: Mieter fürchten Fasern
ASBEST Die Bauarbeiten im Forum Altona werden durch ein Schadstoffgutachten verzögert. Die Anwohner beunruhigt vor allem ein nicht ausreichend abgesicherter Asbestcontainer
VON LENA KAISER
Die Bewohner des Forum-Gebäudes in der Großen Bergstraße in Altona sind besorgt. Seit August 2009 wird das Haus neben dem Frappant saniert. Eigentlich nichts Besonderes, wäre da nicht der Brief der für die Modernisierung zuständigen Unternehmensgruppe Implan, der es untersagt, Löcher in die Wände zum Laubengang zu bohren. Denn hier sei Asbest festgestellt worden, das bei einer Beschädigung gesundheitsgefährdende Fasern freisetze.
Das Neue Forum Altona, so kündigt Implan auf seiner Internetseite an, solle bald „in einer neuen baulichen Gliederung und zeitgemäßer Architektur erscheinen“. In dem 1970er-Jahre Plattenbau wurde Asbest in fester sowie in locker gebundener Form verbaut. Bei den laufenden Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten soll dieser nun beseitigt werden. Eigentlich sollten die Bauarbeiten bereits im Frühjahr 2010 beendet werden. Verzögerungen machen den Plan von Implan jedoch zunichte.
So stellte eine Mieterin, die wegen der Sanierung bereits im Dezember in eine Ausweichwohnung umgezogen war, nach drei Monaten fest, dass die Arbeiten noch gar nicht begonnen haben. Stattdessen seien in ihrer Wohnung Bauarbeiter untergebracht worden, sagt sie.
Verzögerungen gibt es auch bei den Abbrucharbeiten. Denn das erste Schadstoffgutachten, in dem das locker gebundene Asbest, das bei den Abbrucharbeiten Fasern freisetzt, bestimmt werden sollte, „hat unsere Bauaufsicht nicht als ausreichend befunden und um Nachbesserung gebeten“, sagt Rainer Doleschall, Sprecher des Bezirksamtes Altona.
Derzeit werde ein zweites Gutachten geprüft. „Erst wenn diese Prüfung beendet ist und positiv ausfällt, kann die Entsorgung beginnen.“ Der Abbruch des festgebundenen Asbests, von dem nur vom zerschlagenen Material an den Bruchstellen eine Gesundheitsgefährdung ausgeht, habe aber mittlerweile begonnen, sagt Doleschall.
Bereits Ende Februar bemerkte eine Anwohnerin in der öffentlich zugänglichen Tiefgarage einen Container, auf dem ein Aufkleber mit der Aufschrift „Achtung Asbest! Betreten verboten“ vor fremdem Zugriff warnte. Der Container war lediglich mit einem Flatterband abgesperrt.
Da der Mieterin diese Lagerung unsachgemäß erschien und sie eine Gefährdung vermutete, entschloss sie sich zu einer Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft. Die habe nun ein Ermittlungsverfahren wegen unerlaubtem Umgang mit gefährlichen Abfällen eingeleitet, sagt die Frau.
„Die Akten liegen der Polizei seit dem 17. März zur Durchführung von Ermittlungen vor“, bestätigt Wilhelm Möllers, Sprecher der Staatsanwaltschaft, das eingeleitete Verfahren. Ergebnisse gebe es bislang allerdings noch keine. Der Sicherheitskoordinator der Baustelle am Forum wollte gegenüber der taz zu seiner Arbeit keine Auskunft geben und verwies an den Bauherren. Jetzt hat auch das Bezirksamt Altona die Lagerung des Bauschutts beanstandet. „Wir haben moniert, dass das Asbest da in einem Container für jedermann zugänglich liegt, das müsste aber eigentlich schon beseitigt sein“, sagte Doleschall.
Wie der Bezirk hat auch das Amt für Arbeitsschutz der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG), das mit der Kontrolle der Asbestabbrucharbeiten betraut ist, die Lagerung im Container als eher harmlos eingeschätzt. „Alles ist so verpackt, dass keine Fasern entweichen können“, sagt Behörden-Sprecherin Julia Seifert.
Nachdem der Container wochenlang öffentlich zugänglich war, wurde dieser erst in der vergangenen Woche mit einem Bauzaun abgesperrt. Während die Bauarbeiten weiter andauern, sind die Mieter die Leidtragenden. So klagt eine Anwohnerin, dass die Mieter für unbestimmte Zeit ihre Wohnungen verlassen müssten. Und für die Zeit nach der Sanierung hat der Vermieter ihnen bereits eine Mieterhöhung angekündigt.
Diese hält Sylvia Sonnenmann vom Verein Mieter helfen Mietern für überzogen. „In einem Fall lag das, was die sich ursprünglich vorgestellt haben, bei über 9 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter“ – gegenüber dem alten Preis von 6,43 Euro. Dabei handele es sich doch nur um eine Kleinstwohnung.