu Grab getragene Band mit ihrem klapprigen Northern Soul stets den perfekten, nämlich so melancholischen wie leichten Soundtrack dieses inneren Geschehens. Und das neue „Übliche“? Das ist vielleicht ein wenig feingesponnener als der Vorgänger, vielleicht mehr Flöte als fetter Bläsersatz sozusagen. Aber selbstverständlich voller Hits. Zusatzkonzert: Mi, 26. 12., 20.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84NILS SCHUHMACHER