: Die Musik der Zweiten Liga
Rektor Peter Rautmann fürchtet um die Zukunft seiner Hochschule für Künste, weil nach den Sparvorgaben des Wissenschaftsressorts derzeit jede zehnte Professur nicht besetzt werden darf. Speicher XI werde so zur „Hülle ohne Inhalt“
Bremen taz ■ Peter Rautmann redet sonst selten vom Fußball. Der Mann ist schließlich Rektor der Hochschule für Künste (HfK). Doch diesmal geht es darum, Ex-Werder Manager und Wissenschaftssenator Willi Lemke (SPD) klarzumachen, was sein Sparpaket für die HfK bedeutet. „Noch spielen wir in der Champions League“, warnt Rautmann, „doch jetzt droht uns der Abstieg in die Zweite Liga.“
92 Millionen Euro sollen die bremischen Hochschulen laut Wissenschaftsplan in den kommenden fünf Jahren einsparen, an der HfK können deshalb sieben von 72 Professuren momentan nicht besetzt werden – das trifft vor allem den Bereich Musik. Die Musikpädagogik ist davon ebenso betroffen wie der Jazz, die Musikwissenschaft oder die neue Kombi-Professur für Elektronische Komposition und Sound-Design. Dabei soll gerade die Musik das Profil der Bremer HfK mit ihren 950 StudentInnen schärfen. „Das müssten wir aufgeben“, warnt Rautmann. „Wir sind empfindlich in unserer Substanz beeinträchtigt.“
Ursprünglich sollten auch die Professuren für die Grundlagen der Gestaltung sowie für Orgel nicht wieder besetzt werden. Projekte wie jene, das komplette Orgelwerk von Johann Sebastian Bach aufzuführen, wären dann nicht mehr denkbar. Gerade eben begonnen, soll die Konzertreihe in der Martini-Kirche noch bis zum Februar 2007 andauern. Doch zumindest die 34 Orgel-Studierenden aus aller Welt können aufatmen. Sie bekommen nach Rautmanns Intervention im Wissenschaftsressort jetzt einen neuen Professor.
Weiterhin bedroht hingegen ist die interdisziplinäre Design-Konferenz „profile intermedia“, die gerade eben zum achten Mal stattgefunden hat. In die Überseestadt zogen erst vor zwei Jahren die Bildenden Künste der HfK, während die Musik noch in der Dechanatstraße spielt. Doch jetzt drohe der neue Standort im Speicher XI „zur großartigen Hülle ohne entsprechenden Inhalt“ zu verkommen, klagt Rautmann.
Das könnte auch für das eine oder andere der jährlich 300 Konzerte gelten, die die HfK bislang veranstaltet. „Oder es fehlt eben in einem Jazz-Konzert mal ein Schlagzeug.“ Und ohne genügend Streicher gebe es eben auch kein Ensemble mehr, so Rautmann: „Wir sind da schon jetzt an der Schmerzgrenze.“
Im Ressort sieht man die Dinge gelassener: Eine endgültige Entscheidung über den Wissenschaftsplan 2005 bis 2010 stehe schließlich noch aus, sagt Sprecher Rainer Gausepohl. Man habe lediglich „rechtzeitig signalisieren“ wollen, dass man künftig „vorsichtiger“ mit Berufungen umgehe. Jan Zier