heute in bremen : Ständig neu entscheiden
Heute hat Goethes „Clavigo“ Premiere – gespielt vom Jungen Theater in der Schwankhalle
Ist Clavigo nicht eher ein Stück für mittelklassige Stadttheater?
Carsten Werner, Regiesseur: Viele Sachen, die wir machen, spielen auch die Stadttheater. Bei unseren Eigenproduktionen sind die Unterscheide da gar nicht so grundsätzlich. Aber Clavigo kommt auch in der freien Szene immer wieder mal vor – wegen der Besetzung.
Aber warum inszenieren Sie das Standardrepertoire?
Clavigo ist ja ein autobiografisches Stück, Goethe hat es als 24-Jähriger geschrieben. Damals musste er sich entscheiden, zwischen einer großen Liebe und einer großen Karriere. Das ist heute nicht mehr so. Wir haben gemerkt, dass der Druck heute ein anderer ist. Man muss sich als Person ständig neu entscheiden und neu erfinden. Das ist ja auch ein Thema des Arbeitsmarktes. Es gibt nicht mehr die klassische Erwerbsbiografie, und man entscheidet sich auch in der Regel nicht mehr für die eine Frau für das ganze Leben. Das übt auf viele Menschen einen besonderen Druck aus.
Aber Clavigo gilt doch als eines der schwächeren Stücke Goethes.
Das würde ich nicht sagen. Goethe hat das in ein paar Tagen runtergeschrieben, und es war in dem Moment ein hoch emotionales Stück. Aber man kann es sicher nicht mit Faust vergleichen, es ist kein großer philosophischer Wurf.
Was unterscheidet diese Liebesgeschichte von anderen?
Es ist die eines Künstlers. Die Stände, aus denen die beiden kommen, liegen dichter beieinander. Und es ist keine extrem konstruierte Liebesgeschichte.
Was ist das Besondere an ihrer Inszenierung?
Das weiß ich nicht. Jan Zier
Heute um 20 Uhr in der Schwankhalle