Was tun in Hamburg? :
■ Fr, 22. 11., 20 Uhr, Werkstatt 3
Nach Ramallah
Seit Rafik auf Heimatbesuch ist, funktioniert gar nichts mehr. Dabei ist der seit Langem in Hamburg lebende israelische Palästinenser nur seiner Mutter zuliebe zur Hochzeit seines Bruders Jamal gefahren. Aber dann stirbt sein Vater und Muttern will, dass er in Ramallah beerdigt wird, und mit dem Auto ist das auch nicht weit: „45 Minuten bis Ramallah“ (Assoziation A, 192 S., 16 Euro) heißt der neue Roman des in Hamburg lebenden israelischen Regisseurs Gabriel Bornstein. Thema sind israelisch-palästinensische Verwerfungen, denn Rafik und Jamal werden abwechselnd von israelischen Grenzern und arabischen Dschihad-Kriegern rekrutiert. Ein politisches, humoriges Buch, dessen Kritik vor allem auf Systeme zielt. PS
■ Sa, 16. 11., 14/18.30 Uhr, Ehem. Elise-Averdieck-Schule, Wartenau 16
Penetrante Augen
Eine der erfolgreichsten Theatergruppen Europas ist derzeit das Kopenhagener Performance-Kollektiv SIGNA. Seit acht Jahren bespielen die Installationskünstlerin Signa Köstler, der Medien-Performancekünstler Arthur Köstler und der Architekt, Bühnen- und Kostümbildner Thomas Bo Nilsson leer stehende Gebäude oder Brachflächen und haben mit ihrer Spielweise den Begriff des Site-specific Theater neu geprägt. Nun sind SIGNA zum Auftakt der Spielzeit im Schauspielhaus zum ersten Mal in Hamburg zu sehen. „Schwarze Augen Maria“ spielt in der ehemaligen Elise-Averdieck-Schule, in der sich seltsame Familien einquartiert haben: Die Kinder haben merkwürdige geistige und körperliche Defekte, aber auch außergewöhnliche Fähigkeiten – und penetrante schwarze Augen. Nun scheint ein Arzt dem rätselhaften Syndrom auf der Spur zu sein: Alle Frauen waren direkt oder indirekt in einen Verkehrunfall vor zwanzig Jahren verwickelt.
■ So, 17. 11., 20 Uhr, Malersaal
Gewichtige Fragen
Spannend verspricht auch die zweite Inszenierung des Schauspielhauses zu werden, die am Sonntag im Malersaal Premiere feiert. Entstanden ist „Nach Europa“ unter der Regie von Friederike Heller auf der Grundlage des Romans „Drei starke Frauen“ der in Berlin lebenden senegalesischen Autorin Marie N’Diaye: Eine senegalesische Frau wird von ihrer Familie nach Europa geschickt, wird von Schleppern an die Küste gebracht, doch das Boot ist nicht seetauglich. Ein junger Mann verhilft ihr am Strand zu einem Pass und gemeinsam machen sie sich auf den Weg kreuz und quer durch den afrikanischen Kontinent. Gewichtige Fragen hat sich die Inszenierung vorgenommen: Wer sind diese Menschen, die mit Drohnen, Nachtsichtgeräten und Internierungslagern an der Reise gehindert werden sollen? Und ist es uns überhaupt möglich, ihre Perspektive einzunehmen? MATT