Entschieden für die Drohung

betr.: „Palästinensisches Paradox“ von Christian Sterzing, taz vom 28. 1. 06

Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über die Verrenkungen, den Wahlsieger, die Terrororganisation Hamas, schönzureden, nur noch lachen. Christian Sterzing von der Heinrich-Böll-Stiftung weiß es natürlich genau, wie super sich Hamas entwickeln wird: „Marsch durch die Institutionen“, keine „Islamisierung“ und „Talibanisierung“, weil die unterlegenen Säkularen schon was dagegen unternehmen werden. Als ob die Islamisierung nicht bereits viel zu weit fortgeschritten ist, um sie noch zu verhindern!

„Tatkräftige“ und „korruptionsresistente“ Hamas-Vertreter werden den Pfad der Demokratie und Volkswohlfahrt beschreiten. Natürlich dürfen wir im Westen bloß nicht zu bestimmt auftreten, Sanktionen – das sei ferne von uns! Ach ja, Bedingungen sollten wir aber doch stellen dürfen!

Wenn Islamisten etwas noch mehr verachten als ihre zionistischen Feinde, dann ist das die Unentschlossenheit und Feigheit der EU. Mit Leisetreterei ist uns nicht gedient, denn es darf doch daran erinnert werden, dass Hamas den abgedrehten Ahmadinedschad ausdrücklich unterstützt, den Holocaust leugnet und die Juden als die Inkarnation des kosmischen Bösen vernichten will. Auf wen ist denn der Hass von Hamas gerichtet? Nicht nur auf den „Judenstaat“! Herr Sterzing sollte als Grüner doch begreifen, dass Hamas nicht eine Freiheitskämpfertruppe für mehr Pluralismus und offene Gesellschaft ist, sondern eine finstere islamistische Terrorgruppe, die alle die Ideale, für die Herr Sterzing, wie ich hoffe, steht, grundsätzlich ablehnt.

Ich bin entschieden für die Drohung mit dem Einfrieren von Finanzmitteln für die Autonomiebehörde und internationaler Isolierung, solange Hamas nicht die antisemitischen Passagen aus ihrer Charta tilgt, dem Terror abschwört, das Existenzrecht Israels anerkennt und eine Zweistaatenlösung akzeptiert. Leider wird es den Islamisten herzlich egal sein, wie die EU sich verhält: Hamas wird weiter bomben und morden, und die israelische Regierung wird nicht zusehen. JOHANNES KANDEL, Politikwissenschaftler, Leiter desReferats Interkultureller Dialog, Friedrich-Ebert-Stiftung