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Archiv-Artikel

Geheimsache Atomabkommen

KOOPERATION Die französischen Konzerne Areva und EDF haben offenbar einen Vertrag mit dem chinesischen Unternehmen CGNPC abgeschlossen. Wer zu viel danach fragt, bekommt Ärger

PARIS afp | Ein geheim gehaltenes Abkommen der französischen Atomindustrie mit China sorgt in Frankreich für Aufregung. Ängste vor einem möglichen Technologietransfer nach China werden laut. Am Donnerstag fühlte sich der Stromkonzern EDF genötigt, zu erklären, dass „ergänzende“ Vereinbarungen zum geistigen Eigentum geschlossen würden. Auch habe die sozialistische Regierung dem Abkommen mit China „explizit“ zugestimmt.

Bei dem im November geschlossenen Abkommen des französischen Stromunternehmens EDF und des französischen Atomkonzerns Areva mit dem chinesischen Atomunternehmen CGNPC geht es laut EDF um den gemeinsamen Bau eines neuen 1.000-Megawatt-Reaktors. Ursprünglich soll EDF-Chef Henri Proglio, der ein angespanntes Verhältnis zur sozialistischen Regierung hat, im Jahr 2011 ein noch viel weitreichenderes Abkommen mit China angestrebt haben, von dem Areva ausgeschlossen gewesen wäre.

Dieses erste Abkommen, das offenbar nie umgesetzt wurde, wird derzeit von der Finanzinspektion untersucht. Außerdem erstellt das Energieministerium eine „Bilanz der vergangenen Beziehungen“ zu China. EDF-Produktionsdirektor Hervé Machenaud sagte, die Vereinbarung nicht zu schließen hätte das Risiko mit sich gebracht, „dass eine bestimmte Zahl von wichtigen Verträgen uns vor der Nase“ weggeschnappt worden wäre.

Bei dem jetzigen Abkommen gebe es keinen Grund, sich um französisches Know-how zu sorgen, so Machenaud. Die französische Nuklearindustrie habe ein großes Interesse daran, dass Ingenieure aus aller Welt in die französischen Anlagen kommen. China gilt weltweit derzeit als einziger großer Wachstumsmarkt für Atomkraftwerke.

Vor Weihnachten war Maureen Kearney, Mitglied des Europabetriebsrats von Areva und Vertreterin der Gewerkschaft CFDT, in ihrer Wohnung überfallen worden, nachdem sie sich für die geheime Atom-Kooperationsvereinbarung interessiert hatte. Ein Unbekannter hatte ihr eine Kapuzenmaske übergestülpt, sie geknebelt und gefesselt. Dabei soll er gesagt haben, dass das eine „Warnung“ sei. In diesem Zusammenhang hat die Polizei die einstige Areva-Chefin Anne Lauvergeon verhört. Als Areva-Chefin von 2001 bis 2011 soll Lauvergeon sich dem Abkommen widersetzt haben.