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Archiv-Artikel

Herzerfrischend wahnsinnig

NOISEROCKREDUKTION Klirrende Garagenwucht: Mit seinem Debüt „Metz“ hat das gleichnamige kanadische Trio dem Label Sub Pop wieder einen Überraschungserfolg beschert. Jetzt stellen sich die talentierten Lärmgestalter in Hannover und Hamburg vor

Edkins schreit amtlich, aber beseelt – was die Angelegenheit auf quasi-psychedelische Weise sexy macht

VON MICHAEL SAAGER

Über Rock reden? Puh, der ist ja nun wirklich überall und nirgends, seit Ewigkeiten. Wir wollen uns doch nicht unnötig langweilen. Natürlich kommt man mit so einer Einstellung kaum vorwärts beim Schreiben. Was jammerschade wäre, sofern es Metz betrifft, die drei sympathischen, überaus talentierten jungen Lärmgestalter aus Toronto, deren Debütalbum „Metz“ aus dem Herbst letzten Jahres bei Sub Pop für einen Überraschungserfolg mit gewissem Hipness-Mehrwert sorgte. Denn obgleich sich die in Seattle ansässige Traditionsplattenfirma nach Überwindung einer größeren Krise Ende der Neunziger recht wacker hält – an einem zeitgemäß-schlüssigen Labelprofil und entsprechend angesagten „Bands der Stunde“ mangelte zuletzt. Oder denkt, wer so denkt, die Sache zu stark von ökonomischen Erfolgsparametern aus?

Sub Pop war bekanntlich das Heimatlabel Nirvanas, bevor Kurt Cobains Band eine Spur softer wurde und den Grunge-Klassiker „Nevermind“ bei Geffen Records veröffentlichte. „Bleach“, Nirvanas wundervoll ruppiges Pre-Grunge-Album auf Sub Pop, ist wiederum ein möglicher Referenzpunkt für „Metz“; da die späten Achtziger und frühen Neunziger aber insgesamt erfreuliche Zeiten waren für herzerfrischend wahnsinnige Knüppel-aus-dem-Sack-Musik US-amerikanischer Prägung, müssen an dieser Stelle schon der Gerechtigkeit wegen The Jesus Lizard, Killdozer, Steel Pole Bath Tub, Big Black, Helmet und Unsane erwähnt werden. Jede Wette: Alex Edkins, Hayden Menzies und Chris Slorach, die drei von Metz, kennen sie alle.

Edkins schreit amtlich, aber beseelt – unter Halleinfluss und aus dem Hintergrund, was die Angelegenheit auf quasi-psychedelische Weise sexy macht. Gitarre, Bass und Schlagzeug fiepen, bollern, dröhnen und scheppern, dass es eine Freude ist. Der Gesamtsound, an dem Graham Walsh von Holy Fuck als Produzent beteiligt war, hat diese klirrende Wucht. Von den Noiserock-Bands der Gegenwart passen die in der schmutzigen Großgarage mit reichlich Dreck und scharfkantigen Steinen beworfenen Reduktionshymnen von Metz wohl am besten zu den struppig-schönen Garagenpunk-Songs der Japandroids oder zu „Honeys“, dem gerade erschienenen Proll-Punk-Noise-Album des Sub-Pop-Acts Pissed Jeans. Wir könnten jetzt von Neo-Noise reden, weil da eventuell was am Gären ist. Wir könnten. Besser wir lassen es. Denn zum einen ist die tolle Musik für so einen blöden Begriff viel zu schade. Zum anderen hieß es bereits 2009, als der Experimental-Noise-Rock von Health die Musikpresse entzückte, das sei nur der Anfang. Danach kam: beinahe nichts. Vielleicht passt das Wesentliche nur so halb in eine Welt der tausend Einflüsse? Könnte man beizeiten mal drüber nachdenken.

■ Hannover: Fr, 1. 3., 21 Uhr, Café Glocksee, Glockseestraße 35; Hamburg: So, 3. 3., 21 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5