: Rudi – wer?
Letzte Erinnerung an den solitären Sportstudio-Moderator Rudi Cerne (1999–2006)
Es gibt die einen, die spielen Fußball. Es gibt die anderen, die reden über Fußball. Dann gibt es Dritte, die reden mit denen, die spielen, über Fußball. Und dann gibt es Rudi Cerne. An diesen Solitär gilt es heute ein erstes und letztes Mal zu erinnern, da seine Nachfolgerin ihren Einstand als Moderatorin der Fußballfach- und Unterhaltungssendung ZDF-„Sportstudio“ gibt.
Es wäre alles nicht der Rede oder gar der Reformfantasie wert, wenn das „Sportstudio“ nicht – seltsamerweise immer noch – über den divergierenden Kanon einiger Generationen und gesellschaftliche und politische Lager hinweg einen einenden kulturellen Wert darstellen würde. Besser gesagt: könnte.
Deshalb und über das übliche Genörgel an Fernsehfußballjournalisten hinaus: So wie Cerne hat keiner Gespräche mit Fußballern geführt. Bzw. nicht geführt. Im Moment, da der Sportler zu sprechen beginnt, schaut er auf seine Karte. Um die nächste Frage abzulesen oder weil es ihn nicht interessiert? Allein das Wort Frage ist im Zusammenhang mit Cerne falsch gewählt. Cerne hat keine Fragen. Und er will keine Antworten. Abgesehen davon, dass er nicht informiert ist, hat Cerne auch keine Haltung und keine Position (außer vielleicht, dass Verbrecher hinter Schloss und Riegel gehören, aber das ist eine andere Sache.) Was immer ein Sportler an Ausflüchten, Floskeln oder auch spannenden Positionen zu äußern hatte; Cernes rituelle Antwort war: „Da ist was dran.“ Für seine Verhältnisse kontrovers gestaltete er sein Abschieds-Studio vor zwei Wochen, als er ständig von seinen Gästen korrigiert werden musste, da nicht einmal mehr stimmte, was er – ohne selbst zuzuhören – von seinen Karten ablas.
Dieser Moderator vereinigte, zumindest was Fußball betrifft, eine ganz erstaunliche Mischung aus mangelndem Fachwissen und Desinteresse. Und er hatte zudem überhaupt keinen Unterhaltungswert. Dass er dennoch von 1999 bis Ende 2005 das „Sportstudio“ moderieren musste? Sagen wir so: Es wäre gerecht, wenn das ZDF das am jüngsten Tag rechtfertigen müsste – wenn auch unmöglich.
Es war so: In dem Moment, in dem die Zuschauer zu Ende geklatscht hatten und Rudi Cerne aus Herne zu sprechen begann, löste er sich auch schon auf. In ein Gar-Nichts. Und mit ihm die Sendung. Und genau so werden wir ihn in Erinnerung behalten. Gar nicht. pu