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Archiv-Artikel

Neubau mit Filial-Charakter

MUSEEN Die Weserburg könnte einen Standort in den Wallanlagen bekommen und soll enger mit der Kunsthalle zusammenarbeiten. Aber wie eng ist enger?

„Es müsste das Ziel sein, einen gemeinsamen Chef zu haben“

Georg Abegg, Vorsitzer des Kunstvereins

Ohne eine intensivierte Zusammenarbeit mit der Kunsthalle hat die Weserburg wenig Zukunft. Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen, wenn man die Vorlage für die Kulturdeputation liest, die kommenden Dienstag beraten wird. Dort wird eine „Zusammenarbeit in inhaltlicher, personeller, organisatorischer und räumlicher Hinsicht“ nahegelegt. Räumlich könnte bedeuten: Das Museum für Gegenwartskunst bekommt einen Neubau in den Wallanalgen, möglicherweise vis-à-vis der Kunsthalle neben dem Wagenfeldhaus. Derzeit steht dort der Betriebshof der Umweltbetriebe.

Zur Begründung verweist die Vorlage auf die strukturelle Unterfinanzierung der Weserburg: „Sämtliche realistische Einsparmöglichkeiten eingerechnet“, bestehe für die Zeit ab 2019 noch immer ein Defizit von jährlich 100.000 Euro. Erforderlich sei daher „insbesondere die Reduzierung der Ausstellungsfläche und damit der Betriebskosten inkl. Personaleinsatz“. Eine „stärkere Kooperation mit der Kunsthalle in Bezug auf Ausstellungen zur Gegenwartskunst, aber auch beim Personal und bei der Museumslogistik“ könne „vielversprechend“ sein.

Synergie-Effekte sind immer gut – aber wie weit ist es dann noch bis zu einer Fusion beider Einrichtungen? „Diese Frage ist deutlich zu früh gestellt“, sagt Kultursprecher Heiner Stahn. Man befinde sich in einem „offenen Prozess“, eine Entscheidung über Rechtsträgerschaften liege zudem in der Hand der Einrichtungen selbst.

Die machen zumindest Andeutungen: „Es gibt kein Tabu“, lässt sich Klaus Sondergeld vom Stiftungsrat der Weserburg zitieren – ein Satz, der seinem Vorgänger, Ex-Senatskanzlei-Chef Reinhard Hoffmann, in diesem Zusammenhang sicher nicht über die Lippen gekommen wäre. Georg Abegg wird schon deutlicher: „Es müsste das Ziel sein, einen gemeinsamen Chef zu haben“, sagt der Vorsitzer des Kunstvereins. Und der werde sein Büro in der Kunsthalle haben.

Es könne also ein durchaus weitreichender Prozess sein, der jetzt durch das Ausweisen eines nicht kompensierbaren Mehrbedarfs von 100.000 Euro angestoßen wird – bei einem Gesamtetat der Weserburg von derzeit noch 2,2 Millionen Euro.

Historisch gesehen liegt der Vorschlag aus dem Kulturressort auf der Linie des konservativ dominierten Kunstvereins als Träger der Kunsthalle. Dort war man bereits 1991 nicht begeistert über die Gründung eines zweiten großen Hauses für Bildende Kunst, wie sie von der sozialdemokratischen Senatskanzlei in Gestalt der Weserburg initiiert wurde. Zumal es – und das war politisch gewollt – mit mehr Geld ausgestattet wurde als die Konkurrenz auf der anderen Weserseite. Doch diese weltanschaulichen Frontstellungen sind Vergangenheit.

Aber wäre das Gelände in den Wallanlagen überhaupt überbaubar? „Das alles müsste erst geprüft werden“, sagt Stahn. Und betont: „Die Sanierung am bisherigen Standort ist nach wie vor eine gleichberechtigte Alternative.“  HENNING BLEYL