kurzkritik: Alexa Hennig von Lange
: Zu Recht betrübt

Vermutlich hätte man nach „auf der anderen Seite röchelt die staubige Welt, hier bei uns rauscht die flatternde Oase“ gehen müssen. Nichts sprach dafür, dass es besser werden würde. Es wurde auch nicht besser. Nur länger. Alexa Hennig von Lange las noch ein Kapitel aus ihrem neuen Roman „Warum so traurig“ mit einer Hauptfigur Elisabeth, deren Kern sich „unzerstörbar“ anfühlt, wenn sie nicht gerade über die „Deformation“ ihrer leicht nach innen gebogenen Kniee nachdenkt, die Wiederbelebung der ehelichen Sexualität oder die eigene innere Leere: „Da war niemand, der mich wieder anfüllen konnte“. Paare jeglichen Alters und zwei Schulklassen waren gekommen, um Hennig von Lange zu hören, vermutlich weil die Deutschlehrerin dem Urteil der Jugendliteraturpreis-Jury zu viel Vertrauen schenkte, die die Teenager-Geschichte „Ich habe einfach Glück“ unverständlicherweise ausgezeichnet hat. Zweifellos gab sich Hennig von Lange Mühe mit dem Vorlesen, sie gab der jugendlichen Heldin eine Enten-Quietschstimme und der Mutter eine auf seriös getrimmte Variante jener Susi, die die Herzblatt-Kandidaten so eindringlich schildern konnte. In dieser Tonlage also Geschichten vom selbstgetöpferten Penis, der zur Selbstentjungferung dienen soll, um dann das eigentliche Ereignis entspannter zu gestalten. Dazu eine hysterische Mutter und mehr will man eigentlich schon nicht mehr wissen. Der Weg zum Buch rechtfertigt nicht alles, das hätte man der Deutschlehrerin wohl noch zurufen sollen, um dann die staubig-röchelnde Welt möglichst rasch zu vergessen.

Friederike Gräff