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Archiv-Artikel

Vom Nudelholz bis zum WettzettelAch, dieser kleine, süße Staubsauger

SPÄTKAUF Schöne Bescherung: Letzte Geschenketipps kurz vor Schluss aus der taz-Kulturredaktion

Wer kennt sie nicht, die eigene Faulheit, die einen beim Anblick von kleineren Dreckansammlungen in der Wohnung überkommt, diese unüberwindbare Faulheit, den großen Staubsauger zu holen. Man müsste erst in den Flur laufen, um das Riesending aus der Ecke zu wuchten, ihn dann schwerfällig ins Zimmer schleppen und dann auch noch den Stecker in die Steckdose rammen. An manchen Tagen ist das einfach zu viel verlangt.

Wie oft dachte ich mir in diesen Momenten, ach, hätte ich doch jetzt einen kleinen, süßen Handstaubsauger. In ständiger Bereitschaft läge er in Reichweite und schwupps, in weniger als fünf Sekunden ist der Dreck für immer entsorgt und das Wohlbefinden wieder hergestellt. Ohne Fußweg, ohne Kabel, ohne widerwärtige Gedanken und ohne schlechte Laune. Ein praktisches Haushaltsgerät, dieser Handstaubsauger, eine Erleichterung des Alltags und damit ein wunderbares Weihnachtsgeschenk, auch in Gedenken an so manchen Mitbewohner. Dieses Wunder der Technik habe ich kürzlich in der „Ideenwelt“ bei Rossmann entdeckt. Dazu gibt es – als Tüpfelchen auf dem i – die Fugenbürste, Aufsteckbürste, Wandhalterung, das Ladegerät und einen leistungsstarken Motor mit Hochleistungsakku DC 45. Na, das ist doch was. SIMONE JUNG

■ Rossmann, 12,99 €

Bastelbogen „Festspielhaus Afrika“

Ein Esel ist dabei und ein Lamm, ein Haus aus Lehm und ein Brunnen. Man könnte also mit diesen Ausschneidefiguren fast eine kleine Krippenshow inszenieren. Maria und Josef fehlen allerdings, denn schließlich handelt es sich bei dem Bastelbogen, den Christoph Schlingensief signiert hat, um eine Gedankenskizze zu seinem Projekt „Festspielhaus Afrika“.

Inzwischen steht fest, dass das Festspielhaus mit einer Schule für 500 Kinder und mit Krankenstation sowie Restaurant in Ouagadougou im Staat Burkina Faso gebaut wird. Es wird offen für alle Bevölkerungsgruppen, für afrikanische und europäische Künstler sein.

Der Architekt ist Francis Kéré, Häuptlingssohn aus Burkina Faso, der für seine Kombination aus traditioneller Lehmbauweise und Stahlbau schon mit einem Preis ausgezeichnet wurde. 2010 soll mit dem Bau der Schule begonnen werden, ein Theatersaal, von der Ruhrtriennale gestiftet, ist bereits in Container verpackt.

Was das alles mit einer Geschenkidee zu tun hat? Gegen eine Spende von 50 Euro und mehr für das Festspielhaus kann man den Bastelbogen bekommen und sich an die Zeit erinnern, als das Spielen mit Ausschneidefiguren noch ein echtes Weltentwerfen war. KATRIN BETTINA MÜLLER

■ Spende und Bestellung unter www.festspielhaus-afrika.com

Nudelhölzer – fürs Leben unter Männern

Das Nudelholz auf dem Cover. Nun ja, denkt man. Und dann: Gerade Friederike Girst, der Herausgeberin des Bands „Herrschaftszeiten“, in dem mit Elke Schmitter und Bascha Mika auch zwei ehemalige Chefredakteurinnen der taz „Vom Leben unter Männern“ – wie der Titel weiter heißt – berichten, wird da kein Fehler unterlaufen sein. Schließlich ist die Professorin für visuelle Kommunikation in Nürnberg eine vielfach preisgekrönte Grafikdesignerin.

Und tatsächlich, seitdem – wie in allen Medien breit berichtet – in der taz ein weiteres bedeutendes Kapitel „Vom Leben unter Männern“ geschrieben wurde, weiß ich, wie sophisticated das Bildzitat jenes anachronistischen Instruments weiblicher Wehrhaftigkeit ist. Denn nur das Nudelholz kann dieser Preziose aus der Schatzkammer eines vergessen Geglaubten, dabei offensichtlich höchst lebendigen Wer-hat-den-Längeren-Patriarchats, die Peter Lenk so einfallslos an unserer Hauswand angebracht hat, das Wasser reichen. Ich werde mir eins auf den Schreibtisch legen. Fürs Leben unter Männern. Gehört es nicht auch dringend ins Sortiment des taz-Shops? BRIGITTE WERNEBURG

■ Nudelholz, Dr. Oetker Back-Idee Holzteigroller, 42 cm, 9,92 € bei Amazon; Friederike Girst (Hg.), „Herrschaftszeiten“, DuMont Verlag Köln 2009, 312 Seiten, 16,95 €

Für Nerds: Kalendarium toter Musiker

„No One Ever Really Dies“, diese Popweisheit haben wir einem US-R&B-Produzententeam zu verdanken. Der Bandname ist doppelt schön: Auch in der von ihnen präferierten Abkürzung N.E.R.D. macht er Sinn. Im Deutschen lässt sich „Niemand geht wirklich den Weg alles Irdischen“ nicht als Sonderling abkürzen. Wenigstens wird den Unsterblichen und den Sonderlingen nun in Form eines Kalenders gehuldigt. „The Beat Goes On. Kalendarium toter Musiker“ ist ein Kalender, der gegensätzlicher nicht sein könnte. Der Einband in schwarzem Leinen, wie ein Gesangsbuch anmutend, innen hell und klar strukturiert und täglich mit Namen, Daten, Fakten aufwartend. Auf Schulferien oder Messetermine verzichtet diese Bibel des Morbiden. Dafür entschädigen ihre „Statistik der häufigsten Todesursachen von Musikern“ (einsame Spitze: Krebs in 205 Fällen) oder „beliebte Verschwörungstheorien“ (Michael Jackson und seine Schwester La Toya sind ein und dieselbe Person). Den Unsterblichen kann man nun pünktlich eine Kerze anzünden. Am 1. Januar beispielsweise Townes Van Zandt, „traurigster der traurigen Singer-Songwriter; Herzinfarkt infolge einer schweren Hüftoperation“.

JULIAN WEBER

■ „The Beat Goes On. Kalendarium toter Musiker 2010“. Edition Observatör, Berlin 480 S., 14,90 €

Gut zu Fuß im Winter: mit Schneeschuhen

Vor Kurzem lag ich mit einer Grippe auf dem Sofa und füllte die freie Zeit mit einem tollen Hörbuch: Werner Herzogs „Vom Gehen im Eis“. Im November 1974 brach der Filmemacher auf, um zu Fuß von München nach Paris zu wandern. Die Filmhistorikerin Lotte Eisner, die in Paris lebte, war schwer erkrankt. Herzog, dem magischen Denken nicht abgeneigt, hoffte, durch seinen Marsch der Krankheit Einhalt zu gebieten. Drei Wochen war er unterwegs, kämpfte gegen Schneegestöber, Regen und Sturm, brach abends in Gartenlauben ein, litt manchmal unter Einsamkeit, ständig unter Durst und einer angeschwollenen Achillesferse. Sein Tagebuch mischt die dichte Beschreibung der Dörfer, Landschaften und Menschen mit Tagträumen und Halluzinationen zu einem beeindruckenden inneren Monolog. Für das Hörbuch hat Herzog den Text selbst gesprochen.

Wer kein Getriebener ist, aber trotzdem gern durch den Schnee stapft, kann ein Hilfsmittel gut gebrauchen: Schneeschuhe. Die Technik stammt von den Ureinwohnern Nordamerikas; es handelt sich um Gestelle, die man sich mithilfe einer Bindung unter die Füße schnallt, je nach Preisklasse aus Kunststoff, aus Aluminium oder aus Holz. Für Halt sorgen Kerben und Zacken, die Fläche verhindert das Einsinken im Tiefschnee, man kommt damit Berge rauf und wieder runter und kann einen weiten Bogen um Skipisten und -lifte machen. CRISTINA NORD

■ Werner Herzog: „Vom Gehen im Eis“. 3 CDs, Winter und Winter, München 2007, 37,90 €ĽSchneeschuhe: ab ca. 100 €

Der Henning Mankell von Südafrika

Die Fußballweltmeisterschaft in Südafrika naht. Am 11. Juni erfolgt in Johannesburg der Anpfiff zum Eröffnungsspiel. Man kann also nichts falsch machen, sich jetzt südafrikanischer Literatur zuzuwenden. Eine ganze Reihe südafrikanischer Kriminalromane liegen auf Deutsch vor. Deon Meyer gilt ein wenig als der südafrikanische Henning Mankell. Seine im Aufbau-Verlag erscheinenden Romane haben alles, was ein guter Mainstream-Krimi braucht. Zuletzt gern gelesen: „Weißer Schatten“, sehr spannend zwischen Kapstadt und Kruger-Nationalpark. Und ganz frisch im Taschenbuch: „Schwarz. Weiß. Tod“.

Zwiespältig dagegen der Leseeindruck von Roger Smith, „Kap der Finsternis“ (Klett-Cotta, 2009). Übertriebene Gewaltdarstellung und sehr kalkulierte Handlung. Aber auch sauspannend. Im Frühjahr kommt ein weiterer Smith bei Klett-Cotta. Eindeutig zu seicht und kitschig: Andrew Brown „Schlaf ein, mein Kind“ (btb, 2009). Unbedingt empfehlenswert hingegen die Autorin Malla Nunn. „Ein schöner Ort zu sterben“ (Rütten & Loening 2009) spielt im Norden Südafrikas und hat als zeithistorische Folie den Apartheitstaat der 1950er-Jahre.

Und wer sich oder anderen noch etwas mehr zutraut, der oder die greife zu Andre Brink im Osburg Verlag. Ganz frisch der Roman „Kupidos Chronik“. Brink erzählt darin vom 18. Jahrhundert, von Kupido Kakkerlak, dem ersten eingeborene Missionar in der burischen Kolonie Südafrika.

ANDREAS FANIZADEH

■ In allen gut sortierten Buchhandlungen

Auch zur WM: Scheine für Fußballwetten

Wollen Sie bei dem oder der Beschenkten bis mindestens nächsten Sommer in Erinnerung bleiben, verschenken Sie einen Fußballwettschein. Liebt der oder die Beschenkte eher das Extravagante und Aufregende, setzen Sie bei Ihrem Sportwettenanbieter um die Ecke 10 Euro darauf, dass Nordkorea die Gruppenphase der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika besteht. Die Quote für diese Wette liegt derzeit je nach Anbieter bei etwa 1:80. Das bedeutet, Sie verschenken ein Platz sparendes, etwas gestärktes und meist leicht hellgrün getöntes Stück Papier, auf dem in kräftigen Schwarztönen die Auszahlungssumme von 800 Euro stehen würde. Das macht Eindruck. Und selbst wenn das kleine Stück Papier wertlos werden würde, weil Nordkorea mit einer Tordifferenz von -50 untergeht, der Spaß wäre sicherlich groß, zehn Tage lang einen Grund zu haben, für Nordkorea zu sein.

Sind die oder der Beschenkte eher fürs Nützliche, kaufen Sie eine sichere Wette; sagen wir, Sie setzen 10 Euro darauf, dass Spanien als Gruppenerster ins Achtelfinale einzieht. Bei einer Quote von derzeit etwa 1,05 ist das, was auf dem Tippschein als Gewinnerwartung stehen würde, allerdings entsprechend mager: 10,50 Euro. Erhöhen Sie daher gegebenenfalls den Einsatz oder kaufen Sie noch einen Kombinationswettschein dazu, auf dem Sie Todsicheres wie „Deutschland kommt weiter“ mit fast Sicherem, wie etwa „Holland wird auf keinen Fall Weltmeister“, kombinieren. DORIS AKRAP

■ Örtliche Wettbüros oder www.bwin.com

Fast ein Heiratsantrag: Rasierpinsel

Dachse sollen gut schmecken und werden in China, wo ja manches anders ist, massenhaft als Delikatessen gezüchtet. Für den deutschen Mann (und – wie ist das eigentlich? – auch die deutsche Frau?) hat das den Vorteil, dass dabei viel Dachshaar anfällt, das ganz wunderbar zu Rasierpinseln verarbeitet werden kann. Dies Haar ist weich und doch widerstandsfähig, es kann gut den Schaum verteilen und bleibt dabei doch viele, viele Jahre lang in Form. Es ist also wie von der lieben Evolution als Werkzeug zur Nassrasur gemacht und auf jeden Fall auch von der Vorstellung her viel passender als die Schweineborsten, die in den billigeren Ausführungen von Rasierpinseln Verwendung finden (dass die Kunststoffprodukte höchstens ganz guter Ersatz sind, ist ja eh klar). Am allerbesten ist das Silberspitz-Dachshaar mit seinem schwarzen Band im natürlichen Haarverlauf, dem sogenannten Spiegel (Wikipedia-Wissen). Das sieht dann auch noch gut aus.

Bleibt der Griff des Pinsels. Hochwertiger Kunststoff ist okay. Aber so richtig angeben kann man dann doch nur mit von Natur aus wasserresistentem Olivenholz, das auch gar nicht teurer ist als viele Kunstprodukte. Beim Schenken muss man nur noch aufpassen, dass man nicht ironisch grinst. Und auch bei jungen Paaren ist Vorsicht geboten: Einen Rasierpinsel zu verschenken, ist fast ein Heiratsantrag.

DIRK KNIPPHALS

■ Dachshaar-Rasierpinsel ab 40 €, Bestellung zum Beispiel unter www.dergepflegtemann.de; interessante Debatten unter forum.nassrasur.com