WOCHENÜBERSICHT KONZERT : Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Ganz allgemein ist erst einmal zu sagen, dass man im Moment mit Lenin nicht schlecht beraten ist beim Konzertbesuch. Also: das „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“, wie der Bolschewik wusste, und das gilt halt im Hinblick auf den isländischen Vulkan, der mit seiner Aschewolke auch den hiesigen Konzertbetrieb durcheinandergewirbelt hat. Etliche Auftritte wurden und werden weiter abgesagt, aber viele Bands kamen eben doch durch bis nach Berlin. Deswegen prüfe erst der, der sich an ein Konzert binden möchte, ob das überhaupt stattfindet. Dem Auftritt von Tunng am heutigen Freitag im Festsaal Kreuzberg sollte jedenfalls nichts im Wege stehen, und mit der britischen Band hat man einen weiteren Beweis, dass sanfter Pop, seltsame Schrabbelgeräusche und Elektronika ganz allerliebst zusammenpassen für eine freundliche neue Folklore der Städte. Mt der impliziten Aufforderung: Das könnt ihr auch, mit euren Freunden, bei einem nett experimentellen Sing-a-long-Treffen in der nächsten greifbaren WG-Küche! Die Punk-Losung, für die Gegenwart zurechtgemacht. Und wenn man schon in so einer sentimentalen Stimmung ist: Ultravox. Wieder unterwegs, in der Midge-Ure-Besetzung, und damit in der Hit-Formation, die die Rockbengeligkeiten mit John Foxx hinter sich gelassen und zu dem pathetischen Synthiepop gefunden hatte, zu dem man so wunderbar tanzen konnte, mit Tränen in den Augen. In Wien und sonst wo. Geplüschte Hymnen. Der Stehblues der New-Wave-Ära. Zum Nachtanzen am Samstag im Admiralspalast. Und am Sonntag haut man das ganze rührselige Gedöns wieder weg, im Festsaal Kreuzberg, wo einem das japanische Hardcore-Metal-Trio Zeni Geva mit kammermusikalischer Verschlagenheit gern noch alte King-Crimson-Scheiben zum mathematisch ausgerechneten Geprügel zwischen die Füße schmeißt.
■ Tunng: Festsaal Kreuzberg, Fr., 21 Uhr. 16 €
■ Ultravox: Admiralspalast, Sa., 20 Uhr. 35–53 €
■ Zeni Geva: Festsaal Kreuzberg, So., 21 Uhr. 13 €