Der lange Weg aus dem Hinterhof

Neubau oder Umzug: Unter erschwerten Bedingungen erkämpfen sich Muslime in NRW ihre Moscheen

Duisburg

20 Jahren mussten die Duisburger Muslime warten, um ihre Moschee aus dem Hinterhof zu holen. Denn so lange existieren bereits Pläne für eine große Gebetsstätte im Duisburger Migrantenviertel Marxloh. Noch im vergangenen Herbst klaffte dort ein Erdloch. Mit Hilfe von Spenden konnte jetzt doch begonnen werden. Denn eine versprochene Finanzspritze vom Land in Höhe von 3,2 Millionen wurde wieder zurückgenommen. 7,5 Millionen Euro werden insgesamt für den Bau veranschlagt, Moschee und Begegnungsstätte knapp 2.500 Quadratmeter Raum erhalten. Im Mai 2006 soll der Rohbau stehen. Um die Moschee dann endgültig fertig zu stellen, sammelt die dem türkischen Staat nahe stehende DITIP-Gemeinde weiter Spenden. Sie will auf den Muezzin-Ruf verzichten, um bei den AnwohnerInnen nicht anzuecken. Außerdem soll ein Beirat aus Nachbarn und Marxloher Gruppen Offenheit demonstrieren. Auch ein Neonazi-Aufmarsch im Dezember 2005 konnte den Baubeginn der größten Moschee im Land nicht stoppen.

Dortmund

In Dortmund sind es nicht nur die Neonazis, die mehrmals gegen den geplanten Bau einer Moschee protestierten. Eine „überparteiliche“ Bürgerinitiative unter der Führung der Jungen Union schürte im Herbst 2004 Panik vor einer Verwandlung des ehemaligen Stahlstandorts Hörde in eine „türkisches Getto“. Denn die islamische Gemeinde dort will nicht nur eine Moschee für 500 Gläubige bauen. Auch sechs Häuser für betreutes Wohnen und eine Siedlung mit 54 Eigenheimen sind geplant. Die Widerstände führen zu einer Verzögerung des Moscheebaus: Die islamische Gemeinde hatte als Termin für die Grundsteinlegung Mitte 2005 anvisiert. Jetzt heißt es bei der Stadt Dortmund, dass das Projekt im Spätsommer 2007 realisiert werden kann.

Mülheim

Die islamische Gemeinde in Mülheim hat nicht durch einen Moscheebau Aufsehen erregt, sondern durch einen angekündigten Umzug. Wegen Platzmangels hatten die Muslime ein leer stehende Gebäude der Landeszentralbank ins Visier genommen. Doch die neue Bleibe war vielen Politikern und Bürgern unheimlich. Angepeitscht durch die Bild-Zeitung unterstellte man den Muslimen, sie wollten sich hinter dem Panzerglas verschanzen. Hinweise auf den fairen Kaufpreis und die günstige Lage konnte die Terrorismus-Angst nicht mildern. Obwohl die Politik sich in Privatkäufe nicht einmischen darf, lenkte die islamische Gemeinde ein. Nach langem Hin und Her hat ihr die Stadt das ehemalige Haus der Wirtschaft zur Verfügung gestellt. NATALIE WIESMANN