WOLFGANG GAST LEUCHTEN DER MENSCHHEIT : Österreich, der Tod und der Mossad
Die Spurensuche beginnt in Österreich, genauer in Kärnten. Ein Beamter des Heeresnachrichtenamtes ist spurlos verschwunden. Seine Freundin, eine erfahrene Journalistin, erhält von ihm jedoch seitenlange Mails. Mit Berichten über einen FBI-Agenten mit österreichischen Wurzeln, der dem Landeshauptmann bei seinem Besuch in Washington zugeteilt wird. Und über den Mossad, den israelischen Geheimdienst, der sich eine ausgeklügelte Autobombe für das Fahrzeug des Landeshauptmannes (einen Volkswagen vom Typ Phaeton) besorgt. Und über zwei kroatische Ex-Balkansoldaten, die in Zagreb den Auftrag bekommen, den Kärntner Politiker wegen Schmiergeldzahlungen aus dem Weg zu räumen.
Reichlich Stoff also für einen Kriminalroman – und, richtig geraten, es geht um ebenjenen Landeshauptmann mit dem Namen Jörg Haider, den Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs, der im Oktober 2008 tödlich verunglückte.
Nun ist es nicht das erste Mal, dass reale Vorfälle mit romanhaften Elementen zu einer Kriminalstory verwoben werden. Bemerkenswert ist aber schon die Akribie, mit der der Autor Eugen Freund in seinem Buch „Der Tod des Landeshauptmanns“ (Kremayr & Scherlau 2013) den israelischen Geheimdienst darüber nachdenken lässt, wie denn der Rechtsausleger aus Österreich aus der Welt geschafft werden könne. Mit einer Bombe am Fahrwerk des Autos, mit einem Präzisionsschützen beim New Yorker Marathon oder mit einem schnell verflüchtigtem Gift, das später nicht mehr nachzuweisen ist. Haider, so eines der Konstrukte von Eugen Freund, ist dabei, die militante Rechte in ganz Europa zu einen, und das muss einen israelischen Geheimdienst auf den Plan rufen.
Der Plot des Krimis sei an dieser Stelle nicht verraten. Festzustellen aber bleibt, wie platt die unterstellten Klischees über Israel und seine Dienste sind. Zumal es sich bei dem Autor um einen gestandenen Journalisten handelt: Eugen Freund arbeitet seit 1986 als Korrespondent und Moderator beim ORF. Eigentlich schade, denn der Autor schafft es, einigermaßen authentisch über den Rechtspopulisten Haider zu informieren. Nur dass der Leser nicht unterscheiden kann, wo von Information und wo von Fiktion die Rede ist.
■ Der Autor ist Redakteur der taz