: Justiz lässt 21 verurteilte junge Frauen frei
ÄGYPTEN 14 Erwachsene und 7 Minderjährige waren wegen Unterstützung des Mursi-Regimes verurteilt
KAIRO afp | 21 junge Frauen, die Ende November nach der Teilnahme an einer Demonstration zu hohen Haftstrafen verurteilt worden waren. Die Ägypterinnen wurden am Abend aus dem Gefängnis entlassen, wie einer ihrer Anwälte sagte. Ein Berufungsgericht in Alexandria hatte zuvor ihre Haftstrafen in Bewährungsstrafen umgewandelt.
In erster Instanz waren die Frauen, unter ihnen sieben Minderjährige, unter anderem der „Gewalttätigkeit“ für schuldig befunden worden. Grund war ihre Beteiligung an einer Demonstration in Alexandria am 31. Oktober zugunsten des gestürzten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi. Die Staatsanwaltschaft warf den Frauen vor, während der Proteste Steine geworfen und mit Messern bewaffnet gekämpft zu haben.
Die 14 erwachsenen Frauen waren zu je elf Jahren Haft verurteilt worden. Das Berufungsgericht wandelte die Verurteilungen in je ein Jahr Gefängnis auf Bewährung um. Eine andere Kammer setzte die sieben Minderjährigen, die zu Jugendhaft bis zur Volljährigkeit verurteilt worden waren, gegen drei Monate auf Bewährung auf freien Fuß.
Unterstützer der Frauen jubelten bei der Urteilsverkündung „Gott ist groß“. Vor dem Berufungsgericht wurde am Samstag ein großes Polizeiaufgebot abgestellt. Etwa hundert Menschen protestierten dort für ein „Ende des Militärregimes“.
Vor der Urteilsverkündung sagte eine der Beschuldigten, Aya Adel, sie und die anderen Frauen seien „politische Gefangene“. Die Demonstrationsfreiheit sei ein „verfassungsmäßiges Recht“. Heba Morajef von Human Rights Watch in Ägypten sagte, die jungen Frauen hätten nicht verurteilt werden dürfen. Es habe keine Beweise gegeben, dass sie Gewalt angewendet hätten.
Die Urteile in erster Instanz vom 27. November hatten im In- und Ausland Empörung ausgelöst. Auf Bildern waren Frauen mit weißen Schleiern zu sehen, die mit Handschellen brav hinter Gittern auf der Anklagebank saßen. Die 14 erwachsenen Frauen saßen auch am Samstag mit Handschellen im Käfig der Angeklagten. Alle trugen eine rote Rose in der Hand und hatten auf ihre Handflächen das Wort „Freiheit“ geschrieben. Mursi war am 3. Juli nach Massenprotesten vom Militär gestürzt worden.