: Module brauchen ein Zertifikat
Jahr für Jahr nimmt die Vielfalt der Solarmodule zu. Auf dem deutschen Markt hat man die Wahl unter rund 700 Modellen. TÜV-Zertifikat sagt manches über die Sicherheit
„Sie brauchen eine Zertifizierung nach IEC für Ihre Module“, erklärt Willi Vaaßen seinem Gegenüber in der Kantine des TÜV Rheinland. Dieser nickt und kaut weiter. „Und Sie müssen darauf achten, dass alle Module nach Schutzklasse zwei zertifiziert sind“, doziert Vaaßen. Sein Gegenüber nickt und kaut. „Ohne das haben ihre Module kein CE-Zeichen. Alle Module brauchen ein CE-Zeichen.“ Nicken, kauen.
Vaaßen redet und redet – fast den ganzen Vortrag, den der Geschäftsfeldleiter Regenerative Energien des TÜV Rheinland sonst gegen Honorar über die Zertifizierung von Solarmodulen auf Workshops und Tagungen hält, lässt er über Jiayong Liu ergehen, seines Zeichens Managing Director der Osnabrücker Eurosten GmbH. Denn Lius Geschäft ist der Import chinesischer Solarmodule nach Deutschland. „Lieferprobleme? Nicht mit uns!“ lautet der Slogan von Eurosten. Jiayong Liu importiert, was er bekommen kann.
Vaaßen ist demgegenüber gleichsam „der Hüter der Qualität“. Die meisten Solarmodule auf dem deutschen Markt, die ein IEC-Zertifikat besitzen, haben dieses von Vaaßens Mitarbeitern erhalten. Und die Tests für die Schutzklasse-II-Zertifizierung wurden gar im Kölner TÜV-Labor entwickelt. Auch Module chinesischer Herkunft landen regelmäßig bei den TÜV- Kontrolleuren – Vaaßen weiß also eine Menge über diese Produkte und versucht sein Bestes, von dem Eurosten-Manager eine Bestätigung zu erhalten, dass er die deutschen Qualitätsanforderungen verstanden hat.
In diesem Jahr finden Solarstrominteressenten rund 700 Modultypen von 125 Anbietern auf dem Markt, hat das Solarstrommagazin Photon für seine jährliche „Marktübersicht Solarmodule“ ermittelt. Im Vorjahr waren es noch knapp 500 Typen von 86 Anbietern. Wer sich auf die Suche nach dem passenden Solarmodul macht, sollte vor allem eines prüfen: Sind die Zertifikate nach IEC 61215 beziehungsweise 61646 sowie Schutzklasse II vorhanden?
Ein TÜV-Zeichen auf dem Datenblatt, wie man es beispielsweise bei der Firma Canadian Solar Inc. findet, ist keinesfalls ausreichend. Im Kleingedruckten erfährt man hier, dass sowohl die Dose als auch die Stecker des Moduls „TUV-certified“ sind. Dass das gesamte Modul die Prozedur erfolgreich durchlaufen hat, steht dort nicht – auch wenn dies durch das TÜV-Zeichen direkt über dem Modulfoto suggeriert wird. Hier hilft nur eines: genau hinschauen. Oder sich auf den Webseiten der Zertifizierungsstellen rückversichern, die oft eine Liste der erfolgreich getesteten Module online pflegen.
Allerdings ist auch ein IEC-Zertifikat keine Garantie für jahrelange Freude am Modul. Der Test an sich ist nämlich nur ein Teil der Wahrheit. Er sagt zum Beispiel nichts zu Lebensdauer und Ertragsverlauf. „Der Bezug zur Realität ist unklar und umstritten“, warnt dann auch Michael Köhler vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme vor einer allzu starken Fixierung auf das IEC-Zertifikat. Bis es irgendwann möglicherweise eine praxisnähere Prüfprozedur gibt, bleibt das IEC-Zertifikat aber ein wichtiges Entscheidungskriterium. Hohe Modulqualität und lange Lebensdauer sind zumindest sehr wahrscheinlich.
Wer sich in diesem Jahr eine Solarstromanlage zulegt, kann im Wesentlichen zwischen sechs verschiedenen Technologien wählen. Am häufigsten findet man derzeit Module mit monokristallinen Zellen, polykristallinen Zellen und Zellen aus bandgezogenem Silizium. Daneben gibt es drei Dünnschichttechnologien, die inzwischen Marktreife erlangt haben: Module aus amorphem Silizium, aus Kupfer-Indium-Diselenid und Cadmium-Tellurid.
Woran erkennt der Kunde, welchem Produkt er trauen darf? Wesentliche Anhaltspunkte für hohe Güte sind die besagten IEC-Zertifikate IEC 61215 und IEC 61646. Sie attestieren den Modulen, dass sie einer Prüfung unter simulierten Wetterbedingungen standgehalten haben. Zu diesem Zweck werden die Module UV-Licht, Temperaturstress, Nässe sowie Hagelschlag und Winddruck ausgesetzt. Zeigen die Module nach solchen Tests keine nennenswerten Leistungseinbußen, werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit 20 Jahre und länger zuverlässig arbeiten.
Vorsicht: Immer wieder werden Module mit IEC-Zertifikaten angeboten, die nichts über die hier interessierende Qualität des Produkts aussagen. Zum Beispiel garantiert das Zertifikat IEC 17025 die elektromagnetische Verträglichkeit eines Moduls. Das ist nett, aber unsinnig: Als Gleichstromaggregat sendet ein Solarmodul ohnehin keinerlei Wechselfelder aus. Solche Kennzeichnungen grenzen letztlich also an Verbrauchertäuschung.
ANNE KREUTZMANN
Die Autorin ist Chefredakteurin des Solarstrommagazins Photon. Weitere Info: www.de.tuv.com (Suchbegriff „geprüfte Photovoltaik-Module“). In der Photon-Ausgabe 2-2006 findet man die komplette Marktübersicht. Weitere Info: www.photon.de