SPARKASSE LANGT ZU
: Zur Disposition

Das Überziehen des Kontos ist ein Kinderspiel

Andauernd hatte ich im Laufe des Nachmittags im Radio von den hohen Dispo- und Überziehungszinsen gehört, die viele Geldinstitute im zweistelligen Bereich erheben. Schweinerei, dachte ich jedes Mal. Bis ich die Meldungen über die Abzocke nicht mehr hören konnte und meine Kontoauszüge suchte. Ich wollte wissen, wie hoch die Dispo- und Überziehungszinsen bei der Berliner Sparkasse sind, bei der ich mein Konto habe, das ich, genau, regelmäßig überziehe.

Schnell fand ich die Daten zum letzten Quartal. Nur verstand ich sie nicht. „Berichtigung der Abrechnung Vorperiode“, las ich. „Kred-Zins, Nachberechnung, 0,02S, 12,2500 v.H. Kred-Zins bis 30.06.2013, Zinsen für Konto-Kreditüberziehungen 17,2500 v.H. Überz-Zins bis 15.05.2013.“ Ist das Überziehen des Kontos ein Kinderspiel, sind die Spielregeln es keinesfalls. Das Einzige, was ich auf Anhieb kapierte, war die Summe, die die Sparkasse für das letzte Quartal von meinem Konto abgebucht hatte: 66,21 Euro.

Ich dachte über die Bedeutung des Wortes „Disposition“ nach. Als Arzttochter weiß ich, dass Disposition in der Medizin die Anfälligkeit für die Ausbildung einer Krankheit ist. In der Psychologie steht Disposition für die persönliche Meinung eines Menschen. In der Philosophie ist Disposition das Vermögen, etwas zu tun oder zu erleiden. Wenn ich mein Konto überziehe, muss ich also die Überziehungszinsen erleiden. Hm.

Seit mehr als 20 Jahren habe ich mein Konto bei der Berliner Sparkasse. Eröffnet habe ich es kurz nach dem Mauerfall in einer Filiale in Wilmersdorf, am Adenauerplatz, um genau zu sein. Seit wann ich einen Dispokredit habe, weiß ich nicht mehr. Frage mich aber, ob der erste Bundeskanzler und Namensgeber des Platzes, an dem ich mein Konto eröffnet habe, schuld ist. Ihm hatte sein Finanzminister attestiert, keine Ahnung von Finanzen zu haben. BARBARA BOLLWAHN