: Bildung im Stadion
FAN-ARBEIT Der Ostkurvensaal im Weserstadion soll künftig Lernzentrum für politische Bildung werden
Zu einem Lernzentrum für politische Bildung will das Fan-Projekt Bremen den Ostkurven-Saal im Weser-Stadion ausbauen. Mit 40.000 Euro wird die Robert Bosch Stiftung das im kommenden Jahr finanzieren.
„Wir wollen diese Räume zunehmend zur Demokratiebildung nutzen“, sagte Wolfgang Welp-Eggert vom Fan-Projekt bei der Vorstellung des Programms. Im Lernzentrum wolle man Themen wie Rechtsextremismus, Diskriminierung, Homophobie, Antisemitismus oder Antiziganismus aufgreifen – und Jugendlichen bei Besuchen von Schulklassen, Diskussionsveranstaltungen oder durch Sozialtrainings vermitteln. Teil eines Stadionbesuches etwa ist eine Unterrichtseinheit zur Aufklärung über Codes und Symbole der rechtsradikalen Szene. Geplant ist zudem ein Integrationsprojekt für jugendliche MigrantInnen. „Es gibt eine immense Diskrepanz zwischen ihrer Fußballbegeisterung und ihrer Abwesenheit in den Stadien“, sagte Welp-Eggert. Den Ursachen dafür wolle man nachgehen und die Fan-Szene stärker für MigrantInnen öffnen. Als „Nazi- und Hooligan-Buden“ würden die Stadien bislang häufig angesehen, so Welp-Eggert. Er hoffe, das Thema MigrantInnen und Fußball ähnlich erfolgreich wie das Thema Frauen und Fußball aufarbeiten zu können: Ihr Anteil in den Stadien sei in den vergangenen 15 Jahren stark gestiegen.
Fußball, sagte Frank Albers von der Robert Bosch Stiftung, sei der „ideale Weg“, Jugendliche für gesellschaftlich relevante Themen zu begeistern. Deshalb fördere die Stiftung bereits ähnliche Projekte in Bochum und Dortmund. Neben Bremen kommen in diesem Jahr Berlin und Dresden dazu, insgesamt wolle man Projekte zur politischen Bildung bundesweit in zehn Fußballstadien fördern. Denn dort erreiche man auch jene, die über Schulen oder Jugendämter nicht zu erreichen seien. „Für viele hat der Fußball das größte Identifikationspotenzial“, so Albers. In einem Ort wie dem Ostkurven-Saal – „mitten im Tempel“ – ließen sich „Themen, mit denen sich Jugendliche sonst nicht auseinandersetzen wollen“, leichter vermitteln. AG