: „Zufall als Ausgangspunkt“
PRÄSENTATION Im Rahmen der „Comic in der Kunst“-Ausstellung zeigt Künstler Trickfilme
■ 53, studierte Psychologie und ist eigenständiger Filmemacher und Künstler.
taz: Herr Arnold, Sie bearbeiten Trickfilme. Was machen Sie da?
Martin Arnold: Ich habe mich sehr lange mit „cell animation“ beschäftigt. Dabei werden die verschiedenen Körperteile und Umrisslinien der Trickfiguren von verschiedenen Zeichnern angefertigt und dann auf transparenten Folien überlagert, sodass eine ganzheitliche Trickfigur entsteht. Meine Arbeit besteht darin, die Figuren wieder auseinanderfallen zu lassen. In einem Werk retuschiere ich beispielsweise so viele Umrisslinien, dass nur noch Hände, Füße und das Gebiss der Figur zurückbleiben.
Häufig fehlt der Torso. Warum?
In den verschiedenen Filmen fehlen unterschiedliche Elemente. Manchmal fehlen auch die Augen. Es ist schrecklich, wenn die Figuren so auseinanderfallen. Es geht mir darum, Situationen zu schaffen, wo man sich nicht mehr auskennt, wo man nicht mehr sagen kann, was los ist, weil die gewohnten Umrisse fehlen. Es ist ein Spiel mit der Richtung des Blicks, eine Form von frei fluktuierender Aufmerksamkeit.
Wie entscheiden Sie, welche Körperteile verschwinden müssen?
Ich arbeite mit der Bildabfolge am Computer und mache mir dabei auch die Zufallskombinationen des Computers zu Nutze. Den Zufall nehme ich als Ausgangspunkt. Häufig liefert mir der Computer Kombinationen, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Ich will kein klassischer Komponist sein, das ist mir zu legitimierend. Ich sehe lieber, was entsteht und baue es aus.
Warum nehmen Sie ausgerechnet Trickfilme als Ausgangsmaterial?
Das Bilderzerlegen mit Live-Action-Filmen wäre überhaupt nicht möglich. Nur bei Trickfilmen sind die Formen zeichnerisch so getrennt, dass man beispielsweise eine Hand problemlos ablösen kann. Interview: MB
3. Juli, 20.30 Uhr im City 46
4. Juli, 18 Uhr in der Weserburg