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Archiv-Artikel

„Werner beinhart“ bringt TeBe auf Trab

FINANZEN Werner Lorant, einst gefürchteter Drill-Sergeant, soll den abstiegsbedrohten Viertligisten retten

„Berlin kann mindestens zwei Bundesligisten vertragen“

Die üblen Gerüchte um Tennis Borussia in der Regionalliga wichen edlen Gerüchen in einem Steglitzer Hotel. Bei Lachshäppchen und Kaffee wollte der Fußballclub dort „neue Synergieeffekte“ und „zusätzliche Kompetenzen“ verkünden. Welch ein Aufwand für einen vom Abstieg bedrohten Verein, dem angeblich 200.000 Euro in der Kasse fehlen, um die laufende Saison reibungslos über die Bühne zu bringen, mag mancher Besucher am vergangenen Montag gedacht haben.

Dann öffnete sich die Tür zum Sitzungssaal „Lausitz“, und ein Mann mit weißgrauem Haar stolzierte herein: Werner Lorant, 61, einst gefürchteter „Drill-Sergeant“ bei 1860 München in der Bundesliga. Ab sofort fungiert „Werner beinhart“ mit der wilden Löwen-Mähne als Sportdirektor bei TeBe in der 4. Liga.

„Ich freue mich auf die Aufgabe. Motiviert bin ich immer. Wo ich bin, da will ich Erfolg“, sagte der Trainer-Weltenbummler, der schon Fenerbahce Istanbul, Saipa Teheran und zuletzt Dunasjka Streda (Slowakei) betreute, in seinem typischen Statement-Stakkato. Dass TeBe-Präsident Mario Weinkauf anschließend vermeldete, sein Club stehe wirtschaftlich „mit dem Rücken zur Wand“, tat dem Lorant-Engagement keinen Abbruch.

Der frühere Profi-Trainer versicherte, sein Name werde nicht auf der Gehaltsliste auftauche: „TeBe ist ein Traditionsverein, dem ich auf ehrenamtlicher Basis helfen möchte.“ Präsident Weinkauf mit mikrobiologischem Tiefblick: „Herr Lorant ist mit dem TeBe-Virus infiziert.“

Viel Zeit zum Kuscheltalk bleibt nicht: Bis zum 1. April muss der Lizenzantrag für die Regionalliga-Saison 2010/2011 beim DFB in Frankfurt am Main eingereicht sein. „Das ist die entscheidende Deadline – im Sinne von dead“, kommentierte das schwarzhumorige TeBe-Vorstandsmitglied Hagen Liebing.

Trotz des Lochs in der Vereinskasse und ausstehender Spielergehälter kann Lorants Amtsantritt als ermutigendes Signal interpretiert werden. Den Kontakt zu ihm soll ein potenzieller Sponsor geknüpft haben, der zum Einstieg bei TeBe bereit sei. „Wir haben eine Kooperationsvereinbarung über fünf Jahre geschlossen“, so Weinkauf, der den Namen des geheimnisvollen Retters nicht nennen wollte.

Lorant könnte als eine Art Vorhut dieses Sponsors agieren. Nicht anzunehmen, dass der neue Sportdirektor mit TeBe in der 4. Liga sesshaft werden will. „Diese Liga ist die schwierigste“, sagte Lorant. Es gibt kaum Fernsehgeld, Sponsoren stehen alles andere als Schlange.

Doch TeBe hat Visionen. Der Verein peilt die Rückkehr in die Profiliga an, wenn möglich die 2. Bundesliga. Dafür soll offenbar Lorant seine Beziehungen spielen lassen. „Ich kenne viele Leute. Es wird auch der eine oder andere kommen“, verkündete der frühere Münchner „Löwen“-Dompteur. Sein Anspruch ist ambitioniert: „Berlin kann mindestens zwei oder sogar drei Bundesligisten vertragen.“ Ob Hertha da mitspielt?

Nach seiner Visite im Hotel stellte sich Lorant im Mommsenstadion den Borussen-Spielern und -Coach Thomas Herbst vor. Mit Lob für Aktive („Sie sind das Wichtigste im Verein“) versuchte der Sportdirektor, den Amateuren die Furcht vor seinem „Beinhart“-Image zu nehmen. Manche mögen ihn bislang nur von Panini-Sammelbildern oder Starksprüchen gekannt haben, wenn etwa Lorant über Spieler lästerte: „Schlimm ist dieses Gejammer. Tut hier weh, tut da weh. Aber solange Sie das Handy halten können, muss ja noch genug Kraft da sein.“ In Berlin gab er sich moderater: „Es braucht vor mir keiner Angst zu haben – ein bisschen Respekt schon.“ JÜRGEN SCHULZ