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Frauenhäuser verstopft

MÄNNERGEWALT Für viele Opfer ist es schwer, wieder eine eigene Wohnung zu finden – überfüllte Hilfseinrichtungen sind die Folge

Frauenhäuser

In Hamburg gibt es seit 1977 autonome Frauenhäuser.

■ In den fünf Häusern der Stadt können Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, mit ihren Kindern Schutz suchen.

■ Unabhängig von der Herkunft und der finanziellen Situation nehmen die Frauenhäuser die Gewaltopfer zu jeder Tageszeit auf. Hier finden die Frauen nicht nur eine vorübergehende Unterkunft, sondern auch Beratung und Unterstützung.

■ Hilfe zur Selbsthilfe: Nach diesem Prinzip soll den Frauen die Rückkehr in ein eigenständiges Leben ermöglicht werden. Auch die Kinder werden in den Einrichtungen besonders betreut.

Die Adressen der Frauenhäuser sind geheim. Gewaltopfer können sich unter www.hamburgerfrauenhaeuser.de über Kontaktmöglichkeiten informieren.

VON DOMINIK BRÜCK

Die Suche nach einer Unterkunft ist in Hamburg derzeit ein schwieriges Unterfangen: 30 bis 50 BewerberInnen auf eine Wohnung sind keine Seltenheit und EigentümerInnen können sich ihre MieterInnen aussuchen. Besonders für alleinerziehende Frauen, die Schutz vor häuslicher Gewalt in einem der fünf Frauenhäuser gefunden haben, ist es nicht leicht, eine neue Bleibe zu finden.

„Es gibt leider viele Vorurteile gegenüber den Frauen bei Vermietern“, sagt Silke Büttner, die in den Frauenhäusern eins und drei arbeitet. Dabei wäre es gerade für die Gewaltopfer besonders wichtig, schnell wieder auf eigenen Füßen zu stehen. „Die ständigen Absagen bei der Wohnungssuche sind eine zusätzliche Belastung für die Frauen, die bereits viel durchmachen mussten“, sagt Büttner.

In der Regel beträgt der Aufenthalt der Gewaltopfer in den Frauenhäusern zwischen drei und sechs Monaten – diese Zeit reicht aus, um wieder auf eigenen Beinen stehen zu können. Rund 30 Prozent der Frauen überschreiten diese Zeit jedoch, da sie keine Wohnung finden. Einzelfälle leben sogar bis zu drei Jahren in Frauenhäusern.

Hinzu kommt, dass die Frauenhäuser in Hamburg konstant überbelegt sind: 194 Plätze für schutzbedürftige Frauen gibt es. Bereits bei einer Belegung von 80 Prozent spricht man von einer vollen Auslastung, da noch Platz für Notfälle bereit gehalten werden muss. Einige Häuser sprechen jedoch von Auslastungen von mehr als 100 Prozent.

„Teilweise haben wir Notbetten in den Wohnzimmern aufgestellt, um alle Frauen unterbringen zu können“, berichtet Büttner. Trotz der schweren Situation in der sich die Opfer befinden, müssen sie daher oft in den Frauenhäusern anderer Städte untergebracht werden. Ein besserer Zugang zum Wohnungsmarkt würde den Druck auf die Frauenhäuser mildern.

Die Hamburger Frauenhäuser fordern daher ein festes Wohnungskontingent für Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind. Mit Unterkünften für 60 Personen im Jahr wäre den Frauenhäusern nach eigenen Angaben sehr geholfen. „Es darf nicht sein, dass der Schutzraum der Frauenhäuser für die Opfer zu einer Sackgasse wird“, sagt Büttner.

Die Politik hat dieses Problem bereits erkannt und sucht nach Lösungen, um den schutzbedürftigen Frauen den Übergang in ein selbstbestimmtes Leben zu erleichtern. „Wir müssen die verfügbaren Instrumente der Wohnraumversorgung gezielter einsetzen, um den Frauen den Start in ein neues Leben ohne Gewalt zu ermöglichen“, sagt Annkathrin Kammeyer, Bürgerschaftsabgeordnete der SPD und zuständig für Opferschutz.

„Darüber hinaus müssen wir uns bei den Wohnungsbauunternehmen dafür einsetzen, dass Opfer häuslicher Gewalt nicht stigmatisiert werden und bevorzugt eine Wohnung erhalten“, sagt Kammeyer. In einem Ersuchen an den Senat hat sich die Bürgerschaft im Oktober dafür ausgesprochen, insbesondere bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Saga/ GWG feste Ansprechpartner für die Frauenhäuser zu schaffen und die Frauen bei der Wohnungssuche zu unterstützen.

Silke Büttner hofft, dass sich bald etwas bewegt: „Die Situation hat sich in den letzten Jahren zugespitzt, da der Mangel an Wohnraum zunimmt.“ Seit 2010 hätten die Frauenhäuser versucht, bei den Behörden auf ihre Situation aufmerksam zu machen. „Bisher sind wir aber keinen Schritt weiter“, sagt Büttner.

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