: Entspannter Partygast
Ginge es nach Thomas Schaaf, dürfte es diesen Text über Thomas Schaaf nicht geben. Denn er erscheint aus einem Anlass, an dem er nur unter der Bedingung teilnahm, dass er nicht im Mittelpunkt stehen würde. Aber so entspannt wie sich Werders Ex-Coach Samstagabend beim Abschiedsspiel für Torsten Frings im Weserstadion zeigte, wird er diese kleine Respektlosigkeit verzeihen.
Frings, der Bremer Ex-Kapitän, versammelte neben Münchner und Dortmunder Größen wie Lothar Matthäus, Michael Ballack und Matthias Sammer ein magisches Fünfeck, das im kollektiven Gedächtnis für die glanzvollen Tage der Schaaf-Ära steht: Johan Micoud, Ivan Klasnić, Ailton, Diego und Tim Wiese holten an diesem Abend genau wie ihr Ex-Trainer das Abschiedsspiel nach, das ihnen versagt geblieben war. Das „Schalalala Micoud“ klang dabei genauso frisch wie das „Ailton ohohoho“ und die Besungenen ließen ihre Fußballkunst noch einmal aufblitzen.
Aber niemandem wurde ein so wohltuendes Bad in der Menge bereitet wie Schaaf, der sich 119 Tage nach seinem letzten Bundesliga-Spiel erstmals wieder in der Öffentlichkeit zeigte. Und es war wohltuend zu sehen, das er, der zuletzt so verschlossen geworden war, es genießen konnte.
Schon beim Warmmachen ging er von Spieler zu Spieler und nahm jeden in den Arm, ob der wollte oder nicht. Sein breites Lächeln war dabei bis auf die Tribüne zu sehen. Zuletzt hatte man Schaaf vorgeworfen, zu wenig mit den jungen Spielern zu reden. Für diese in die Jahre gekommene Spielergeneration kann das nicht gegolten haben. Und auch der zuletzt oft gehörte Vorwurf, Schaaf könne keine Spieler besser machen, relativierte sich beim Betrachten der Gästeliste: Ob Micoud, Ailton oder Diego – keiner war vorher oder nachher besser als unter Thomas Schaaf.
Und er hat auch all jene Lügen gestraft, die nach seinem stillen Abgang in Bremen damit rechneten, er würde das nächstbeste, gut bezahlte Angebot annehmen. Nein, er hat sich vorerst komplett zurückgezogen und über seine Zukunftspläne wird nicht einmal mehr spekuliert. Man kann ihn sich als normalen Fahrgast im Bundesliga-Karussell einfach nicht vorstellen.
Dass Schaaf auch bei einem Jux-Spiel noch großen Respekt bei seinen Spielern genießt, zeigte der in Hoffenheim auf dem Abstellgleis gelandete Tim Wiese. Als das Publikum ihn aufforderte, einen Elfmeter zu schießen, holte Wiese sich erst das Einverständnis von der Trainerbank. Selbst der nicht als Leisetreter bekannte Torwart hatte Bedenken, sich zu sehr in den Mittelpunkt zu drängen. RLO