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Archiv-Artikel

KOMMENTAR VON KLAUS WOLSCHNER ZUR INTENDANTENSUCHE Das Theater geht alle an

Jahr für Jahr 24 Millionen Euro – das ist ein Haufen Geld, Steuergeld, und es ist eigentlich keine Kultur, die Suche nach einem neuen Intendanten für das Theater zur vertraulichen Verschlusssache zu machen. Das provoziert Indiskretionen, gezielte und ungezielte, gut und bös gemeinte.

Das muss nicht sein. Wenn ein Wissenschaftler einen Ruf auf eine Universitätsstelle bekommt, gereicht ihm das durchaus zur Ehre – egal ob er den Ruf dann ablehnt oder nicht. Dass Mitglieder der Findungskommission sich für einen Theatermann interessieren und die Mehrheit sich dann doch für einen anderen entscheidet, ist keineswegs ehrenrührig – in Fachkreisen wird solche Information sowieso weitergetragen. Ein Intendant hat erheblich mehr Verfügungsmacht über sein Institut als ein Wissenschaftler.

Im Falle von Hans-Joachim Frey wären Bedenken vielleicht vorher diskutiert worden und nicht erst, als die Entscheidung gefallen war.

Es gibt gute Gründe, die Suche nach Intendanten öffentlich zu diskutieren. Ein offenes Verfahren hätte nicht zuletzt den Vorteil, dass die Kriterien, nach denen ein Theaterchef gesucht wird, benannt werden müssten. Man könnte seine Arbeit mit den Zielsetzungen vergleichen. Bei einem Etat von 24 Millionen Euro kann es niemand als indiskret abtun, wenn Steuerzahler sich dafür interessieren.