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Archiv-Artikel

Läuft doch gut. Eigentlich

BASKETBALL Vor dem alles entscheidenden Eurocup-Spiel gegen Hapoel Jerusalem fragt sich Alba Berlin, ob das Team ausreichend konstant ist, die gesteckten Saisonziele zu erreichen

Solche Formschwankungen ist das Publikum nicht gewohnt vom Serienmeister

AUS BERLIN ALEKSANDAR ZIVANOVIC

Ganz vorne in der Bundesliga und auf europäischer Ebene im Viertelfinale. Alba Berlin geht es gut. Eigentlich. Findet auch ihr Center. „Ich glaube, dass die Saison bis jetzt sehr gut gelaufen ist“, sagt Blagota Sekulic. Und tatsächlich: Heute Abend entscheidet sich in der Arena am Ostbahnhof im Entscheidungsspiel gegen Hapoel Jerusalem, ob die Berliner Basketballer das Final-Final-Turnier des Eurocups erreichen. Es wäre der größte Erfolg für den deutschen Vereinsbasketball.

Ansonsten aber geht es den Berliner Basketballern dieser Tage ein wenig so wie den Fußballern von Bayern München. Noch dabei international, mit besten Aussichten in der Meisterschaft, aber in der Öffentlichkeit wird das Vermögen des Teams angezweifelt. Ist die Mannschaft von Trainer Luka Pavicevic doch zuletzt mit sehr unkonstanten Leistungen aufgefallen: Von den letzten zehn Spielen hat man fünf verloren.

Das Team hat dabei Niederlagen kassiert, mit denen niemand so gerechnet hat: gegen den Mitteldeutschen Basketball Club aus Weißenfels oder Heimspiele gegen die Liga-Konkurrenten aus Bamberg und Frankfurt. Doch dann gab es auch immer wieder beeindruckende Siege wie gegen den Erzrivalen aus Bonn, den man mit mehr als 30 Punkten vom Platz fegte. Oder das entscheidende Spiel in der Eurocup-Hauptrunde gegen den spanischen Traditionsverein Juventut Badalona, das nach kämpferischer Leistung auswärts gewonnen wurde und überhaupt die Möglichkeit auf den Einzug ins Final-Turnier des Eurocup schuf.

Nun also gegen Hapoel Jerusalem ein Spiel um alles oder nichts, ein Spiel, das man zudem auch noch klar gewinnen muss, um weiterzukommen. Mindestens sieben Punkte mehr müssen die Berliner am Ende auf dem Zettel haben, da man das Hinspiel letzte Woche in Jerusalem mit sechs Punkten verloren hat. Der Druck ist also groß. Aber, so hält Blagota Sekulic dagegen, „Druck ist nichts Neues für ein Team wie unseres. Im Team haben wir sehr erfahrene Spieler, die sehr gut mit Druck umgehen können. Wir werden versuchen den Druck auf die beste mögliche Art zu kanalisieren.“ Er muss es wissen. Der montenegrinische Center ist erfahren auf diesem Niveau, er hat 2007 mit Real Madrid den Uleb-Cup gewonnen. Einen Unterschied in der Vorbereitung wird es, sagt er, aber nicht geben: „Das ist die Philosophie des Trainerstabs: Jedes Match wird mit hoher Konzentration und maximaler Energie vorbereitet.“

Das Saisonziel ist eh nach wie vor in erster Linie die Meisterschaft. Daran hat sich auch in dieser Saison für den Branchenprimus nichts geändert. Neben anderen schönen Dingen, die Meisterschaften so mit sich bringen, garantiert der Bundesliga-Titel vor allem eins: die Teilnahme an der lukrativen Euroleague, in der die besten Klubs des Kontinents sich messen.

Da will Alba unbedingt dabei sein in der nächsten Spielzeit. In diesem Jahr hat man vor Saisonbeginn den Einzug in das Hauptfeld der Euroleague knapp verpasst, nun ist dieses Ziel nur noch über die Meisterschaft möglich. Oder aber über einen Gewinn des zweitklassigen Eurocups.

Auch deshalb hat Alba-Sportdirektor Henning Harnisch gern von den „Spielen zwischen wichtigen Spielen“ gesprochen. „Im Verlauf einer Saison kommt es natürlich immer mal zu Niederlagen, die so nicht geplant sind“, ergänzt Sekulic. Was beide meinen, sind Begegnungen, die scheinbar allzu leicht verloren wurden. So wie das verlorene Heimspiel gegen Bamberg, dem der wichtige Sieg gegen Badalona folgte.

Viele wichtige Spiele hat Alba nach Niederlagen gewonnen. Genau diese fehlende Konstanz ist es aber, die das Berliner Publikum nervös macht. Man ist anderes gewohnt in der Hauptstadt: Früher marschierte der Serienmeister gewöhnlich ohne große Irritationen durch eine Bundesliga-Saison. Die Formschwankungen erklären sich dadurch, dass immer wieder wichtige Spieler verletzt aussetzen mussten, zuletzt Julius Jenkins wegen einer Gehirnerschütterung. Der amerikanische Aufbauspieler ist auch fraglich für das heutige Spiel gegen Jerusalem.

Die Stimmung im Team jedenfalls ist nicht schuld, versichert Sekulic, an der ungewöhnlichen Achterbahnfahrt. „Die Atmosphäre ist sehr gut“, sagt er, „sie ist gut, wenn wir gewinnen, sie ist auch dann gut, wenn wir verlieren.“ Das allerdings sollte nun tunlichst heute Abend nicht passieren.