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Archiv-Artikel

Heuschrecken-Alarm im Hafen

Der Fußböden-Hersteller DFT schreibt zwar schwarze Zahlen. Dennoch sind 180 Arbeitsplätze in Gefahr – weil der Mutterkonzern Rinol Pleite gegangen ist. Der Insolvenzverwalter ist „optimistisch“

von Jan Zier

Am kommenden Montag, da ist Peter Gewald vielleicht schon arbeitslos. Vielleicht aber auch nicht. So genau weiß das hier draußen keiner. Seit 42 Jahren arbeitet er bei der DFT, einem Hersteller von Industriefußböden. „Ich habe die Firma mit aufgebaut.“ Und immer schrieb sie schwarze Zahlen. Doch der Mutterkonzern, die Rinol AG, ist pleite. Also sind auch in Bremen 180 Arbeitsplätze in Gefahr. Am 1. April wird das Insolvenzverfahren eröffnet. Bundesweit bangen 350 MitarbeiterInnen um ihren Job.

Das Werk am Hemelinger Hafen wird seit gestern bestreikt – auf unbestimmte Zeit, wie der Bezirksgeschäftsführer der IG Bau, Wolfgang Jägers (SPD), sagt. „Wir werden so lange weitermachen, wie es nötig ist. Und das kann dauern.“ Die Gewerkschaft kündigte massiven Protest an: „Es gibt keinen Grund, mit Job-killern zimperlich umzugehen.“

Wütend ist die Gewerkschaft vor allem auf die beiden Rinol-Investoren Morgan Stanley und D. B. Zwirn: „Sie spielen ganz offensichtlich eine mehr als fragwürdige Rolle.“ Jägers vermutet, dass die neuen Geldgeber mit der Insolvenzmasse der Rinol lediglich ein gutes Geschäft machen wollen. Die Spezialmaschinen des Industriefußböden-Herstellers seien hochwertig und würden am Weltmarkt teuer gehandelt. D. B. Zwirn und Morgan Stanley hatten ursprünglich 52 Prozent an Rinol übernehmen wollen, ließen das Unternehmen aber Ende Januar in die Insolvenz gehen.

Seither ist nichts geschehen, behauptet Jägers, auch der Insolvenzverwalter Rolf Friedrich habe sich erst auf Druck der Gewerkschaft um eine Lösung für die DFT bemüht. „Es liegt nahe, anzunehmen, dass Missmanagement das Unternehmen erst in die jetzige Situation gebracht hat.“

Doch damit nicht genug: Die neuen Investoren, legt Jägers nach, hätten potenzielle Geldgeber am Kauf der DFT gehindert. „Wenn sich dieser Verdacht erhärtet, werden sich die Pleitegeier an uns noch die Zähne ausbeißen.“

Unterdessen gibt sich Insolvenzverwalter Friedrich optimistisch. Er sehe „gute Chancen“, dass es in in dem Bremer Werk weitergeht, die Gläubiger hätten einem Verkauf zugestimmt. Der Standort sei „gesund“, das Unternehmen „werthaltig“.

Mit insgesamt 17 potenziellen Investoren sei mittlerweile verhandelt worden, sagte Friedrich gestern vor den streikenden MitarbeiterInnen. Doch nur einer unter ihnen habe bislang ein Angebot vorgelegt. Das war vor drei Wochen. Und für Anfang April kündigten sich zwei weitere ernsthafte Investoren an. „Der Markt reagiert spät“, sagt Friedrich. Den Vorwurf der Untätigkeit will er keinesfalls auf sich sitzen lassen. Auch auf D. B. Zwirn und Morgan Stanley lässt er nichts kommen. Der Vorwurf des Missmanagements sei zwar „typisch“, aber „sehr plakativ“. Und schließlich hätten die neuen Geldgeber aus London und Luxemburg an der Rinol „richtig Geld verloren“.

Gewerkschaftsmann Jägers kann er mit diesen Worten nicht beruhigen. „Das ist an Frechheit kaum zu überbieten.“ Ihm sei jedenfalls schleierhaft, woher der Insolvenzverwalter seinen Mut nehme.

Die Gewerkschaft setzt nach eigenen Angaben auf eine „Bremer Lösung“, mit einigen ehemaligen MitarbeiterInnen als neuen Chefs. Doch auch sie müssten Leute entlassen. Nur 90 der 180 Bremer Arbeitsplätze gelten als gesichert.