stromchaos : In falscher Sicherheit gewogen
Von der Außenwelt abgeschnittene Ortschaften, in Decken gemümmelte Menschen, die in Notunterkünften auf ihre warme Suppe hoffen. Wer hätte gedacht, dass ein halber Meter Neuschnee im Münsterland so ein Szenario anrichten kann?
KOMMENTAR VONSEBASTIAN SEDLMAYR
Als vor zwei Jahren 50 Millionen US-Amerikaner von einem gigantischen Stromausfall betroffen waren, beschwichtigten die hiesigen Energieriesen, derartiges könne „bei uns in Deutschland“ nicht passieren. „Wenn es irgendwo einen Kraftwerksausfall gibt, springt sofort eine andere Anlage ein“, sagte der Chef des Energiekonzerns Eon seinerzeit im Spiegel. „Sicherheit hat ihren Preis“, zwinkerte Wulf Bernotat den Kritikern hoher Strompreise zu. Zuletzt sah der Atomenergie-Manager die „Stabilität des Netzes“ einzig durch die Abhängigkeit der Windkraft von den Witterungsverhältnissen gefährdet.
Doch diesmal fiel kein Kraftwerk aus, der Strompreis ist auf Rekordniveau und auch die Windkraft war nicht schuld. Die mit konventionellem Strom gespeisten Überlandleitungen des NRW-Netzbetreibers RWE gaben einer riesigen Schneelast nach.
Der Schneeeinbruch in Nord-NRW ist eine Katastrophe. Hundertprozentige Sicherheit vor Katastrophen kann niemand garantieren – insofern muss man die RWEs und E-ons in Schutz nehmen. Aber dann sollten die Stromriesen bitte künftig auch nicht mehr so tun, als könnten sie bei entsprechender Bezahlung Garantien abgeben.