: Aua. Eine Frage, die weh tut
Es gibt einige, nicht unwichtige Gründe, warum das DFB-Sportgericht den Trainer Norbert Meier ins sportliche und gesellschaftliche Abseits stoßen sollte
„Hat das noch was mit Sport zu tun?“, fragte sich der Fernsehzuschauer am Dienstagabend sicher zu recht, als der Duisburger Trainer Norbert Meier in seiner Coaching-Zone zusammenbrach, nachdem er höchstselbst (!) einen Kopfstoß ausgeteilt haben soll. Die Antwort auf diese Frage lautet ja. Die Frage nach der Richtigkeit des Berufsverbotes lässt sich dagegen nicht so einfach beantworten: Der DFB darf gerade ein paar wenige Monate vor der WM jetzt nicht umfallen und sollte seine Haltung daher noch einmal überdenken. Schließlich ist Norbert Meier ja nicht aufgrund seiner politischen Überzeugung mit dem Berufsverbot belegt worden, sondern wegen seiner überaus miesen Schauspielkunst. Auf welche deutsche Bühne wünschte man sich nicht die Konsequenz und Kompetenz des DFB.
Da hilft es auch nichts, dass Meier sich nach dem Vorfall zu Gute hielt, in seinen 13 Trainerjahren nie derart auffällig geworden zu sein und obendrein zwei Kinder erzogen zu haben. Allerdings muss das nicht immer etwas Gutes heißen. So meldet die Bild-Zeitung, dass Meiers Vater Günter im Jahr 1980 nach einem verlorenen Aufstiegsspiel des Sohnes in der dritten Liga (Bergedorf – Lüneburg 0 : 1) Schiedsrichter Hans-Joachim Osmers mit einem Regenschirm geschlagen haben soll. Vielleicht wirkt dieser Vorfall aus Meiers Jugend noch nach. Wer einmal – wie Meier – selbst die B-Jugend von Bayer Leverkusen trainiert hat, weiß wovon ich schreibe. Denn Schauspielerei gehört im Fußball zum Geschäft. Da ist es wohl besser, die Kleinen lernen früh, worauf es im Geschäft ankommt und man kann sich in den schönsten Farben ausmalen, wie die Freunde von Meiers Kindern sich an den Kopf fassen, um dann lachend vor ihnen zusammensacken.
Muss zu dieser sozialen Ächtung nun denn wirklich noch ein Berufsverbot hinzukommen? Ich meine, damit lässt sich sowohl einiges falsch, als auch vieles richtig machen. Denn wo könnte Meier außerhalb des Ligageschäftes Fußball dann noch einen Job finden? Vielleicht ganz woanders. Denn der „ruhige Typ“ (Meier), der sich gerne mit dem Bremer Meistercoach Thomas Schaaf vergleicht, macht sicherlich auch als Streitschlichter eine gute Figur. Meier hat dafür genau die richtige Einstellung, auch wenn der Raum für das Engagement enger wird: „Streit hat in der Coaching-Zone nichts zu suchen“, sagt der Trainer.
Nun entscheidet also das DFB-Sportgericht über die weitere Zukunft von Norbert Meier und nimmt den Verantwortlichen des MSV Duisburg damit eventuell das Heft des Handelns aus der Hand. Denn die müssen sich die Frage nach Meiers Zukunft nicht mehr stellen. Gut so, dann weiß man wenigstens irgendwann, wie es jetzt weitergeht, im Fall Norbert Meier.ELMAR KOK