kurzkritik : Dämonischer Punk im Römer
Men in Black, beanzugt, beschlipst, mit feiner Rockabilly-Frisur. Aber die Tolle wird von keinem Gel der Welt gehalten. Schon nach der ersten Drei-Akkord-Attacke baden die Haarsträhnen im Stirnschweiß. Er drängt sofort an die Öffentlichkeit, wenn die „Demons“ aus Stockholm den „Devil“ in uns allen entblößen und feiern – anstatt ihn zu exorzieren. Und dabei alle Menschen beglücken, die den wahren Geist der Rockmusik im Punk verorten. Hier nicht verstanden als Modetrend vollendeter Sozialverweigerung, sondern als Turbo-Punk‘n‘Roll-Kraftwerk mit wunderbar achtlos heruntergeholzten Hardrock-Gitarrensoli, erfrischend überaggressiven R‘n‘B-Verweisen in der Riffkultur und angenehm dezenter Aufhübschung mit melodischem Pop-Appeal.
All das, in minimaler Variationsbreite vorgetragen, bringt den Sound lustvoll zum Schweben, während er vom manischen Prügel-Beat wieder geerdet wird – und somit das Konzert unter ständiger Spannung steht. Bereits seit 1995 ist die Band im Namen der inneren „Demons“ unterwegs, hat nie die ihr zustehende Anerkennung erhalten, so dass auch im Römer mehr Besucher im Barbereich plappern als sich auf der Tanzfläche der Dämonologie ergeben. Der Dynamik von Schuld ohne Gefühl für Sünde. Man möchte dabei – je nach Alter – schmunzeln, lauthals lachen oder Luftgitarre spielen. „Demon“-Punk ist Konsensparty im besten Sinn. Jens Fischer