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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Nach 100 Tagen scheint in der großen Koalition allein die CDU zu glänzen. Derweil weiten sich die Streiks wie auch die Vogelgrippe immer weiter aus. Nur einen Lichtblick gibt es: den deutschen Medaillenspiegel bei der Winter-Olympiade

Das Team aus Österreich hat sich beim Dopen vermutlich nur dümmer angestellt als die anderen. Was es doch wieder sympathisch macht

taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Wo die SPD binnen 100 Tagen gelandet ist.

Was wird besser in dieser?

SPD müsste jetzt für die nächsten 100 Bescheid wissen.

Gibt es einen berechtigten Anlass für die aktuelle Merkelmania, oder ist sie lediglich die Vorstufe zur folgenden Merkel-Depression?

Üblicherweise funktionieren Medienkarrieren so, dass man den Underdog hochschreibt, weil viele das Identifikationsangebot „ein/e Chancenlose/r schafft’s doch bis ganz oben“ gern annehmen. In Phase zwei gilt es dann, „die ganz oben“ abzustrafen, um ein ebenso dumpfes Gerechtigkeitsbedürfnis derer drunter zu befriedigen. Spannend also in der Tat, welche Strategien die Kandidatin für die „die Kaiserin hat ja gar keine Kleider an“-Phase haben wird. Ich tippe weiter auf Mikado – wer sich zuerst bewegt, hat verloren, siehe Münte.

Ob der BND den USA im Irakkrieg Schützenhilfe geleistet hat, ist auch nach Monaten noch immer ungeklärt. Werden wir es jemals erfahren?

Die Grünen fragen, wieso 25 von 135 BND-Meldungen wider die amtliche Haltung der damaligen Bundesregierung an die Amerikaner gingen und wie die neue Regierung mit den Überflugrechten umzugehen gedenkt. Die FDP will vor allem die Verantwortung rot-grünen Spitzenpersonals ausloten. Beides eher schon Antwort als Frage – ergibt es zusammen einen hoch spannenden Ausschuss. Jenseits dieses Streits um die Deutungshoheit bleibt heikel, dass alle Themen sich gezielten Informationen der CIA verdanken.

Der Irak bewegt sich nach dem Anschlag von Samarra immer mehr auf einen Bürgerkrieg zu. Wie lange werden die USA dort noch mit ihren Truppen vertreten sein?

Hier muss dann doch noch mal dem ehemaligen Außenminister Fischer Gerechtigkeit widerfahren lassen. Dessen zentrales Argument gegen den Irakkrieg, ja nachgerade Mantra lautete einst: „Sie haben keine Exit-Strategie“. Haben sie immer noch nicht. Weder EU noch UN haben Kraft und Ansehen, aus dem Irak ein Mandatsgebiet zu machen – US-Truppen sind die Krankheit und können nicht die Medizin sein. Gäbe es eine arabisch-islamische Lösung, so wäre dies das Gegenteil von Bushs Kriegsziel. Ich sehe keinen Ausweg.

Die Streiks im öffentlichen Dienst gehen weiter. Jetzt fordern einige Politiker ein Ende der Arbeitskämpfe mit Verweis auf die Vogelgrippe: Angeblich werden alle Hände im Kampf gegen das Virus gebraucht. Fällt Ihnen dazu noch was ein?

Um Müllberge und Probleme in geschlossenen Anstalten ausgerechnet jetzt zu vermeiden, könnte man zum Beispiel die FDP-Pressestelle dichtmachen.

Nächste Woche will die WASG eine Urabstimmung zur Vereinigung mit der PDS und WASG abhalten. Ist die gesamtdeutsche Linkspartei damit auf einem guten Weg – oder sind noch weitere Stolpersteine bei der Vereinigung zu befürchten?

Treten PDS und WASG in Berlin und Meck-Pomm getrennt an, muss möglicherweise schon der Bundeswahlleiter die gemeinsame Bundestagsfraktion auflösen. Es ist ein trauriger Klassiker: Am Ende dieses Weges steht ein Haufen nützlicher Idioten mit knatternden roten Fahnen – hinter Frau Merkel.

Erst sind wir Papst geworden, jetzt auch noch Medaillensieger bei der Winterolympiade. Sind wir wieder wer?

Ist doch aber auch nicht wirklich schlimm, wenn Landsleute mal was auf die Reihe kriegen.

Apropos Olympia: Die jüngste Doping-Affäre hat Österreichs angeschlagenes Image weiter beschädigt. Gehört die Alpenrepublik unter Generalverdacht?

Neige zu der fatalistischen Ansicht, dass sie sich beim Dopen dümmer angestellt haben als alle anderen. Was sie doch wieder grundsympathisch macht.

Und wie geht es Borussia Dortmund?

„SID“ bestätigt Christian Wörns am Tag nach dem Rauswurf aus der Nationalelf eine „länderspielreife Leistung“ im ansonsten vergeigten Spiel gegen Bielefeld. Mit uns kann man’s ja machen.

FRAGEN: RÜDIGER ROSSIG