der wochenendkrimi : Schlagen und Sorgen
„Tatort: Sonnenfinsternis“, So.,20.15 Uhr, ARD“
Der Herr Kommissar möge doch bitte sein Baby vorsichtiger halten, sagt der grobschlächtige Geldeintreiber, als er vom anderen Kommissar bei sich zu Hause in die Mangel genommen wird. Der ausgewiesene Schläger als fürsorglicher Vater – das sind so die Momente, die diesen „Tatort“ interessanter machen als die meisten anderen MDR-Episoden. In Leipzig sind Gut und Böse ja sonst übersichtlich getrennt, hier wird man indes über weite Strecken über die moralische Ausrichtung der Figuren im Unklaren lassen.
Der Mord am Lieferfahrer eines kleinen Leipziger Blauschimmelkäseherstellers konfrontiert Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) in „Sonnenfinsternis“ mit allerlei undurchsichtigen Personen: Da ist die Chefin des Unternehmens (Catherine Flemming), deren Tochter vor sechs Jahren spurlos verschwunden ist und die offensichtlich etwas zu verbergen hat. Und da ist Knacki Röbel (Uwe Bohm), den man einst für den Mord am Käsereispross verurteilte, der aber begnadigt wurde – und nun ausgerechnet mit der Exschwägerin der Opfermutter (Gabriela Maria Schmeide) eine Liaison begonnen hat.
So haben Dieter Berner (Regie) Andreas Pflüger (Buch) einen für MDR-Gewohnheiten recht komplexen (wenn auch nicht immer passgenauen) Plot entworfen, der den Zuschauer oft zum Opfer seiner eigenen Erwartungen macht. Nur die Vorträge, mit denen die Ermittler sich gegenseitig die Personenkonstellationen aufzeigen, sind ein bisschen umständlich. Haben die Verantwortlichen etwa Sorge, das MDR-Stammpublikum sei zu einfach gestrickt, um auch mal einer etwas komplizierteren Handlung folgen zu können? C. BUSS