AMERICAN PIE : Reichlich böses Blut
BASKETBALL In einer ruppigen Serie bezwingen die Miami Heat die Indiana Pacers. Im Finale messen sie sich nun mit den San Antonio Spurs
Kein knurrig dreinguckender Jack Nicholson wie in Los Angeles. Kein die Seitenlinie entlang tanzender Spike Lee wie in New York. In Miami sitzt bei den Spielen des örtlichen Basketball-Teams, das den Namen Heat trägt und amtierender NBA-Champion ist, immerhin ein Flo Rida am Spielfeldrand – in Shorts und T-Shirt, und mit einer dicken Kette um den Hals, an der ein obszön großer goldener Jesus-Kopf hängt. Der Rapper sorgte am Montag beim Spiel gegen die Indiana Pacers für einen Aufreger, als er seinen Manager aus der Halle warf, weil der nicht aufhören wollte die Spieler der Gastmannschaft zu beschimpfen.
Es war ein später Höhepunkt in einem ansonsten wenig dramatischen Spiel. 99:76 gewannen die Heat und haben sich damit für die NBA-Finalserie qualifiziert, in der sie ab Donnerstag gegen die San Antonio Spurs ihren Titel verteidigen wollen. So früh entschieden war das Spiel, dass Heat-Superstar LeBron James, der Anfang Mai zum vierten Mal zum wertvollsten Spieler der Liga gekürt worden war, bereits fünf Minuten vor der Schlusssirene auf der Bank Platz nahm. Es war eine Überraschung, dass der Meister sich so deutlich durchsetzen konnte: Schließlich hatten die Pacers die Halbfinalserie bis dahin vollkommen ausgeglichen gestaltet und drei der bisherigen sechs Spiele gewonnen. Doch in dieser siebten und entscheidenden Begegnung zeigte sich die Jugend der Mannschaft, deren Kern aus Profis besteht, die noch am Beginn ihrer Karriere stehen.
Trotz der Antiklimax zum Abschluss: Diese Serie war womöglich der Beginn einer großen Rivalität, die die NBA in den kommenden Jahren prägen könnte. Denn Indiana ist mit seinen vielen Talenten wie dem Flügelspieler Paul George und Center Roy Hibbert nicht nur prädestiniert, LeBron und seinen Co-Stars Dwayne Wade und Chris Bosh sportlich Paroli zu bieten. Auch an einer anderen Grundvoraussetzung für eine solche Rivalität, dem bösen Blut zwischen den beiden Mannschaften, ist kein Mangel.
So spazierte Hibbert nach der Niederlage schnurstracks in die Kabine, während seine Kollegen noch brav den Siegern gratulierten. Später ruderte der Pacers-Center zwar zurück und bekundete seinen „gewaltigen Respekt“ für den Gegner. Aber der verweigerte Handschlag war nur der Abschluss eines von den Medien dankbar aufgenommenen Schlagabtausches. Der hatte schon vor Beginn der Serie begonnen, als Pacers Coach Frank Vogel den Titelverteidiger als „auch nur irgendeine Mannschaft, die uns im Weg steht“, bezeichnete.
Die sieben Spiele waren denn auch geprägt von intensiver Verteidigung, harten Fouls und ehrlicher gegenseitiger Abneigung. Gleich im ersten Spiel trat Heat-Profi Shane Battier beim Korblegerversuch den Pacer-Kollegen Hibbert dermaßen in die Weichteile, dass dem die Luft wegblieb. Der bezeichnete Battier im Gegenzug als „dreckigen Spieler“ und unterstellte ihm, es auf die Knie seiner Gegner abgesehen zu haben. Eine 75.000-Dollar-Strafe der NBA handelt sich der 2,18 große Hitzkopf Hibbert aber erst ein, als er Journalisten beschimpfte und seine eigene Abwehrarbeit mit dem homophoben Slang-Phrase „no homo“ lobte. Was allerdings Flo Ridas Manager zum Besten gab, um der Halle verwiesen zu werden, ist leider nicht überliefert. THOMAS WINKLER