Ulrike Beisiegel, ab 2011 erste Präsidentin der Uni Göttingen : Diabetes-Uli aus Hamburg
■ ist Biochemikerin und Sprecherin des Ombudsman-Gremiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Foto: dpa
Nie hatte Ulrike Beisiegel etwas mit Raketen zu tun. Die Biochemikerin engagierte sich für Abrüstung und sitzt bis heute im Direktorium des Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrums für Naturwissenschaft und Friedensforschung. Auch eilt Beisiegel der Ruf voraus, „äußerst kommunikationsstark“ zu sein. So jedenfalls begründete der Stiftungsausschuss der Universität Göttingen am Mittwoch sein einstimmiges Votum: Ja, ab Januar 2011 solle sie Präsidentin der Georgia Augusta sein – und damit nach 273 Jahren die erste Frau an der Spitze der ältesten Hochschule Niedersachsens.
Wehmut wird sich in Hamburg verbreiten, wenn diese Forscherin nach Göttingen zieht. Glänzt doch Beisiegel mit Attributen, die Hamburgs Studenten und Professoren an ihrer ruppigen „Raketen-Moni“ vermissten. Wenn die Direktorin des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie 2011 ihr Büro räumen wird, verlässt sie nach 25 Jahren das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Beisiegel erforschte zuletzt die „molekularen Zusammenhänge zwischen Lipidstoffwechsel, Insulinresistenz und Diabetes“. Es geht um die Folgen des Übergewichts, das ja immer häufiger die Deutschen befällt. Ein norddeutsches Stoffwechselzentrum entsteht derzeit aus ihrem Projekt. Nebenbei war Beisiegel Sprecherin des Ombudsman-Gremiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). So musste sie sich im vergangenen Jahr mit der Uni Göttingen befassen, wo Mittel der DFG unsachgemäß verwendet wurden.
Die „erste Adresse“ in Deutschland müsse die Uni Göttingen sein, sagte Beisiegel am Mittwoch. Da saß sie vor der Presse, frisch gekürt zur Präsidentin in spe, nachdem auch der Senat der Hochschule einstimmig für sie votiert hatte. Beisiegel war die einzige Kandidatin – und überzeugte sogar den Asta: Er begrüße ihre Berufung, teilte eine Sprecherin mit. Noch hat es die Nachfolgerin von Kurt von Figura leicht. Doch bald muss sie die Bologna-Reform reformieren. Und die Interessen der Universität gegenüber dem Landesfürsten für Wissenschaft, Lutz Stratmann (CDU), vertreten. Manches ändert sich auch in 273 Jahren nicht. MART-JAN KNOCHE