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Archiv-Artikel

Zweierlei Sicht der Dinge

HAUPTVERSAMMLUNG Kritik an HSV-Granden: Fanvertreter sehen „Versagen“ nicht nur in Sachen Sportdirektor

Wenn die von 470 Mitgliedern besuchte Hauptversammlung des Hamburger SV am Sonntag eines deutlich gemacht hat, dann dies: Es gibt keine Einigkeit, was die Einschätzung der Vereinssituation anbelangt.

So konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Horst Becker mit Blick auf das vergangene Jahr „vom erfolgreichsten des Vereins“ sprechen: Bei einem Umsatz von 189 Millionen Euro erwirtschaftete man einen Gewinn nach Steuern in Höhe von 13,4 Millionen Euro. Ein „Rekordergebnis“ auch für Bernd Hoffmann, Vorstandsvorsitzender. Das Vereinsvermögen erhöhte sich auf 26,8 Millionen Euro.

Für das Geschäftsjahr 2009/10 gehen die Vereins-Granden von einem ausgeglichenen Ergebnis aus – was allerdings abhänge, so Hoffmann weiter, „vom Abschneiden in der Bundesliga, und der Uefa Europa League“. Hoffmann gab bekannt, dass ab der Saison 2010/11 das Volksparkstadion „unter exzellenten Bedingungen“ nun „Imtech-Arena“ heiße. Die Gehälter des HSV-Vorstands betrugen knapp 2,3 Millionen Euro, davon etwa die Hälfte als Erfolgsprämien.

Zur Suche nach einem Sportchef sagte Becker: „Wir sind alle zuversichtlich, dass wir dies in absehbarer Zeit schaffen.“ Gleichwohl: „Das kann schnell gehen, kann aber auch noch etwas dauern.“ Becker distanzierte sich von eigenen, in Interviews getätigten Äußerungen, der neue Sportchef müsse nicht – wie zuletzt Dietmar Beiersdorfer – Mitglied des Vorstands sein.

Als erster Trainer in der HSV-Geschichte ergriff Bruno Labbadia bei einer Hauptversammlung das Wort. Er versuchte die Sorge zu zerstreuen, ein fehlender Sportdirektor gefährde die Planungen für die nächste Saison. Es sei in den vergangenen Wochen „nichts liegengeblieben“, und das auch, um „dem Aufsichtsrat Zeit zu geben“.

Ein Teil der Mitglieder sieht die Lage anders. Ralf Bednarek etwa, Leiter der HSV-Abteilung Supporters, fragte nach „undichten Stellen im Aufsichtsrat“: Diese hätten der Presse gesteckt, welche Kandidaten als Nachfolger für Beiersdorfer in Frage kämen. Dies hatte zur Kritik von Torwart Frank Rost am Kandidaten Grill geführt und zum Rückzug des Kandidaten Kreuzer. Die Suche nach dem Sportchef nannte Bednarek ein „Debakel“.

Für Tamara Dwenger, ebenfalls Supporters, hatte Becker „2009 versagt“, und auch Supporter Manfred Ertel stellte dem Aufsichtsratschef kritische Fragen. Hoffmann dagegen war fein raus. ROGER REPPLINGER