: Charlottenburger haben dicken Fisch im Netz
VOLLEYBALL Mit dem neuen Trainer Mark Lebedew will der SC Charlottenburg wieder zurück an die Spitze
MANAGER KAWEH NIROOMAND
Kaweh Niroomand war mit der vergangen Saison überhaupt nicht zufrieden. Obwohl seine Volleyballer vom SC Charlottenburg das Halbfinale erreichten, konnte das Team seinen Manager nur selten überzeugen. Veränderungen mussten her. Doch als bei der Saisonabschlussfeier Niroomand die Trennung von Trainer Andrej Urnaut nach nur einem Jahr bekannt gab, war die Überraschung groß. Immerhin nicht für Urnaut, der war zuvor informiert worden. „Manchmal passt es nicht zusammen“, erklärte Niroomand lapidar. Zu viele Unstimmigkeiten und Kommunikationsprobleme hat es mit dem Slowenen gegeben.
Mit dem Australier Mark Lebedew glaubt Niroomand nun einen Coach gefunden zu haben, der zu einer positiven Außendarstellung des SCC beiträgt. Denn Lebedew scheint in Sachen Kommunikation ein echter Profi zu sein – und er ist Kosmopolit. Geboren wurde der 43-Jährige in Australien, der Vater stammt aus Russland, die Mutter ist Britin, die zukünftige Frau eine Polin. Lebedew war zuerst Nationaltrainer seines Heimatlandes, später in den Volleyballländern Belgien, Italien und Polen. Zuletzt trainierte er den mittlerweile insolventen VC Franken. „Das hat uns am meisten imponiert. Dass er trotz der Schwierigkeiten dort, gute Arbeit geleistet hat“, sagt Niroomand.
Ganz im Sinne seines neuen Arbeitgebers, stellte sich Lebedew bei seiner Vorstellung eloquent allen Fragen und verkündete, sich auch bei Niederlagen den Fragen stellen zu wollen. Er freue sich auf die neue Aufgabe. „Das ist eine große Chance für mich: endlich mal um die Meisterschaft spielen.“
Denn das ist das Ziel für die Charlottenburger. Hatten sie in den letzten Jahren ein wenig den Anschluss verloren, will man jetzt wieder angreifen und hofft, davon profitieren zu können, dass sich die direkten Konkurrenten Haching, Düren und Friedrichshafen im Umbruch befinden und einige gute Spieler abgeben mussten. Aber Serienmeister VfB Friedrichshafen wird wohl weite eine unüberwindbare Hürde bleiben. Kein Wunder, ist dessen Etat doch doppelt so groß wie der des SCC.
Bliebe also der zweite Platz. Der würde zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Für Niroomand eine Vision: „Mein Traum ist, dann vor 6.000 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle zu spielen.“ Deshalb wurde anders als bei der Konkurrenz das Gros des Kaders zusammengehalten und zudem mit den Nationalspielern Felix Fischer, Sebastian Krause – beide ehemalige SCC-Spieler – und dem Letten Victor Korznevics verstärkt. Zwei Positionen sind aber noch offen. „Wir brauchen wieder mehr Kontinuität“, so Niroomand. Deshalb werden auch weiterhin Eigengewächse sukzessive in das Team eingebaut. Aber auch ausländische Profis sollen länger bleiben. „Wir wollen nicht die Fehler machen, die Alba in den letzten Jahren gemacht hat, und den Kader mehrmals komplett austauschen“, sagt er.
Beste Quote der Liga
So wird man in der neuen Saison, die wegen der Weltmeisterschaften erst Ende Oktober beginnt, wohl erneut bekannte Gesichter sehen. Auch die Schmeling-Halle wird dann wieder für einige Partien Heimstätte sein. Nicht zuletzt deshalb hat der SCC mit 2.500 Zuschauern im Schnitt die beste Quote der Liga. Die Halle bietet Spektakel, und genau das will die Liga. So darf der SCC die neue Saison mit dem Lokalderby gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen eröffnen – im Fußball steht dieses Privileg eigentlich immer nur dem Meister zu. Immerhin darf der SCC sich dann einen Tag als solcher fühlen. NICOLAS SOWA