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Archiv-Artikel

NICK REIMER ZUR VERRECHNUNG VON ENTWICKLUNGSHILFE UND KLIMAKOSTEN Hunger auf dem heißen Planeten

Die Bundesregierung will auf dem Klimagipfel in Kopenhagen von den Entwicklungsländern verlangen, dass die ihre Emissionen vermindern. Andererseits sollen die Mittel, die armen Ländern versprochen wurden, damit diese sich an die Erderwärmung anpassen können, mit deren Entwicklungshilfe verrechnet werden. Für diesen Beschluss der schwarz-gelben Koalition kann es nur zwei Gründe geben: Entweder wollen Union und FDP weder Klimawandel noch Welthunger ernsthaft bekämpfen, oder sie verstehen das Verhandlungssystem nicht.

Die Entwicklungsländer fordern auf dem Kopenhagen-Gipfel zusätzliches Geld, um sich an den Klimawandel anpassen zu können. Und sie sind damit im Recht: Erstens treffen sie die Folgen des Klimawandels bereits heute deutlich härter als zum Beispiel Deutschland. Zweitens haben vor allem die Industrieländer das Problem zu verantworten. Allein die USA haben beispielsweise zwischen 1903 und 2000 insgesamt 350 Prozent mehr Treibhausgase produziert als China.

Deshalb war den Entwicklungsländern auf Bali zusätzliches Geld versprochen worden. Und die G 77 haben in den Verhandlungen immer wieder klargemacht, einem neuen Klimapakt nur zuzustimmen, wenn für sie deutlich mehr Geld rausspringt. Über eigene Reduktionsverpflichtungen wollen sie – völlig zu Recht – erst reden, wenn der Norden gezahlt hat.

Die Bundesregierung geht nun den umgekehrten Weg: Zuerst sollen sich die Entwicklungsländer zu einer Reduktion ihrer Emissionen verpflichten. Dann gibt es Geld, aber das nur aus dem Millenniumstopf. Zur Erinnerung: Das Millenniumsziel lautet, die Zahl der Hungernden auf der Welt zu halbieren. Nicht, höhere Dämme zu bauen. Die Zahl der Hungernden aber ist in den letzten Jahren um 80 Millionen gestiegen, nicht zuletzt wegen der Klimakrise.