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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Von MATT

Misogyner Sexismus und Homophobie gelten hierzulande immer noch als integraler Bestandteil des Hip-Hop. Frauen, Homosexuelle oder Transgender spielen da nur als sexualisierte Projektionsflächen und zu besiegende Angstquellen eine Rolle. In den USA formiert sich seit ein paar Jahren schon eine schlagkräftige Gegenbewegung, queere Rapper_innen wie der Transgender-Hopper Katastrophe, das lesbische Duo God-des and She oder der schwule Deadlee vernetzen sich selbstbewusst und behaupten ihren Platz jenseits des sattsam bekannten Hip-Hop-Bashings der queeren Mittelschicht. Das PeaceOut-Festival, auf dem sich die Szene 2001 das erste Mal präsentiert hat, hat längst erfolgreiche Ableger im ganzen Land. Auch die New Yorker Drag-Rapperin Mykki Blanco, geboren als Michael David Quattlebaum Jr., trägt Perücken und Guccitasche statt Baseballkappe und Turnschuhen, bezieht sich auf Riot-Grrrls, ihren „lyrischen Propheten“ Nas und ihre langjährige Rave-Erfahrung gleichermaßen. Vor allem aber will sich Mykki Blanco dabei gar nicht auf die Schublade „Queer Rap“ festlegen lassen. Sondern Hip-Hop als Performance-Kunst ernst nehmen, als gute Musikerin ernst genommen werden – und davon gut leben können. Am Sonntag präsentiert Mykki Blanco ihre extrovertierte Show und ihr Debütalbum „Cosmic Angel: The Illuminati Prince/ss“ im Uebel & Gefährlich. So, 3. 2., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66

Die Idee ist wohl einer, nun ja, Graslaune zu verdanken: Was bei den US-amerikanischen Gewalt-Death-Metallern Cannibal Corpse noch „Mummified in Barb Wire“ und „Gateways to Annihilation“ heißt, wird bei deren Marihuana-seligen Doppelgängern Cannabis Corpse zu „Mummified in Bong Water“ und „Gateways to Inhalation“. Klingt im Ergebnis aber gar nicht verpeilt, sondern knallt genauso gut wie das „Original“. Do, 31. 1., Hafenklang, Große Elbstraße 84

Statt an abgekauten Hip-Hop-Stereotypen arbeiten sich Marcus Graap und Tom De Greeter alias Siaz seit über zehn Jahren lieber an allerlei musikalischen Gegensätzen ab: Kennengelernt hat sich das belgisch-schwedische Duo auf einer gemeinsamen Tour von Graaps 8-Bit-Hoptronica-Band Stacs of Stamina und De Greeters eigenwilligem LoFi-Akustik-Hip-Hop-Projekt Cavemen Speak. Das wiederum ist organisiert im umtriebigen belgischen Künstlerkollektiv Shadowanimals und nicht nur durch gemeinsame Liveshows verbandelt mit US-amerikanischen Alternativ-Hip-Hoppern wie Sage Francis, Themselves, Alias, Murs, Saul Williams oder El-P. Seit sechs Jahren firmieren Graaps und De Greeter als Zucchini Drive und mischen Hip-Hop mit Progrock, Garage Rock oder Postrock, produziert haben das Debüt vor sechs Jahren so illustre Kollegen wie Anticons Alias und Sole, der belgische Indietroniker Styrofoam, Morr Musics Bernhard Fleischmann, die italienischen Postrocker Giardini di Mirò oder Notwists Markus Acher. Do, 31. 1., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84MATT