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Archiv-Artikel

Schock in der Max-Schmeling-Halle

Alba-Kapitän Matej Mamic erleidet im Spiel gegen Trier eine Prellung des Rückenmarks. Zunächst befürchteten die Ärzte sogar eine Querschnittslähmung. Nun kann er zumindest die Beine wieder bewegen. Doch die sportliche Karriere ist definitiv zu Ende

von ANDREAS RÜTTENAUER

Es war ein gespenstischer Moment in der Max-Schmeling-Halle. Siebeneinhalb Minuten vor dem Ende der Partie von Alba Berlin gegen TBB Trier wurde es ganz ruhig in der Halle. Mannschaftskapitän Matej Mamic lag regungslos auf dem Parkett. Nach einem Zweikampf in der Luft war der Kapitän der Berliner zu Boden gestürzt. Fünf scheinbar endlose Minuten lang dauerte es, bis Mamic aus der Halle getragen wurde.

Zu diesem Zeitpunkt war allen bereits klar, dass etwas ganz Schlimmes passiert war. Teammanager Henning Harnisch fehlen auch am Tag nach dem Spiel noch die Worte. Schließlich sagt er über die Stimmung im Team und in der Halle unter den knapp 6.000 Zuschauern: „Dafür gibt es nur ein Wort: Schock.“

Matej Mamic hatte sich eine schwere Prellung des Rückenmarks zugezogen. Nach seinem Sturz fehlte ihm in Armen und Beinen jegliches Gefühl. So etwas hatten auch die erfahrensten Spieler noch nicht erlebt. An eine Fortsetzung der Partie war nicht zu denken. Alba führte 66:64. Doch dafür interessierte sich niemand. Harnisch würdigte noch einmal ausdrücklich das Verhalten des Gegners, der sofort einem Abbruch der Partie zugestimmt hat.

Nachdem Mamic mit dem Rettungshubschrauber in das Unfallkrankenhaus Berlin transportiert worden war, begann eine Medikamentenbehandlung, die zunächst gut angeschlagen hatte. Mamic kann mittlerweile seine Beine wieder bewegen, mit der Motorik in den Armen sieht es noch nicht ganz so gut aus. Die behandelnden Ärzte gehen davon aus, dass Mamic wieder so weit auf die Beine kommen wird, dass er allein durchs Leben kommen kann. „Wir waren heilfroh, als wir die Diagnose vernommen haben, dass nicht das Schlimmstmögliche eingetreten ist“, sagte Harnisch. Zunächst war befürchtet worden, dass Mamic sich einen Halswirbel gebrochen hat. An eine Fortsetzung seiner sportlichen Karriere ist allerdings nicht zu denken.

Bei Alba tut man sich schwer, zur Tagesordnung überzugehen. Schon am Dienstag müssen die Berliner im Uleb-Cup gegen den belgischen Meister Bree antreten. Es wird alles andere als ein normales Spiel – weder für die Mannschaft noch für die Verantwortlichen. Harnisch weiß, dass das Motto der nächsten Spiele arg pathetisch klingt, doch er sagt: „Es kann nur so laufen: Alle für Matej!“

Harnisch betont die besondere Wertschätzung, die Mamic unter seinen Mitspielern genoss. „Er war unser Kapitän, er ist ein ganz besonderer Charakter.“ Genau deshalb glaubt Harnisch, dass Mamic wieder auf die Beine kommen wird.

Die Verantwortlichen bei Alba, aber auch viele Spieler tun alles, um Mamics Familie bei der Verarbeitung des Geschehenen zu unterstützen. Nach dem Spiel waren etliche Alba-Spieler ins Krankenhaus gefahren, um sich nach dem Zustand ihres Kapitäns zu erkundigen. Teammanager Harnisch ist froh, dass Mamic schon seit mehr als einem Jahr mit seiner Familie in Berlin wohnt. „Sie haben Freunde in der Stadt – in der Mannschaft sowieso“, meint er. Die Mamics werden ihre Hilfe jetzt brauchen.

Wie die Mannschaft nach dem Unfall zurecht kommt, wird sich schon am Dienstag zeigen. Sollte sie Schwierigkeiten haben, würde das den Spielern niemand übel nehmen. Henning Harnisch sowieso nicht.