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Archiv-Artikel

„One Billion Rising“: Weltweite Aktionen

KAMPAGNE Von Indien über Kongo bis Düsseldorf folgten am Valentinstag Hunderttausende Frauen auf der ganzen Welt dem Aufruf des Kampagnennetzwerks V-Day zum Aufstehen gegen sexuelle Gewalt

DELHI/BERLIN dpa/afp/taz | Eine Milliarde wurde es zwar nicht, aber immerhin Hunderttausende von Menschen beteiligten sich am Donnerstag weltweit an Aktionen, zu denen die Bewegung „One Billion Rising“ (Eine Milliarde steht auf) aufgerufen hatte. Sie demonstrierten für die Gleichberechtigung der Frauen und gegen sexuelle Gewalt. Einen Schwerpunkt der Aktionen bildete Indien, wo die mörderische Vergewaltigung einer 23-jährigen Studentin vor zwei Monaten zu einer Protestwelle geführt hatte.

Allein am Parlament in der Hauptstadt Neu-Delhi tanzten 2.000 Menschen eine kollektive Choreografie zum offiziellen Lied der Kampagne, „Break the Chain“, von Tena Clark. Zu den Aktionen gehörte auch eine symbolische Beisetzung des Patriarchats und der Frauenverachtung. Am Donnerstag hatte sich zudem die Tochter des Sitarspielers Ravi Shankar als Opfer sexuellen Missbrauchs offenbart, auch um „One Billion Rising“ zu unterstützen. Sie sei als Kind von einem Freund der Familie über Jahre „sexuell und emotional“ missbraucht worden, sagte sie in einer Videobotschaft.

In Australien gab es Flashmobs, in Singapur liefen Aktivistinnen mit schwarzen Ballons durch ein Kaufhaus. Unter anderem in Serbien, auf den Philippinen, in Israel, in Albanien, Kongo und Nigeria und zahlreichen weiteren Ländern gingen Menschen auf die Straße.

Auch in Deutschland fanden Aktionen statt. In Berlin tanzten Hunderte Menschen auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor und auf dem Alexanderplatz. In Frankfurt hatte das städtische Frauenreferat zu einem Flashmob vor dem Frankfurter Hauptbahnhof aufgerufen. Etwa 150 Personen demonstrierten laut Angaben der Polizei in Düsseldorf. Unter den Teilnehmern war auch Emanzipationsministerin Barbara Steffens (Grüne).

Die Veranstaltung wurde auf den Valentinstag verlegt, weil dann in vielen Ländern die romantische Liebe gefeiert wird. Das Meinungsforschungsinstitut Gallup veröffentlichte gestern eine bereits 2006–07 durchgeführte Umfrage, die ergab, dass auf den Philippinen und in Ruanda am meisten Menschen am Valentinstag Liebe verspürt haben: 93 bzw. 92 Prozent. Schlusslicht mit 29 Prozent war Armenien. Deutschland lag mit 74 Prozent gleichauf mit Großbritannien, Nicaragua und Kenia, aber hinter Saudi-Arabien.