: Betr.: kinotaz nord
A
Abel Ferraras The Blackout USA 1997, R: Abel Ferrara, D: Matthew Modine, Beatrice Dalle, Claudia Schiffer
“Mit „Jekyll und Hyde“ hat Ferrara Matty, die Hauptfigur von „The Blackout“ verglichen - mir kommt er eher vor wie Mr. Hyde ohne Dr. Jekyll. Matty ist ein großer Filmstar, fast immer zugeknallt mit Drogen und Alkohol, ein ständiges Highsein, das nur den Stillstand seiner Beziehungen übertüncht. „The Blackout“macht den Zuschauer zum Beteiligten dieser Selbstzerstörung, dem Mißbrauch des Körpers und den Qualen, die daraus erwachsen. Wo es in „Bad Lieutenant“und „Snake Eyes“immer wieder Momente gab, in denen die Kamera auf Distanz ging, da sitzt sie hier gewissermaßen im Kopf des Protagonisten. Erinnerungsfetzen, montiert aus Überblendungen und Doppelbelichtungen, füllen immer wieder die Leinwand. Dabei demontiert Ferrara alle Sicherheiten, wenn er das „Sex-Symbol“Beatrice Dale nie beim Sex zeigt und Fotomodell Claudia Schiffer mit ihrem Gesundheitstick etwas ganz und gar Unwirkliches hat.“ (epd-film) HB
Adam USA 2009, R: Max Meyer, D: Hugh Dancy, Rose Byrne
„Zuletzt war Hugh Dancy in der für Mädchen inszenierten Komödie „Shopaholic“ zu sehen, als Traumprinz vom Dienst. Auch hier sieht er verdammt gut aus. Von einem Traumprinzen ist der von Dancy gespielte Adam jedoch weit entfernt. Der New Yorker Einzelgänger leidet unter dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus. Er ist hochintelligent, aber außerstande, mit Gefühlen umzugehen. Trotzdem verliebt sich seine neue Nachbarin Beth (Rose Byrne aus „Knowing“) Hals über Kopf in den Sonderling. Sie geht das Wagnis einer Beziehung ein, was mitunter in harte Sozialarbeit ausartet und für ein bittersüßes Vergnügen beim Publikum sorgt. So zeigt der Film, wie sehr unsere Kommunikation mit höflichen Andeutungen, Ironie oder Verschweigen arbeitet.“ (Cinema) H, HB, OS
All inclusive USA 2009, R: Peter Billingsley, D: Vince Vaughn, Jason Bateman
„Vier Mittelstandspaare fahren in eine Art Robinson Club für Ehen in der Krise. Drei von ihnen wollen nur Urlaub machen, müssen aber auch am Therapieprogramm teilnehmen. Was folgt, ist Dauergequatsche über Beziehungsprobleme. Ohne Sinn, ohne Dramaturgie - und ohne Lösung. Am Ende kommen sich die zerstrittenen Paare beim Ausflug auf eine Ferieninsel für Singles wieder näher. Abspann.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Another Glorious Day Deutschland 2009, R: Karin Kaper, Dirk Szuszies„Theater auf der Leinwand hat oft einschläfernde Wirkung. Hier aber definitiv nicht. Der Zusammenschnitt von Bühnen-, Straßenszenen und Hintergrundberichten aus dem Stück „The Brig“ des New Yorker „Living Theatre“ ist eine essentielle Dokumentation über pures politisches Theater und über Unterdrückungssmechanismen, sehr krass und entschieden aktuell.“ (3001-kino) HB, HH
Antichrist Dänemark/Deutschland 2009, R: Lars von Trier, D: Willem Dafoe, Charlotte Gainsbourg
„In seinem jüngsten Film „Antichrist“ stellt Lars von Trier alle Zeichen auf Schock. Die Bilder sind düster, verwunschen und rätselhaft, sodass man den Film weniger realistisch denn als Tour de Force durch eine Psyche in Not verstehen möchte. Horrorfilm und Psychodrama verschränken sich, Szenen großer Tragik kippen ins Komische. Im Mittelpunkt ein Paar - gespielt von Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe -, das sich nach dem Tod seines drei Jahre alten Sohnes in eine Waldhütte zurückzieht. Ein Parforceritt - mit einem Problem: Lars von Trier fährt so viele Geschütze auf, bringt so viele große Fragen ins Spiel und ist so idiosynkratisch in seinen ästhetisch-moralischen Entscheidungen, dass es schwer fällt, ihm bedingungslos zu folgen.“ (taz) HH, OS
Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte Deutschland 2009, R: Birgit Schulz
„Der Dokumentarfilm über Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler verfolgt den Werdegang der drei Advokaten von ihrem gemeinsamen Engagement als RAF-Anwälte in den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Die einstigen Gesinnungsgenossen hat es in unterschiedliche politische Lager verschlagen. Mittels Interviews und anschaulichem Archivmaterial werden dabei drei deutsche Politkarrieren nachgezeichnet, die ein Schlaglicht auf die Zeitgeschichte werfen. Horst Mahler, der vom linken ins rechtsextreme Lager wechselte, fesselt als unbelehrbarer fanatischer Wirrkopf die Aufmerksamkeit der Zuschauer am meisten.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, HH
Arthur und die Minimoys 2 - Die Rückkehr des Bösen Frankreich 2009, R: Luc Besson, D: Freddie Highmore, Mia Farrow
„Das zweite Abenteuer des menschlichen Jungen Arthur in der animierten Fantasy-Welt der Minimoys bietet pompöse Schauwerte, unattraktive Figuren und keine Geschichte, die auch noch mittendrin aufhört. Ein dritter Teil ist angedroht.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Auf der Suche nach dem Gedächtnis – Der Hirnforscher Eric Kandel Deutschland 2008, R: Petra Seeger
„Dokumentarfilm über den Hirnforscher Eric Kandel und seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Arbeiten zur Wirkungsweise des Gedächtnisses. Dem kurzweiligen Film gelingt eine erstaunlich homogene Verbindung zwischen Wissenschaft und Erfahrung, wobei der humorvolle Intellektuelle freimütig und spannend aus seinem Leben und seinen Forschungen erzählt. Die Einblicke ins neuronale Synapsensystem verströmen eine überdies ästhetisch-mysteriöse Faszination.“ (filmdienst) H, HH, OL
B
Bilder der Welt und Inschrift des Krieges Deutschland 1988, R: Harun Farocki
„“Essayfilm“, der sich in historischen Diskursen dem Zusammenhang von Wahrnehmung und industrieller Produktion annimmt: er spürt der Fotografie nach und der Verwertung der Bilder, und fragt, wie sich in den Bildern, die man sich von der Welt macht, der Krieg eingeschrieben hat. Dabei konzentriert er sich auf eine Fotografie des Konzentrationslagers Auschwitz, das am 4. April 1944 aus einer Höhe von 7000 Metern von einem amerikanischen Bomber aus aufgenommen wurde. Erst 33 Jahre später wurde es aus den Archiven geholt und ausgewertet. Damals wurde die Todesfabrik Auschwitz nicht entdeckt, weil man nicht den Auftrag hatte, sie zu suchen. Ein ebenso anspruchsvoller wie faszinierender Film, der den Blick des Zuschauers binden will, ohne ihn zu lenken.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
C
Cartouche, der Bandit Frankreich/Italien 1961, R: Philippe de Broca, D: Jean-Paul Belmondo, Claudia Cardinale
Endlich kann man sich im Kino mal wieder wohlig in die Welt von „Cartouche der Bandit“ fallen lassen. So schön wie in dieser Mischung aus den „drei Musketieren“ und „Robin Hood“ war Claudia Cardinale höchstens noch in Viscontis „Der Leopard“ und keiner konnte Jean Paul Belmondos schiefe Nase so verführerisch aufblitzen lassen wie de Broca. (hip) HH
D
Dead Man Walking USA 1995, R: Tim Robbins, D: Susan Saradom. Sean Penn
Robbins beschreibt hier die schwere und aufreibende Arbeit der Nonne Hellen Prejan, die dem Mörder Mattew Poncelt in den Wochen vor seiner Hinrichtung seelischen Beistand liefert. Über weite Passagen wirkt der Film wie ein intimes Zweipersonenstück, in dem Saradon und Penn ihre Rollen so tief ausloten, daß dabei viel mehr spürbar wird als nur der so gerne und oft bemühtee Antagonismus zwischen der Heiligen und dem Monster. Auch hier verweigert uns Robbins die einfachen Antworten. (hip) HH
Disney‘s Eine Weihnachtsgeschichte USA 2009, R: Robert Zemeckis, D: Jim Carrey
„Wenn schon Dickens mit drastischen Effekten nicht sparte, der neue Film geht weiter: Er benutzt ausführlich den Lieblingskniff zeitgenössischen Kids-Entertainments: die rasende Bewegung. Während Scrooge im Buch versucht, das Licht, das einer der Geister verströmt, mit einem Auslöscher für Kerzen zu tilgen – das Licht breitet sich natürlich ungerührt aus –, befreit sich der helle Schein in der jetzigen Kinoversion mit solcher Macht, dass Scrooge gleich ins Weltall fliegt.“ (Die Presse) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
E
Endstation der Sehnsüchte Deutschland 2009, R: Sung-Hyung Cho
„Vom Rockfestival in Wacken nach Korea: „Full Metal Village“-Regisseurin Sung-Hyung Cho erzählt in ihrer Dokumentation vom Schicksal deutscher „Langnasen“ in der koreanischen Fremde. Ein Heimatfilm der anderen Art, dessen süßsaure Alltagsbeobachtungen zum Schmunzeln einladen, aber auch voll süffiger, zärtlicher Melancholie stecken: Den Deutschen im Ausland erkennt man an der Bratwurst.“ (Cinema) HL
F
Final Destination : The Death Trip USA 2009, R: David R. Ellis, D: Krista Allen, Nick Zano
„Der neuerliche Aufguß der Final Destination-Reihe ist alles andere als originell. Das »Malen nach Zahlen«-Schema tauscht bloß Initiationsunfall und Todesarten der späteren Opfer aus, ansonsten erzählt „Final Destination 4“ die altbekannte Mär von ein paar Schablonencharakteren, die dem Tod von der Schippe springen und dann nach und nach bei bizarren Unfällen dran glauben müssen. Immerhin nutzt der Film von David R. Ellis die 3D-Technologie ausgiebig, um dem Zuschauer etwas fürs Geld zu bieten, was vor allem in der gelungenen Auftaktsequenz für Stimmung sorgt, doch schnell wünscht man sich, daß das Drehbuch zumindest ansatzweise soviel Aufmerksamkeit bekommen hätte.“ (schnitt.de) FL, HB, OL
(500) Days of Summer USA 2009, R: Marc Webb,D: Joseph Gordon-Levitt, Zooey Deschanel
„(500) Days of Summer“ zerreißen dem Grußkarten-Texter Tom fast das Herz: Summer heißt Toms neue Kollegin, in die er sich hoffnungslos verliebt. Ein Gefühl, das nur bedingt erwidert wird. Zwar gehen die beiden Endzwanziger schnell miteinander ins Bett und zu Ikea, beide zelebrieren ein sympathisches Semi-Hipstertum in Downtown Los Angeles. Doch ihre Beziehung scheitert, wie Regisseur Marc Webb gleich zu Beginn des Films verrät. In virtuos montierten Rückblenden zeigt der Kino-Debütant, warum Tom und Summer nicht so seelenverwandt sind, wie der junge Mann glauben will. Webb und seinen Drehbuchautoren gelingt das Kunststück, die Leiden ihres Helden anrührend und komisch zugleich darzustellen. „(500) Days of Summer“ ist Hollywoods wohl raffinierteste romantische Komödie des Jahres, und ein bisschen Trost gegen Liebeskummer spendet sie auch: Jede Summer geht einmal vorbei.“ (Der Spiegel) FL, HH
Following Großbritannien 1999, R: Christopher Nolan, D: Jeremy Theobald, Alex Haw / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein erfolgloser Schriftsteller vertreibt sich die Zeit, indem er fremden Menschen durch die Stadt bis zu ihren Wohnungen folgt. Die als literarische Recherche getarnte Obsession „professionalisiert“ sich, als er einen seelenverwandten Einbrecher kennen lernt, der sogar die Wohnungen der Beobachteten durchsucht. Mit einer der „Besuchten“ beginnt er ein Verhältnis, ohne zu ahnen, dass er selbst Spielball einer Intrige geworden ist. Mit geringem Budget atmosphärisch dicht gestaltete Film-Noir-Variation. In den Thriller-Elementen etwas überzogen, kündigt sich in dem Debütfilm eindrucksvoll das Talent des Regisseurs zu komplexen Verwirrspielen an.“ (filmdienst) HB
Die Frau mit der 45er Magnum USA 1980, R: Abel Ferrara, D: Zoe Tamerlis Lund, Steve Singer
„Ein Film mit einer stummen Näherin, die zum Racheengel wird. Die Dynamik ist ein wenig ähnlich wie die in Polanskis Cathérine-Deneuve-Vehikel „Ekel“, allerdings fehlt der Kontrast mit dem gleißenden Sonnenlicht auf der rue Montmartre und dem Chic des Pariser Schönheitssalons. Bei Ferrara spielt das Ganze in den Mean Streets von New York, wo ein schlechter Mann (Abel Ferrara) das Mädchen in einen Hinterhof zerrt und vergewaltigt, als sie, bereits mit der Welt zerfallen, in ihrer Wohnung ankommt, lauert dort ein Einbrecher, der dasselbe versucht.Was Ferrara trieb, bleibt irgendwie unklar: sind‘s die Abgründe des Sexus, Plexus, Hexus, Nexus? Die Liebe zur Frau war‘s jedenfalls nicht.“ (taz) HH
Frühstück bei Tiffany USA 1961, R: Blake Edwards, D: Audrey Hepburn, Mickey Rooney
„Auf einer Ebene eine romantische Komödie mit Audrey Hepburn in ihrer schönsten Rolle und der oscargekrönten Filmmusik von Henry Mancini. Auf einer anderen Ebene aber eine asexuelle Travestie von Truman Capotes Roman ohne viel Schwung. Achten Sie besonders auf Mickey Rooneys exzessiv rassistische Karikatur eines japanischen Fotografen.“ (Christopher Tookey) HH
G
Gangs Deutschland 2008, R: Rainer Matsutani, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle
„Ein Teenager, Mitglied einer Berliner Gang, wird durch seinen älteren Bruder, der gerade aus dem Knast entlassen wurde, in gefährliche Konfrontationen mit anderen Gangs verwickelt. Gleichzeitig verliebt er sich in eine Tochter aus gutem Hause. Blutleer-synthetischer Film um jugendliche „Bad Boys“, der Klischees und Posen des Genres variiert, aber weder mit guten Darstellern noch mit einer originellen Handlung aufwartet und auch kein Gespür für sein Berliner Setting erkennen lässt.“ (filmdienst) HB
Ganz nah bei dir Deutschland 2009, R: Almut Getto, D: Katharina Schüttler, Bastian Trost
Ein verschrobener Sonderling verliebt sich in eine blinde Cellistin. „Zu gut“, glaubt Phillip, „ist auch nicht gut. Denn dann besteht die Gefahr, dass es bald wieder schlechter wird.“ Und so bemüht sich der schrullige Banknotenprüfer, der mit einer Bügelmaschine und einer Schildkröte zusammenlebt, nach Kräften, dem eigenen Glück im Wege zu stehen. Die kunstvoll komponierten Bilder und die fantasievoll konstruierte Geschichte verleihen Almut Gettos imaginärem Liebesfilm einen wundersam-verführerischen Reiz.“ (Cinema) H, GÖ, HL
Das Geheimnis des Flamingos USA/Großbritannien 2008, R: Leander Ward, Matthew Aeberhard
„Das Wasser des Natronsees im Norden von Tansania ist extrem heiß, seine Oberfläche wird von einer dichten Salzkruste bedeckt. In dieser unwirtlichen Umgebung haben die britischen Filmemacher Matthew Aeberhard und Leander Ward das Paarungs- und Brutverhalten von Zwergflamingos beobachtet. Ein faszinierender Film über ein fast unbekanntes Wunder der Natur.“ (Cinema) HH
Das gelbe Segel USA 2008, R: Udayan Prasad, D: William Hurt, Maria Bello
„Die Teenager Martine und Gordy wollen nur weg; Ex-Sträfling Brett hat ein konkretes Ziel vor Augen: Er will seine Ex-Freundin wiederfinden. Der Zufall führt die drei zusammen, und bald werden die charakterlich ungleichen, von seelischen Verwundungen gezeichneten Menschen zu Reisegefährten, zwischen denen sich Freundschaft und Vertrauen entwickelt. Der Film entfaltet sich als stimmungsvolles Roadmovie, das suggestiv die Landschaften am Mississippi in Szene setzt. Dass die Handlung etwas schwer an den Problemen der Figuren zu tragen hat, machen die souveränen Darsteller wett.“ (Rheinischer Merkur) HH
Gesetz der Rache USA 2009, R: F. Gary Gray, D: Gerard Butler, Jamie Foxx
„Als der Mörder seiner Familie von der Justiz verschont wird, erklärt ein verzweifelter Einzelkämpfer dem Rechtssystem der USA den Krieg. Gerard Butler (“300“) und Jamie Foxx (“Operation Kingdom“) liefern sich ein perfides Katz-und-Maus-Spiel“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
G-Force - Agenten mit Biss USA 2009,R: Hoyt Yeatman jr.,D: Bill Nighy, Will Arnett
„Effektkonzentriert, actionlastig, massentauglich - auch wenn Jerry Bruckheimer kinderkompatibles Entertainment produziert, bleibt er seinen Blockbustermaximen treu. Die 3D-Real-Animationsfilm-Mischung schickt Meerschweinchenspione auf Weltrettungsmission und versucht dabei, vor allem mit Oberflächenreizen vergessen zu lassen, dass es sich um einen sinnentleerten Formelfilm handelt.“ (tip) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Das große Rennen Irland/Deutschland 2009, R: André F. Nebe, D: Niamh (filmdienst)McGirr, Colm Meaney
„In den 90er-Jahren drehte Colm Meaney regelmäßig mit Stephen Frears (“Die Commitments“, „Fisch & Chips“, „The Snapper“). In André F. Nebes Regiedebüt spielt er einen verarmten irischen Bauern, dessen Tochter unbedingt an einem Seifenkistenrennen teilnehmen will. Ein zeitlos schöner Kinderfilm, der durch seine einfache Geschichte und den erfrischenden Charme seiner jungen Darsteller besticht.“ (Cinema) BS, HH, LG
Günter Wallraff: Schwarz auf Weiß Deutschland 2009, R: Pagonis Pagonakis, Susanne Jäger
„Während sich Günter Wallraff in den Somalier Kwami Ogonno verwandelt - oder besser: schwarz angesprüht wird, die Maskerade wirkt ein wenig halbherzig -, sagt er: „Jede Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie auf Fremde reagiert. “Der Filmtitel „Schwarz auf weiß“ pointiert Wallraffs Ansatz: Ob bei den Fußballfans in Cottbus, einer Wandergruppe in Gummersbach oder einfach irgendwo auf der Straße - Wallraff sucht permanent die Gesellschaft, die ihn nicht will, und dokumentiert deren Ablehnung in Bildern grenzenloser Einsamkeit. Doch hat er es nicht allein auf den offenen, unverhohlenen Rassismus abgesehen - beleidigen, wegsetzen, anpöbeln -, sondern auch auf den unterschwelligen, verdrucksten, der sich hinter aufgeklärt klingenden Vokabeln wie „Mentalität“ verbirgt oder hinter den in Deutschland so beliebten „Vorschriften“.“ (taz) HH
H
Hachiko USA 2009, R: Lasse Hallström, D: Richard Gere, Joan Allen
„Ein Professor, dessen Tochter gerade von zu Hause ausgezogen ist, nimmt sich eines Akita-Welpen an. Zwischen Hund und Herrchen entwikkelt sich eine innige Beziehung, die auch mit dem Tod des Professors nicht endet. Noch Jahre später läuft der Hund Tag für Tag zum Bahnhof und wartet auf dessen Rückkehr. Betuliches Melodram nach einem japanischen Spielfilm von Kaneto Shindô (1987). Nur ansatzweise scheinen im Hintergrund die existenziellen Dimensionen des Stoffs auf.“ (filmdienst) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, LG, OL, OS
Harold & Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, Bud Cord
„Ashbys schwarze Komödie über die Liebesgeschichte zwischen einem depressiven 20-jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80-jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Sterben kontinuierlich überlappen, werden schließlich Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen - er wird leben wie sie es ihn gelehrt hat.“ (Danny Peary) HH
Helen Deutschland/Kanada/USA/Großbritannien 2008, R: Sandra Nettelbeck, D: Ashley Judd, Goran Visnjic
„Ashley Judd (“Doppelmord“) brilliert in der Rolle einer Musikprofessorin, die vor den Augen ihrer hilflosen Familie eine schwere Depression durchlebt. Der deutschen Regisseurin Sandra Nettelbeck (“Bella Martha“) gelingt das nahezu Unmögliche: Ihr in Kanada gedrehter Film ist so spannend wie ein Thriller und klärt über die immer noch unterschätzte Krankheit auf, ohne belehrend zu sein.“ (Cinema) GÖ, H, HB, HH, LG, OS
Herrenkinder Deutschland 2009, R: Eduard Erne
„Glauben, gehorchen, kämpfen: Die Ausbildung zum siegreichen Herrenmenschen in den „nationalpolitischen Erziehungsanstalten“ (Napola) bestand aus körperlichem Drill und nationalsozialistischer Indoktrination. Die Filmemacher gehen der Frage nach, wie sich die Erziehung der NS-Musterschüler auf deren Familien und Kinder ausgewirkt hat, finden jedoch keine befriedigenden Antworten.“ (Cinema) H, HH
I
Der Informant USA 2009, R: Steven Soderbergh, D: Matt Damon, Melanie Lynskey
„“Der Informant!“ ist ein notorischer Lügner, der mit der Verbreitung von Halbwahrheiten für Chaos sorgt. In Steven Soderberghs Schelmenkomödie spielt Matt Damon den windigen Manager einer Lebensmittelfirma, der das FBI über Kartellabsprachen seines Arbeitgebers (des-)informiert. Der überaus vergnügliche Film, der auf einem realen Fall aus den neunziger Jahren basiert, zeigt mit sardonischem Humor, wie der in jeglicher Hinsicht mittelmäßige Held alle und jeden narrt: die Ermittlungsbehörden, seine Vorgesetzten und am Ende auch den Zuschauer. Sogar dem Off-Kommentar, mit dem sich der Held ständig kumpelhaft an das Publikum wendet, ist nicht zu trauen.“ (Der Spiegel) HH, OS
Inglourious Basterds USA/ Deutschland 2009, R: Quentin Tarantino, D: Brad Pitt, Christoph Waltz
„Ein als „Judenjäger“ gefürchteter SS-Offizier ermordet 1941 in Frankreich eine jüdische Familie. Die einzige Überlebende, eine junge Frau, betreibt drei Jahre später in Paris ein Kino, in dem sie die gesamte NS-Spitze inklusive Hitler vernichten will, die zur Premiere eines Propagandafilms anreist. Das gleiche Ziel verfolgt ein Killerkommando der Alliierten, die mit blutigen Attacken hinter den deutschen Linien für Angst und Panik sorgen. Ein eigenwilliger, grellbunter Kriegsfilm in fünf Akten, der unter Rückgriff aufs Genrekino die Paradoxien des Historienfilms souverän unterläuft. In der für Quentin Tarantino typischen Mischung aus Autorenkino und B-Movie wird dabei die Geschichte des Zweiten Weltkriegs mit den Mitteln des Kinos entscheidend umgeschrieben. Virtuosität und burleske Theatralik halten sich beim Versuch, den Zweiten Weltkrieg als popkulturelles Spiegelkabinett zu etablieren, ungefähr die Waage.“ (filmdienst) HH
It Might Get Loud USA 2009, R: Davis Guggenheim
„Unterhaltsamer Dokumentarfilm über drei sehr unterschiedliche E-Gitarristen und ihren Umgang mit dem Instrument: Jimmy Page (Led Zeppelin), The Edge (U2) und Jack White (The White Stripes) erzählen von ihren Vorbildern, ihrem musikalischen Werdegang und treffen sich zum gemeinsamen Musizieren. Laut und spaßig.“ (tip) H
K
Kapitalismus: Eine Liebesgeschichte USA 2009, R: Michael Moore / Originalfassung mit Untertiteln
„Dokumentarfilm von Michael Moore, der das Wirtschaftssystem der USA angreift und das immer extremere Auseinanderklaffen der sozialen Schere zwischen Arm und Reich anhand aktueller sozialer Ungerechtigkeiten im Zuge der weltweiten Finanzkrise, aber auch im Blick auf ökonomische und politische Entwicklungen seit den 1960er-Jahren anprangert. Der Filmemacher präsentiert seine polemische Kritik einmal mehr als Mischung aus Interviews, Reportage, populistischer Satire und Sentiment, ohne allerdings eine überzeugende Argumentationslinie zu finden. Eher oberflächlich bleibt so auch der Optimismus, in den der Film mit Blick auf den Regierungswechsel hin zu Präsident Obama mündet.“ (filmdienst) BS, GÖ, H, HB, HH
Kuddelmuddel bei Pettersson & Findus Schweden/Deutschland/Dänemark 2009, R: Jorgen Lerdam
„Kater Findus träumt davon, endlich groß zu sein - ein Wunsch, der auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung geht. Der vierte Kinofilm verbindet bekannte Geschichten (“Wie Findus zu Pettersson kam“) und neue Episoden zu einer liebenswerten, kindgerecht animierten Handlung, die auch die kleinsten Kinogänger nicht überfordert.“ (Cinema) BS, H, HB, HH, LG, OL, OS
L
Lauras Stern und der geheimnisvolle Drache Niani Deutschland 2009,R: Piet de Rycker
„Laura fliegt mit ihren Eltern zum Neujahrsfest nach China, wo sie zusammen mit der gleichaltrigen Ling-Ling ein aufregendes Abenteuer erlebt. Die liebevoll gestalteten Animationen und die Pianoklänge des Chinesen Lang Lang verzaubern nicht nur die kleinen Zuschauer, sondern auch ihre Eltern. Für die jüngsten Laura-Fans ist die aufregende und in manchen Szenen sogar recht unheimliche Handlung dagegen kaum geeignet.“ (Cinema) H, HB, HH, OS, SN
Liebe Mauer Deutschland 2009, R: Peter Timm, D: Maxim Mehmet, Felicitas Woll
„Schon der dämliche Titel suggeriert: die Komödie von Peter Timm (“Go Trabbi Go“) surft auf der Jubiläumswelle zum Mauerfall. Die Liebesgeschichte zwischen DDR und BRD versucht Stasi und CIA auszutricksen, hat jedoch wenig Potential. Fade Gags, dünne Story, dafür Nachhilfeunterricht über Grenzkontrollen und Sättigungsbeilagen.“ (tip) HB, HH, OS, SN
Lippels Traum Deutschland 2009, R: Karl Alexander Seidel, Anke Engelke
„Während sein Vater auf einer Geschäftsreise ist, sieht sich der elfjährige Lippel dem strengen Regiment der neuen Haushälterin ausgesetzt. Er träumt sich in die Märchenwelt des alten Orients hinein, wo er lauter Doppelgängern der Menschen aus seinem Alltag wieder begegnet und einem Geschwisterpaar hilft, die schurkischen Pläne ihrer Tante zu vereiteln. Ein Plädoyer für die Mut machende Kraft der Träume nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Paul Maar.“ (hip) BS, H, HH, KI
Looking for Eric Großbritannien 2009, R: Ken Loach, D: Steve Evets, Eric Cantona
„Er ist ganz unten. Seine zwei Ehen sind gescheitert, seine Stiefsöhne verachten ihn, nur die Liebe zum Fußball ist ihm geblieben, doch auch die lässt nach. Bis aus heiterem Himmel die Rettung naht - in Gestalt seines Fußballidols Eric Cantona. Nach den bedrückenden Dramen „It‘s a Free World“ und „The Wind That Shakes the Barley“ hat Ken Loach einen einen entspannten Film über die Kraft der Fantasie und die Solidarität der Herzen gedreht.“ (Cinema) BS, H, HB, HH
M
Männerherzen Deutschland 2009,R: Simon Verhoeven, D: Nadja Uhl, Florian David Fitz
„Männerherzen“ ist ein Liebesreigen, in dem deutsche Schauspielprominenz von Til Schweiger bis Christian Ulmen dem großen Glück und der Frau des Lebens nachjagt. In seinem munteren Regiedebüt will der Schauspieler Simon Verhoeven (“Mogadischu“) der etwas angejahrten deutschen Beziehungskomödie Flügel verleihen, flüchtet sich aber immer wieder ins Klischee, sobald ihm die Ideen ausgehen. Trotz origineller Einfälle ist es auf Dauer ermüdend, Schweiger abermals in der Rolle des abgezockten Frauenaufreißers und Ulmen erneut als stammelnden Liebestrottel zu sehen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OS, SN
Maria, ihm schmeckt‘s nicht! Deutschland/Italien 2009, R: Neele Vollmar, D: Christian Ulmen, Mina Tander
„Einen jungen Deutschen verschlägt es mit Hochzeitsabsichten nach Süditalien zur Familie seiner halbitalienischen Freundin, deren Vater einst als Gastarbeiter in Deutschland seine große Liebe fand. Die albern-schöne Sommerkomödie nach dem gleichnamigen Besteller jongliert mit lieb gewonnenen Italien-Klischees und gewitzten Alltagsbeobachtungen, wobei sich der von einem gut aufgelegten Schauspielerensemble getragene Film auch nachdenkliche Ecken und Kanten erlaubt, ohne die Genre-Konventionen zu brechen.“ (filmdienst) DEL, HB
Mitgefühl, Weisheit und Humor Deutschland/Niederlande 2009, R: Boris Penth
„Dokumentarfilm über den Buchautor und Lehrer Sogyal Rinpoche, der einem westlichen Publikum den Buddhismus zu vermitteln versucht. Das Porträt krankt an der allzu kritiklosen Verehrung Rinpoches, wie die Dokumentation überhaupt eher wie eine „Light“-Variante der östlichen Religion wirkt. Von der Tiefendimension des Buddhismus ist so wenig zu spüren wie von Spannungen, die mit der Übertragung buddhistischer Ansätze auf westliche Lebenswelten einhergehen.“ (filmdienst) HB, HH
N
Neseli Hayat - Das fröhliche Leben des Riza Senyurt Türkei 2009, R: Yilmaz Erdogan, D: Büsra Pekin, Yilmaz Erdogan
„Komödie um einen Muslim, der sich als Weihnachtsmann verdingt.“ (tip) BHV, H, HB, HH, KI, OS
New in Town USA/Kanada 2009, R: Jonas Elmer, D: Renée Zellweger, Harry Connick jr.
„Eine junge Karrierefrau aus Miami wird ins kalte Hinterland von Minnesota geschickt, um eine Fabrik gewinnbringend umzustrukturieren, was vor allem Entlassungen bedeutet. Entsprechend unterkühlt ist das Verhältnis zwischen der alerten Managerin und den provinziellen „Eingeborenen“, bis ein bodenständiger Gewerkschaftsfunktionär das Herz der neuen Chefin erobert. Schablonenhafte romantische Komödie mit lieblos entworfenen Figuren. Die klischeehafte Geschichte wird mit einem sozialkritischen Thema bemäntelt; an der Lebenssituation der Protagonisten ist der Film aber nicht interessiert.“ (filmdienst) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, OL, OS
New Moon - Biss zur Mittagsstunde USA 2009, R: Chris Weitz, D: Kriaten Stewart, Robert Pattinson
„„New Moon - Biss zur Mittagsstunde“ schreibt die Romanze zwischen der liebeskranken Schülerin Bella und ihrem schwermütigen Vampir-Freund Edward fort. In der zweiten Adaption der Bestseller-Reihe von Stephenie Meyer können dem Regisseur Chris Weitz die Gefühle nicht groß genug sein. Wie in „Romeo und Julia“ scheinen die Liebenden aufgrund ihrer Herkunft nie zusammenkommen zu können. Der Verzicht auf jegliche Ironie, für Erwachsene schwer zu ertragen, unterscheidet „New Moon“ von den zahllosen romantischen Komödien der letzten Zeit. Seit Jahren hat kein Film seinen jugendlichen Zuschauern mehr so stark das Gefühl vermittelt, in all ihrem Sehnen und Schmachten ernst genommen zu werden.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Niko - Ein Rentier hebt ab Finnland/Dänemark 2008, R: Michael Hegner
„Die (vornehmlich) finnische Animationsproduktion erzählt von einem kleinen Rentier, das seinen ihm unbekannten Vater in der Schlittentruppe des Weihnachtsmannes vermutet, und sich auf den Weg macht, ihn zu suchen. Design und CGI-Animation des Films wirken recht attraktiv, doch der für kleine Zuschauer gedachte Film vermittelt sich vornehmlich über massive Bedrohungsszenarien - und die bösen Wölfe, die Niko verfolgen, wirken wirklich bedrohlich.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Nokan - Die Kunst des Ausklangs Japan 2008, R: Yôjirô Takita, D: Masahiro Motoki, Tsutomu Yamazaki
„Ein arbeitsloser Cellist kehrt mit seiner Frau in seine Heimatstadt im Norden Japans zurück, wo er einen Job bei einem Bestattungsunternehmen findet, der lukrativ, aber gesellschaftlich geächtet ist. Trotz zahlreicher äußerer wie innerer Widerstände erkennt er in der rituellen Aufbahrung des Leichnams eine Berufung, da die würdevolle Zeremonie eine heilsame Wirkung auf die Hinterbliebenen ausübt. Mit Hilfe einer ins Slapstickhafte spielenden Komik bricht der Film zunächst Berührungsängste vor dem Thema Tod auf und rundet sich dann zur ruhig erzählten, berührenden Reflexion über das Sterben als Teil des Lebens, die Suche nach innerem Frieden und der Aussöhnung mit dem persönlichen Schicksal.“ (filmdienst) BS, HB, HH, KI, LG
O
Oben USA 2009, R: Peter (Pete) Docter
„Ein alter Mann bricht mitsamt seinem Haus in das größte Abenteuer seines Lebens auf. Mit diesem wunderschönen modernen Märchen haben sich die Trickser von Pixar selbst übertroffen. Die in San Francisco beheimatete Firma Pixar liefert ja schon seit 1995 regelmäßig Trickhighlights. Mit „Toy Story“ fing es an, viele ihrer weiteren Produktionen wie „Findet Nemo“, „Ratatouille“ oder zuletzt „Wall-E“ wurden moderne Klassiker. Aber „Oben“ toppt sie alle. Diesem grandiosen Abenteuermärchen gelingt es, die Zuschauer gewissermaßen intravenös an das Gefühlsleben seiner Figuren anzuschließen. Ein Effekt, der schon in der Normalfassung prima funktioniert, aber in der 3-D-Version noch intensiver wirkt.“ (Cinema) FL, H, HB, HH, HL, KI, LG, OS, SN
P
Die Päpstin Deutschland 2009, R: Sönke Wortmann, D: Johanna Wokalek, David Wenham
„Diese spektakuläre Story erzählt Sönke Wortmann (“Das Wunder von Bern“) in seinem historischen Monumentalepos „Die Päpstin“, das auf dem gleichnamigen Bestseller der US-Autorin Donna Woolfolk Cross basiert. Es ist die Geschichte einer frühen Jeanne d‘Arc, einer unerschrockenen Kämpferin gegen verkrustete Machtverhältnisse und bigotte Autoritäten. In Johanna Wokalek, der Gudrun Ensslin aus „Der Baader Meinhof Komplex“, hat Wortmann seine ideale Johanna von Ingelheim gefunden. Sie verkörpert die Figur mit der nötigen Mischung aus emanzipatorischem Ehrgeiz, Stolz und Verletzlichkeit.“Die Päpstin“ ist ein spannendes, atmosphärisch stimmiges Kinoerlebnis, dem man die Handschrift eines Regisseurs mit Blick für stilsichere Details und straffe Handlungsführung ansieht.“ (Cinema) BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, KI, HL, LG, Ol, OS, SN
Paranormal Activity USA 2007, R: Oren Peli, D: Mark Fredrichs, Katie Featherston
„Man kann verstehen, warum der für eine Handvoll Dollar gedrehte Schocker zum Must-See-Movie für US-Teenager avancierte. Zunächst einmal stellt er eine aufregende Abwechslung zwischen all den Hochglanz-Hollywood-Produktionen dar, die in den Vorortkinos gezeigt werden. Und dann leben die Hauptfiguren Katie und Micah genau wie Millionen ihrer Landsleute. Ihr Alltag zwischen Flachbild-TV und Kühlschrank ist so normal, dass jede Abwechslung eine Bereicherung darstellt - und sei es durch einen Hausgeist. Der wiederum kommt langsam, aber gewaltig.Bis zum Finale, das nach Horrorfilmmaßstäben den einzigen wirklichen Schock präsentiert, erlebt man die Angst des jungen Paares wie seine eigene. Gerade weil Katie und Micah so normal sind.“ (Cinema) BHV, BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Planet 51 USA 2009, R: Jorge Blanco
„In seiner Ästhetik von einem amerikanischen Produkt nicht zu unterscheidender spanischer Computeranimationsfilm um einen US-Astronauten, der auf einem fernen Planeten eine Welt entdeckt, in der es aussieht wie im Amerika der 1950er Jahre. Die Paranoia der Einheimischen führt zu diversen Verfolgungsjagden, die Freundschaft zum jungen Lem rettet Chuck.“ (tip) BHV, BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
R
Rosas Höllenfahrt Deutschland/Niederlande 2009, R: Rosa von Praunheim
„Materialreicher Dokumentarfilm über die Geschichte der Hölle, mit dem Rosa von Praunheim persönliche Jugendtraumata aufarbeiten will. Theologen, Kulturwissenschaftler, Fundamentalisten und Religionskritiker zeichnen im Gespräch mit dem Regisseur die Umrisse eines konfessionsübergreifenden Topos nach, der auch in der Moderne virulent geblieben ist. Allerdings begnügt sich der Film mit der additiven Anhäufung von Bildern, Texten und Theorien, ohne selbst eine klare Position zu beziehen.“ (Lexikon des internationalen Films ) GÖ
S
Satantango Ungarn 1991-93, R: Béla Tarr, D: Mihály Vig, István Horváth / Originalfassung mit Untertiteln
„Strömender Dauerregen in der ungarischen Tiefebene. Die Menschen leben auf einer verlassenen landwirtschaftlichen Maschinenstation. Der Zahltag naht, und alle schmieden Pläne, einander übers Ohr zu hauen, um mit dem Geld die Flucht aus dieser Ödnis zu finanzieren. Keiner ist jedoch entschlossen genug, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Alle warten bangend auf die Rückkehr des Irimiás, der sie aus ihrem Elendsdasein erlösen könnte, aber möglicherweise nur ein betrügerischer Prophet ist. Das siebenstündige Opus basiert auf dem Roman von Làszlo Krasznahorkai, der seine Geschichte in mehreren zeitversetzten Anläufen und aus unterschiedlichen Perspektiven entwickelt. In die Langsamkeit der Ereignislosigkeit bringen plötzliche Zeitsprünge und Szenenwechsel Dynamik. Tarrs Umgang mit Zeit gibt diesem Werk seine unvergleichliche Kraft.“ (Kino 46) HB
Saw VI USA 2009, R: Kevin Greutert, D: Shawnee Smith, Tobin Bell
„Foltermeister Jigsaw rächt sich zwei Folgen nach seinem Krebstod an seiner Krankenversicherung. „Saw VI“ bleibt dem ausgelutschten Erfolgsrezept der Serie treu. Der recht originell anmutende Plot ist nicht mehr als ein hilfloser Rechtfertigungsversuch für eine erneut spannungsarme Aneinanderreihung von hektisch geschnittenen Verstümmelungsszenarien.“ (tip) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Seelenvögel Deutschland 2009, R: Thomas Riedelsheimer
„Der deutsche Dokumentarfilm begleitet Kinder und Jugendliche, die an Krebs leiden, wobei vor allem drei junge Patienten im Mittelpunkt des ergreifenden Films stehen, deren Krankheitsverläufe mittels Parallelmontagen nebeneinander gestellt werden. Dabei wird den Patienten, aber auch ihren Eltern Raum gegeben, um über ihr Erleben, ihre Ängste und Hoffnungen zu reden. Trotz etwas aufdringlich mystifizierender Zwischenschnitte auf Bilder, die das Werden und Vergehen in der Natur zeigen, entsteht daraus ein mutmachender Film, der vor allem durch den unbändigen Lebenswillen der Protagonisten überzeugt.“ (Rheinischer Merkur) HB
66/67 - Fairplay war gestern Deutschland 2009, R: Jan Christoph Glaser & Carsten Ludwig, D: Fabian Hinrichs, Christoph Bach
„Sechs Freunde treffen sich regelmäßig zu den Spielen von Fußball-Drittligist Eintracht Braunschweig. Obwohl sie dem Flegelalter längst entwachsen sind, verprügeln sie dort gegnerische Fans. Statt auf eine spannende Geschichte konzentriert sich der Film auf seine Charaktere. Doch Männer, die sich weigern, erwachsen zu werden, sind nicht besonders interessant.“ (Cinema) BS
Soul Kitchen Deutschland 2009,R: Fatih Akin, D: Adam Bousdoukos, Moritz Bleibtreu
„“Soul Kitchen“ ist ein Hamburg-Film, weil er in Hamburg-Wilhelmsburg spielt, weil er in Hamburg lebende Schauspieler wie Birol Ünel oder Demir Gökgöl versammelt und die Geschichte einige strukturelle Anknüpfungspunkte liefert. Es geht um den jungen Zinos, der die Kneipe „Soul Kitchen“ betreibt und sich als Hamburger Grieche nach Nestwärme sehnt. Wie bei Akins früheren Erfolgen spielt Migration eine Rolle, der wesentliche Hamburg-Bezug aber ist das Phänomen der Gentrifizierung, der Verlust von Stadtkultur, weil sich Investoren Immobilien unter den Nagel reißen und die (Lebens-)Künstler vertreiben. Dabei bleibt „Soul Kitchen“ zu jeder Zeit eine Komödie - mit einem Hang zum Klamauk.“ (taz) HH, OS
Die Standesbeamtin Schweiz 2008, R: Micha Lewinsky, D: Marie Leuenberger, Dominique Jann
„Eine Standesbeamtin, die längst den Glauben an ihren Beruf und auch an die Ehe verloren hat, soll ausgerechnet jenen Mann vermählen, mit dem sie einst in einer Band spielte und den sie schon immer anhimmelte. Sie beißt in den sauren Apfel, letztlich fordert das Gefühl aber sein Recht ein. Eine gut gelaunte und inszenierte Komödie, die zwar ein wenig zu vorhersehbar ist, was aber die überzeugenden Darsteller, allen voran die einprägsam-markante Hauptdarstellerin, spielend wett machen.“ (filmdienst) HB, KI
Stille Hochzeit - Zum Teufel mit Stalin Rumänien/Frankreich/Luxemburg 2008, R: Horatiu Malaele, D: Meda Andreea Victor, Alexandru Potocean
„Die Hochzeit von Mara und Lancu ist bereits in vollem Gange, als in dem abgelegenen rumänischen Dorf die Nachricht von Stalins Tod eintrifft. Doch die trinkfreudigen Dorfbewohner lassen sich das Feiern nicht verbieten. Mit seiner überdrehten Mischung aus burleskem Bauerntheater und infantilem Slapstick erinnert Horatiu Malaeles Debüt an Filme wie „Schwarze Katze, weißer Kater“ oder „Luna Papa“.“ (Cinema) HB
Studien von Raum und Zeit Videoarbeiten aus dem »Atelier für Zeitmedien«, Hochschule für Künste, Bremen HB
T
Tannöd Deutschland 2009, R: Bettina Oberli, D: Julia Jentsch„„Tannöd“ ist die etwas konfuse Adaption des Romanbestsellers von Andrea Maria Schenkel, der vom Mord an einer Familie in einem bayerischen Dorf handelt. Wie die Vorlage rekonstruiert der Film das Verbrechen aus der Sicht zahlloser Dorfbewohner und erschwert sich das Erzählen zusätzlich, indem er noch weitere Figuren hinzuerfindet. Während der Zuschauer beim ständigen Wechsel der Perspektiven und Zeitebenen irgendwann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, irrt die große Monica Bleibtreu in ihrer letzten Kinorolle als Kassandra durchs Gehölz und kündet von der moralischen Verworfenheit der Menschen. Konsequent stilisiert die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli (“Die Herbstzeitlosen“) das Dorf zu einem Ort der Bigotterie und Dumpfheit, an dem die Menschen äußerlich und innerlich verwahrlosen. Dafür steht sie am Ende ohne eine einzige Figur da, um die das Publikum wirklich bangt.“ (Der Spiegel) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, LG, OL, OS
This ist Love Deutschland 2009, R: Matthias Glasner, D: Corinna Harfouch, Jens Albinus
„Matthias Glasner (“Der freie Wille“) gehört zu den mutigsten, aber auch zu den kontroversesten Filmemachern in Deutschland. Im Zentrum seines neuen Films stehen eine von der Liebe und vom Alkohol beschädigte Kommissarin und ein junger Mann, der Kinder aus vietnamesischen Bordellen freikauft. Die in unchronologische Fragmente zertrümmerte Geschichte gibt ihr Geheimnis nur zögerlich preis und leidet unter dem extremen Stilwillen des Regisseurs.“ (Cinema) HH
Die Todesreiter von Darfur USA 2007, R: Ricki Stern, Anne Sundberg
„Bezug nehmend auf die Erlebnisse und die Fotos eines US-Beobachters, dokumentiert der Film die Schrecken des Bürgerkriegs im Sudan und führt dessen Gräuel mit erschreckender Schärfe vor Augen. Der 2004 im Auftrag der Afrikanischen Union in die Krisenregionen gereiste Amerikaner schildert zugleich seine Ohnmacht, die westliche Öffentlichkeit und seine eigene Regierung zum Einschreiten zu bewegen. Ein erschreckendes Dokument menschlicher Grausamkeit, aber auch des Versagens der Staatengemeinschaft.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
(Traum)Job gesucht USA 2009, R: Vicky Jenson, D: Alexis Bledel, Zach Gilford
„Ryden Malby hat gerade ihren College Abschluss in der Tasche und mit ihren guten Noten bewirbt sie sich nun auch gleich für ihren Traumjob bei einer großen Agentur, doch der wird ihr durch ihre ewige Rivalin vor der Nase weggeschnappt. Jetzt steht die gut ausgebildete Ryden ohne Job da und bewirbt sich wie wild, jedoch vorerst ohne Erfolg.Die Witze sind nicht komisch und wirken aufgesetzt, zumindest für jeden der älter als 6 Jahre ist.“ (cinefreaks) HH
Tulpan Deutschland/Schweiz 2009, R: Sergej Dwortsewoi, D: Askhat Kuchinchirekov, Tulepbergen Baisakalov
„Ein junger Mann lebt nach seinem Militärdienst in der kasachischen Steppe bei der Hirtenfamilie seiner Schwester und wirbt um die schöne Tulpan, um mit ihr einen eigenen Hausstand zu gründen. Die junge Nomadentochter ist äußerst wählerisch. Während die amüsante Liebesgeschichte Züge einer romantischen Komödie trägt, nimmt sich die fast dokumentarisch beobachtende Kamera in langen Einstellungen viel Zeit, um sinnlich das Leben der Menschen in der kargen Landschaft Kasachstans nachzuzeichnen und die Spannungen zwischen dem traditionellen Lebensstil und den durch Einflüsse von außen genährten Sehnsüchten fühlbar zu machen.“ (Rheinischer Merkur) HB
Die Tür Deutschland 2009, R: Anno Saul, D: Mads Mikkelsen, Jessica Schwarz
„„Die Tür“ öffnet sich in diesem Film zu einer Parallelwelt: Nach dem Tod seiner kleinen Tochter tritt ein erfolgreicher Künstler durch eine geheimnisvolle Tür in seine Vergangenheit. Er erhält für das Leben mit Frau und Tochter eine zweite Chance und darf noch einmal fünf Jahre zurück. Anno Sauls Thriller ist einer der seltenen Versuche, in Deutschland das Genre-Kino wiederzubeleben, und schon allein deshalb zu begrüßen. Die merkwürdige Konstruktion des Films hat manchmal etwas unfreiwillig Komisches, zum Ende aber wird es spannend und berührend. Und weil sich die Figuren bei ihren Zeitreisen selbst begegnen, gibt es Jessica Schwarz erfreulicherweise gleich zweimal.“ (Der Spiegel) BHV, FL, H, HB, HH, HL, LG, OS, SN
U
Unter Bauern - Retter in der Nacht Deutschland 2009, R: Ludi Boeken, D: Veronica Ferres, Armin Rohde
„Angelehnt an die Autobiografie der heute 96-jährigen Marga Spiegel setzt der Ensemble-Film dem leisen Widerstand westfälischer Bauern gegen die Judenverfolgung der Nazis ein Denkmal. In einer Mischung aus Charakterstudie, Heimatfilm und absurder Komödie schildert der holländische Regisseur Ludi Boeken, wie zwei westfälische Bauern den Pferdehändler Menne Spiegel, dessen Frau Marga und ihre Tochter zwei Jahre lang auf ihren Höfen verstecken und die Familie trotz großer Gefährdung und makabrer Umstände am Ende retten können.“ (tip) BHV
V
Das Vaterspiel Deutschland/Österreich/Frankreich 2007, R: Michael Glawogger, D: Helmut Köpping, Sabine Timoteo
„Ein Student mit Vaterkomplex hat ein Computerspiel entwickelt, das virtuelle Rachefantasien an Vaterfiguren ermöglicht. Sein Schicksal verknüpft sich mit dem anderer Personen, die ebenfalls schwer am Verhältnis zu ihren Vätern tragen. Auf vier Zeitebenen angesiedelte Roman-Adaption um Protagonisten, die auf unterschiedliche Weise von Verbrechen der NS-Zeit tangiert sind. Über Litauen, Deutschland, Österreich und die USA spannt sich eine virtuos komponierte, fragmentarische Erzählung voller Brüche, in der es um den Holocaust, um Schuld, Widerstand und Versagen geht sowie um die Reflexion darüber geht.“ (filmdienst) HB, HH
Verblendung Schweden/Dänemark/Deutschland 2009, R: Niels Arden Oplev, D: Noomi Rapace, Lena Endre
„Ein smarter Enthüllungsjournalist und eine verschrobene Hackerin versuchen nach über 40 Jahren das Verschwinden einer jungen Frau zu klären. Ihre Nachforschungen bringen hässliche Familiengeheimnisse ans Licht und scheuchen einen psychopathischen Mörder aus seinem Versteck. Gelungene Verfilmung des Bestsellers von Stieg Larsson.“ (tip) HB, HH
Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Deutschland 2009,R: Margarethe von Trotta, D: Barbara Sukowa, Hannah Herzsprung
„Hildegard von Bingen gehört zu den bedeutendsten Gestalten der Kirchengeschichte. Filmemacherin Margarethe von Trotta widmet ihr eine Filmbiografie, die Hildegard (Barbara Sukowa) vom Eintritt ins Kloster bis zum Sterbebett begleitet. Dabei ist erfreulich, dass die Regisseurin ihrer Figur die Ecken und Kanten belässt; allerdings wird für die Würdigung ein hoher Preis gezahlt: Dramaturgisch bekommt der Film die Facetten seiner Hauptfigur nicht in den Griff und bleibt ohne Fokus, sodass es ihm schwer werden dürfte, außerhalb der Kreise, die sich für die prominente Frauengestalt interessieren, neuen Zuschauern ihr Wirken nahezubringen.“ (Rheinischer Merkur) GÖ, HB, HH, HL
W
Wavelength & So is this USA 1967 & Kanada 1982, R: Michael Snow / Originalfassungen ohne Untertitel
„Michael Snow, kanadischer Musiker, Filmemacher und bildender Künstler, ist einer der wichtigsten Vertreter der Konzeptkunst und des strukturellen Films. „Wavelength“ besteht aus einer einzigen langsamen Kamerafahrt durch einen Raum, während es mehrfach Nacht und wieder Tag wird. Das Filmkonzept von „So is this“ ist von einfacher Eleganz: Die Zuschauer lesen Wort für Wort Satzteile, die sich langsam zusammenfügen und die alle auf humorvolle Weise das Medium Sprache und die Idee Film hinterfragen.“ (Kino 46) HB
Das weiße Band Deutschland/Frankreich/Italien/Österreich 2009, R: Michael Haneke, D: Christian Friedel, Ulrich Tukur
„Das weiße Band“ ist ein filmisches Exerzitium von Michael Haneke, dem wohl protestantischsten aller Autorenregisseure. In schwarzweißen, meist starren Bildern inszeniert der Österreicher das Leben in einem norddeutschen Dorf am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Haneke entwirft eine lebensfeindliche Welt, in der ein strenger Glaube und eine strikte soziale Rangordnung den Alltag bestimmen. Selbst in grandiosen Totalen, in denen sich nicht mal die Wolken bewegen, herrscht beklemmende Enge. Haneke, der für diesen Film bei den Festspielen in Cannes die Goldene Palme gewann, erzählt von einer Rebellion. Die Kinder des Dorfs, die unentwegt gemaßregelt und gezüchtigt werden, begehren heimlich gegen ihre Eltern auf. Doch befreiend ist dieser Aufstand nicht: Selten waren Kinder auf der Leinwand furchterregender als in diesem Film.“ (Der Spiegel) FL, GÖ, H, HB, HH, HL, LG
Wenn Ärzte töten Deutschland 2009, R: Wolfgang Richter, Hannes Karnick
„Nazimediziner und ihre Beteiligung am Holocaust: Der Wissenschaftler Robert Jay Lifton referiert in der karg reduzierten Doku über die Ärzte, die in der „bösen mystischen Klinik Auschwitz“ perverse Experimente an den KZ-Gefangenen vornahmen. „Die Nazis“, so Lifton, „strebten die biologische Perfektion an.“ Deswegen, so sein Fazit, seien viele Ärzte der braunen Unheilslehre verfallen.“ (Cinema) HH
Wenn wir zusammen sind Frankreich 2008, R: Lorraine Levy, D: Vincent Lindon, Florence Foresti
„Vincent Lindon gibt einen alleinerziehenden Exil-Pariser, der nach London zieht. Das sieht aus wie aus dem Märchenbuch: Es herrscht fröhliche Dorfstimmung im Luxuskiez South Kensington, und es geht fix, bis der arbeitslose Neuling ein eigenes Lädchen findet und eine WG gründet. Mitbewohner sind ein ebenfalls alleinerziehender alter Freund, nebst Kinder-Doppel. Natürlich lässt die Liebe nicht auf sich warten, doch Damenbesuch ist im Männerhaushalt tabu. Das gibt Stoff für allerlei spaßige, doch oft arg konstruierte Verwicklungen.“ (tip) GÖ, HB, KI
Whatever Works USA 2009, R: Woody Allen, D: Larry David, Adam Brooks
„Woody Allen hat endlich wieder in New York gedreht und erzählt von einem herrlich unbequemen, sarkastischen, pessimistischen Dauernörgler, in dessen Leben mit boulevardesker Turbulenz eine quietschnaive Südstaatlerin und deren bibeltreue Provinzeltern rauschen. Anheimelnd altmodische, durchweg optimistische Komödie, in der Allen mit bissigen Dialogen seine Lieblingsthemen variiert.“ (tip) BS, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS
Wickie und die starken Männer Deutschland 2009, R: Michael Bully Herbig,D: Jonas Hämmerle, Waldemar Kobus
„Winnetou, Raumschiff Enterprise und Kaiserin Sissi waren schon dran; jetzt hat Regisseur Michael Bully Herbig den Zeichentrickwikinger Wickie zum Kinostar erkoren. Wickie, ein Kinderheld seit Mitte der siebziger Jahre, ist der Sohn des Wikingerchefs und klüger als alle Erwachsenen zusammen; immer wieder rettet er sie vor Gefahren. So weit, so Grundschüler-kompatibel. Herbig, selbst in einer Nebenrolle als spanischer Chronist zu sehen, verzichtet diesmal auf jede parodistische Zuspitzung: Er hat einfach nur einen sehr braven Kinderfilm inszeniert, der erwachsene Bully-Fans schnell ermatten lassen dürfte. Wie klagte schon der weiße Held im „Schuh des Manitu“: „Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.“ (Der Spiegel) BS, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
Wie weit noch? Ecuador 2006, R: Tania Hermida, D: Tania Martinez, Cecilia Vallejo
„Eine junge spanische Touristin lernt auf einer Reise durch Ecuador eine Studentin kennen, die von Quito nach Cuenca unterwegs ist, um die Heirat ihres Geliebten zu verhindern. Die beiden gegensätzlichen Frauen werden zu Reisegefährtinnen. Kraftvolles, authentisch wirkendes Road Movie, das in mehrfacher Hinsicht neue Perspektiven eröffnet. Bis auf einen aufdringlichen Off-Kommentar überzeugt der Film durch genaue Beobachtungen und einen leisen Humor.“ (Lexikon des internationalen Films) H
Willkommen bei den Sch‘tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon
„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch‘tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) GÖ, HH
Wüstenblume Großbritannien/Deutschland 2009,R: Sherry Horman,D: Liya Kebede, Timothy Spall
„“Wüstenblume“ beruht auf dem gleichnamigen Bestseller der Somalierin Waris Dirie, die Ende der siebziger Jahre ihre Heimat verließ, in London eine Karriere als Model machte und später von der Uno zur Sonderbotschafterin gegen die Verstümmelung weiblicher Genitalien ernannt wurde. Leider strengt sich die Regisseurin Sherry Hormann etwas zu sehr an, aus der harten Lebensgeschichte von Dirie ein Feel-Good-Movie zu machen. Auf schnellstem Weg rast sie nach London und holt die afrikanische Vorgeschichte ihrer Heldin dann in sperrigen Rückblenden nach. Zwar macht der Film schon früh klar, dass Waris (gespielt von dem Model Liya Kebede) als Kind beschnitten wurde, dann mag er aber eine gute Stunde lang nicht mehr daran denken, um am Ende pathetisch gegen die Genitalverstümmelung aufzurufen.“ (Der Spiegel) HH
Z
Zuhause ist der Zauber los USA/Deutschland 2009, R: Karey Kirkpatrick, D: Eddie Murphy, Thomas Haden Church
„Eddie Murphy sollte es endlich lassen: Seine Gags wirken immer krampfiger, seine Grimassenschneiderei nervt. Sein neuer Film „Zuhause ist der Zauber los“ kommt wenigstens ohne Fäkal- und Pupswitze aus, aber die Familienkomödie von Karey Kirkpatrick (“Ab durch die Hecke“) ist Retortenkino der ödesten Sorte.Abgesehen davon, dass der Film auf geradezu unverschämte Weise Schleichwerbung für einen modischen Energy-Drink betreibt, dürfte die inspirationslose Ansammlung von Klischees und faulen Witzen allenfalls Eddie Murphys Selbstdemontage vorantreiben.“ (Cinema) H
Zweiohrküken Deutschland 2009, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner
Weit über sechs Millionen Zuschauer verfolgten vor zwei Jahren frenetisch, wie sich die töffelige Kindergärtnerin Anna und der unverbesserliche Womanizer Ludo einen gepfefferten Schlagabtausch in Sache Liebe lieferten. Während sich „Keinohrhasen“ aber an ein Familienpublikum richtete, hat „Zweiohrküken“ erwachsene Kinogänger im Visier. Der Grund: Das Geschlechterchaos strotzt nur so vor deftigen und pikanten Situationen. Nora Tschirners überraschende Riesenbrusteinlage als sprichwörtlicher Männertraum, oder der Riesendödel von Annas Ex Ralf sind nicht gerade etwas für einen Sonntagnachmittagsausflug mit den Kids. Doch trotz aller Schlüpfrigkeiten kommt die Romantik wie schon beim Vorgänger nicht zu kurz - obwohl so manches Kitschklischee am Ende unnötig in die Länge gezogen wirkt.“ (Cinema) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN
2012 - Der Film USA/ Kanada 2009, R: Roland Emmerich, D: John Cusack, Woody Harrelson
„Im Jahr 2012 geht mal wieder die Welt unter. Das allein wäre nicht weiter beunruhigend. Aber die Begeisterung, mit der Apokalypse-Routinier Roland Emmerich (“Independence Day“, „The Day After Tomorrow“) in seinem neuen Science-Fiction-Spektakel Millionen von (computergenerierten) Statisten massakriert, irritiert dann doch. Ein technisch perfekter Overkill im Wortsinn: Erdbeben verschlingen ganze Städte, Vulkane explodieren wie Atombomben, eine riesige Flutwelle spült einen Flugzeugträger bis nach Washington, wo er das Weiße Haus und den schwarzen Präsidenten unter sich begräbt. Da erscheint es nur konsequent, dass der Terrorpilot Mohammed Atta offenbar als künstlerischer Berater in Hollywood weiterlebt: In einer Szene stürzen zwei Hochhäuser in sich zusammen wie am 11. September 2001, ein Flugzeug jagt vorbei. In diesem Chaos versucht ein Schriftsteller seine Familie zu retten, ein Geologe will die Menschheit warnen, Queen Elizabeth bringt ihre Corgis in Sicherheit.“ (Der Spiegel) BHV, BS, DEL, FL, GÖ, H, HB, HH, HL, KI, LG, OL, OS, SN