der rechte rand : Hemden für Neonazis
In der Talstraße 17 rumort es. An den Balkonen hängen Fahnen mit Piktogrammen, die Hakenkreuze in die Mülltonne werfen, Parolen wie „Halte deine Umwelt sauber“ und gleich mehrfach „St. Pauli gegen Rechts“. Der Grund: Das Ladengeschäft „Odin + Freya“ im Erdgeschoss des Hauses im Hamburger Stadtteil St. Pauli.
Seit Mai 2005 bieten die Betreiber Björn W. und Volker F. verschiedene beliebte Bekleidungsmarken der rechten Szene an. Aktuell im Angebot: Ein T-Shirt mit dem Konterfei von Paolo Di Canio. Als Star des italienischen Fußball-Erstligaklubs Lazio Rom grüßte er seine Fans mit dem Hitler-Gruß. Seine Sympathie zu dem faschistischen Diktator Benito Mussolini leugnete er nie.
Das Hemd dürfte den Geschmack der Kunden treffen. „Die Kundschaft besteht aus Neonazis und Hooligans“, bestätigte Verfassungsschutz-Vize Manfred Murck der taz. Zeugen berichten, dass von dem Laden aus Anwohner und Passanten angefeindet und auch schon angegriffen worden seien. Während der Ausschreitungen beim Fußballspiel zwischen FC St. Pauli und dem Chemnitzer FC feierte Volker F. mit rechten Hooligans vor dem offenen Laden. Später griffen die Gäste vom Laden aus „Pauli-Zecken“ an. Ein massiver Polizeieinsatz unterband die Ausschreitungen. Wiederholt musste die Polizei auch Ruhestörungen notieren, da die Gewerberäume zur Party-Location umfunktioniert wurden. Derzeit überlegen die anderen Mieter, wie sie weiter vorgehen können.
Die zuständige „Rosenhof Grundstücksverwaltung GmbH“ sieht offenbar keinen Grund zur Sorge. „Wir haben da eine andere Meinung“ wiegelt die Mietbetreuerin ab. Schriftlich könnte man noch mal nachfragen, so die Dame. Ob sie dann aber ausführlicher antworte, könne sie nicht zusichern.
Bei einem ähnlichen Fall in Wismar verlief der Protest von Bewohnern erfolgreich. Der rechte Bekleidungsladen „O815 Store“ musste nach anhaltenden Beschwerden schließen. In Hamburg gibt es heute Abend in der „Roten Flora“ eine Infoveranstaltung zum Thema „Kooperationen von Nazis“. Eine Antifa-Demo soll am 8. Mai nahe des Ladens enden. Weitere Aktionen sind geplant.